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Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Titel: Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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fünf der acht Gebäckstücke vom Frühstücksbuffet, dazu zwei Tassen Kaffee und fuhr hinaus zum Eagle Nest. Wieder ein schöner Tag; die Sonne ging gerade auf, und es wehte fast kein Wind. Ob Johnson wohl beim Angeln war oder aufgegeben und sich auf den Heimweg gemacht hatte?
    Der verdammte Davenport.
    Das Problem mit Davenport war, dass er sehr geradlinig dachte. Brutal geradlinig. Wir haben einen Mord in Grand Rapids, das Opfer ist eine einflussreiche Person, der SKA-Agent mit der höchsten Aufklärungsrate der Agentur hält sich zufällig an einem See in der Nähe auf … Was tut man also? Man schickt Flowers.
    War das etwa kreativ? Ergab sich so jemals eine Chance für einen Neuling, der die Erfahrung gebrauchen konnte? Berücksichtigte diese Entscheidung die Gefühlslage des Agenten oder sein Bedürfnis nach Ruhe?
    Virgil glaubte das nicht.
    Schmeißen wir den verdammten Flowers ins kalte Wasser. Dann stellt sich schon raus, ob er schwimmt oder untergeht.
     
    Margery Stanhope blickte über den Stone Lake, als Virgil sich zu ihr gesellte. »Immer noch niedergeschlagen?«
    »Ich werde den Gedanken an den Mord nicht los.«
    Virgil schaute ebenfalls auf den See hinaus. »Einen Monat noch, und Sie haben den Winter über frei.«
    Sie seufzte. »Was haben Sie vor?«
    »Ich würde gern mit Gästen sprechen, die Erica McDill kannten. Ich brauche Namen.«
    »Mit allen gemeinsam oder einzeln?«
    »Sowohl als auch«, antwortete Virgil. »Ich möchte die ganze Gruppe, und wenn wir fertig sind, frage ich, ob jemand unter vier Augen mit mir reden will. Ich gebe ihnen meine Handynummer.«
    »Ein paar sind zum Bären-Beobachten nach Steven’s Island gefahren. Sie kommen zum Lunch zurück. Wie wär’s mit gleich nach dem Mittagessen?«
    Virgil klopfte kurz auf das Geländer. »Bis dann«, sagte er.
     
    Er rief Zoe an. »Haben Sie die neuen Schlösser?«
    »Der Mann vom Schlüsseldienst ist gerade da. In einer Stunde will er fertig sein.«
    »Wo finde ich Wendy, Berni und die anderen?«
    »Wahrscheinlich im Schulhaus. Sie haben es diesen Monat für eine Aufnahme gemietet.«
     
    Das Schulhaus, früher einmal eine Schule mit einem einzigen großen Klassenzimmer, befand sich östlich des Orts. Es handelte sich um einen Ziegelwürfel mit einem Kamin am einen Ende, einer Tür und einem Glockenturm ohne Glocke am anderen und einem Kiesparkplatz mit einem halben Dutzend nach keinem System geparkten Geländewagen. Als Virgil aus seinem Truck stieg, sah er durch eine Wand aus Glasbausteinen die wirbelnden Arme einer Drummerin, hörte jedoch keinen Laut. Er stieg die Stufen hinauf, trat ein und begegnete im Eingangsbereich einer dünnen, hektischen Blondine, die an einem Tisch in Noten las und im Rhythmus mit dem gedämpft herüberklingenden Bass Kaugummi kaute.
    »Ich würde gern mit Wendy Ashbach sprechen«, sagte Virgil.
    Die Frau fragte kauend: »Und wer sind Sie?«
    »Polizei«, antwortete Virgil.
    Offenbar hatte er einschüchternd genug geklungen, denn sie nickte. »Virgil. Ich hab von Ihnen gehört. Sie waren bei dem Streit gestern Abend dabei.«
    »Ja …«
    »Sie spielen grade ›Lover Do‹ und wären stinksauer, wenn Sie’s vermasseln.«
    »Ich habe nicht vor, irgendwas zu vermasseln, aber ich will mit Wendy, Berni und allen anderen reden, die mir etwas Interessantes sagen können.«
    »Okay. Sind Sie schon mal in einem Aufnahmestudio gewesen?«
    »Nein.«
    »Folgen Sie mir, und setzen Sie sich auf die Couch an der hinteren Wand«, sagte sie. »Seien Sie leise. Sie arbeiten.«
    Der Kontrollraum war etwa sechs Meter lang und viereinhalb Meter tief und hatte ein breites Fenster zu einem Raum voller Musikerinnen – Bass- und Leadgitarre, Keyboard, Geige, alle mit Kopfhörern. Sie spielten eine relativ einfache Melodie. Auf der anderen Seite befand sich ein weiterer, kleinerer Raum, ebenfalls mit einem Fenster, in dem Berni ihr Schlagzeug bearbeitete.
    Unter dem Fenster auf Virgils Seite standen zwei Männer über ein mehr als vier Meter langes Bedienungspult gebeugt; die Musik drang durch Lautsprecher in den Kontrollraum, in dem Wendy mit Kopfhörern und Mikrofon den Text zu dem Song halb sang, halb summte. Ein metronomähnliches Klicken gab den Takt vor.
    Niemand schenkte Virgil und seiner Begleiterin Beachtung; alle konzentrierten sich auf die Musik. Die Blondine deutete auf eine Couch an der hinteren Wand. Virgil setzte sich darauf, sie sich neben ihn.
    »Sie legen die Grundmelodie fest«, erklärte die Blondine leise.

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