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Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Titel: Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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meint, das Schloss hätte nicht mal ein Kind am Reinkommen gehindert.«
    »Das ändert sich morgen.« Sie schlang vor Kälte zitternd die Arme um den Leib. »Mir ist ziemlich unwohl bei der Sache. Ich weiß nicht, ob’s Zufall war oder daran liegt, dass ich mit Ihnen rede, oder ob ein verrückter Frauenmörder sein Unwesen treibt.«
    Zoes Schwester trat aus dem Haus. Sie sah Zoe sehr ähnlich, war schlank, aber älter und wettergegerbter, hatte kühle Augen und eine etwas zu lange Nase. Sie trug eine karierte Bluse mit bis zu den Ellbogen hochgekrempelten Ärmeln und Jeans, musterte einen Moment Virgil, dann seinen Truck und sein Boot und bemerkte: »Hübsche Ausrüstung.«
    »Finde ich auch.«
    »Kommt rein, bevor euch die Mücken auffressen«, forderte Zoes Schwester sie auf.
    »Meine Schwester Sig, Signy«, stellte Zoe sie vor und fügte an Signy gewandt hinzu: »Und das ist Virgil.«
     
    In Signys Haus roch es nach Kiefernholz, Speck und Pfannkuchen; darin befanden sich eine winzige Küche, ein kleines Wohnzimmer mit einem Sofa und zwei Sesseln auf einem ovalen Vorleger, ein Holzofen und ein Flur, der offenbar zu den Schlafzimmern führte. Virgil setzte sich in einen der Sessel.
    »Was haben Sie rausgefunden?«, fragte Zoe.
    »Nicht viel. Ich habe mit einigen Leuten gesprochen, die Erica McDill nicht leiden konnten, sie jedoch nicht umgebracht haben. Außerdem hat sich herausgestellt, dass Ruth Davies hunderttausend Dollar erben wird und von mindestens einer Affäre Ericas wusste. Möglicherweise hat sie also geglaubt, ihre gemeinsame Zeit gehe zu Ende. Und sie hat kein Alibi.«
    Signy kam mit drei Flaschen Negra Modelo aus der Küche zurück und reichte eine Virgil.
    Virgil nahm einen Schluck. »Sorry, Ma’am, aber im Dienst darf ich nicht trinken.«
    »Schade«, sagte Signy, gab die zweite Flasche Zoe und behielt eine für sich selbst. »Glauben Sie, diese Ruth Davies hat sie erschossen?«
    »Das habe ich nicht behauptet.«
    »Hat so geklungen.«
    »Okay. Ich glaube nicht, dass sie es war.«
    »Wer dann?«, fragte Signy.
    »Ich kenne noch nicht alle Akteure«, antwortete Virgil. »Doch in den nächsten Tagen werde ich sie kennenlernen.«
    Signy lächelte. Dabei kam ein angeschlagener Schneidezahn zum Vorschein. »Selbstbewusstsein haben Sie, das muss ich Ihnen lassen.«
     
    Signys Ehemann war in Alaska.
    »Einmal wollte er einen Laib Brot kaufen und ist oben in Churchill, an der Hudson Bay, gelandet. Diesmal ist’s Alaska.«
    »Klingt ein bisschen wirr«, lautete Virgils Kommentar.
    »Er ist wirr. Netter Kerl, aber wirr. Ich glaube nicht, dass er zurückkommt.«
    »Vielleicht doch«, sagte Zoe.
    »Ich glaub’s nicht«, wiederholte Signy und fügte an Virgil gewandt hinzu: »Er will immer weiter nach Norden. Das letzte Mal hat er’s kaum zurück nach Hause geschafft. Diesmal hat er die Grenze überschritten.«
    »So ist das Leben«, sagte Virgil.
    »Zeig Virgil das Foto, das er dir geschickt hat«, forderte Zoe sie auf.
    Signy holte einen Umschlag von einem Tisch im Eingangsbereich und gab ihn Virgil. Virgil ließ ein Bild herausgleiten und hielt es ins Licht der Lampe. Darauf war ein schlanker, dunkelhaariger Mann am Ufer eines Bachs zu sehen, der einen halb in Sumpf oder Treibsand versunkenen Bulldozer betrachtete, zu dem eine Kette von einem zweiten Bulldozer führte. Offenbar sollte der den anderen aus dem Schlamm ziehen.
    »Raten Sie mal, was für einen Job er hat«, sagte Signy.
    »Bulldozerfahrer?«
    »Er baut immer wieder Unfälle«, erklärte Zoe.
    Virgil gab Signy das Foto zurück, die fragte: »Wollen Sie noch ein Bier?«
    »Eigentlich sollte ich nicht«, antwortete Virgil.
    Sie holte ihm eine zweite Flasche. »Ich würde Ihnen ja ein Sandwich machen, aber ich hab nichts im Haus. Ich esse meistens auswärts.«
    »Ich hab eine Tüte Mais im Truck«, sagte Virgil.
    Signys Augen begannen zu leuchten. »Prima. Dazu muss man bloß Wasser kochen, stimmt’s?«
    Virgil holte die Tüte.
    Sie schaute hinein. »Gurken. Aus denen lässt sich ein Salat schnipseln. Ich habe Äpfel und grünen Salat …«
    Virgil hatte den Eindruck, dass sie keine sonderlich gute Köchin war.
    Signy verschwand in der Küche.
    Virgil setzte sich wieder und sagte zu Zoe: »Erzählen Sie mehr über die Band, von Wendy, Berni und den anderen …«
     
    Zoe berichtete ihm, dass die Band seit zwei oder drei Jahren existiere und Wendy seit der Mittelschule eine gewisse Berühmtheit in Grand Rapids und Umgebung erlangt habe. »Sie

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