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Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Titel: Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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einem Automaten holten. Erst jetzt merkte Virgil, dass er einen Bärenhunger hatte.
    »Du hast recht, das ist wirklich schräg, da hat ein Verrückter seine Finger im Spiel«, pflichtete Shrake ihm bei. »Möglicherweise hat keiner der anderen Punkte – die Lesben, die Lodge, die Band, Wendy – etwas damit zu tun. Unter Umständen nicht mal der Mord in Iowa. Könnte gut und gern ein durchgeknallter Schüler aus der Highschool sein, der sich mit einem Gewehr abreagiert.«
    »Die erste Frau in dem Kanu«, meldete sich Jenkins zu Wort. »Sie so zu erschießen war unprofessionell. Bei einem beweglichen Ziel in achtzig bis hundert Metern Entfernung ist die Wahrscheinlichkeit, den Kopf nicht zu treffen, ziemlich hoch. Wenn der Schuss danebengeht, springt das Opfer aus dem Boot ins Wasser und taucht unter. Er hätte ihr leicht in die Brust schießen können, die ist als Ziel doppelt so groß wie der Kopf. Was heißt, dass er angeben wollte …«
    »Warum hat er der anderen Frau dann in den Rücken geschossen?«, fragte Virgil. In seinem Gehirn formte sich ein Gedanke, den er aber nicht wirklich zu fassen bekam.
    »Wahrscheinlich war die Distanz größer. Du sagst, sie saß auf einem Fahrrad. Dann war es ein ziemlich schwieriger Schuss«, erklärte Jenkins. »Ein statisches Ziel, zwischen die Augen, auf achtzig Meter, ist leichter zu treffen als eines, das sich in zweihundert Metern Entfernung schnell und unregelmäßig bewegt. Wir müssen rausfinden, wie weit weg er war …«
    »Du hältst ihn also für einen Scharfschützen.«
    »Jedenfalls hält er sich selbst dafür«, stellte Jenkins fest. »Oder er versucht wie Lee Harvey Oswald etwas zu beweisen.«
     
    Virgil, der an einer Wand gelehnt hatte, richtete sich auf. »Ich muss los. Wenn ich jemanden brauchen sollte, der die Antwort aus jemandem rausprügelt, melde ich mich«, versprach er.
    »Immer gern«, sagte Jenkins.
    Virgil machte sich auf den Weg, nach wie vor bemüht, den Gedanken zu fassen, den Jenkins und Shrake ausgelöst hatten. Es war, als würde er beim Einkaufen im Supermarkt etwas Wichtiges vergessen.
     
    Virgil fuhr auf der I-35 nach Norden und legte auf halbem Weg eine Pause in einem Diner mit dem Namen Tobie’s ein. Da er keine Lust auf Fleisch hatte, bestellte er ein Stück Blaubeerkuchen und eine Tasse Kaffee und setzte dann die Reise nach Norden und Westen fort, bis er um zehn nach zehn sein Motel in Grand Rapids erreichte. Er brachte die Tasche in sein Zimmer, wo das Telefon blinkte. Eine Nachricht von Signy: »Ich habe gerade mit Zoe gesprochen. Sie sagt, du hättest eine Frage über Jan Washington an mich. Vor Mitternacht gehe ich nie ins Bett; also komm vorbei, wenn du möchtest.«
    Virgil überlegte kurz – er war müde, aber nicht zu müde –, bevor er in einem Supermarkt Brathühnchen und einen Sechserpack Bier kaufte und zu Signy fuhr. Er sah ihre Silhouette im Fenster, als er den Wagen in die Auffahrt lenkte. Kurz darauf öffnete sie lächelnd die Tür.
    Als sie die Supermarkttüte in seiner Hand bemerkte, sagte sie: »Ach, du bringst mir Rosen. Das wäre aber nicht nötig gewesen.«
    »Nein, etwas Besseres als Rosen – Hühnchen«, erklärte Virgil und trat ein.
    »Du glaubst wahrscheinlich, ich hungere hier draußen.«
    »Nein, aber ich habe den Eindruck, dass du nicht allzu gern kochst. Vielleicht ist Joe deswegen verschwunden; er hätte sich mal ein Schweinekotelett gewünscht.«
    »Da könntest du recht haben«, gab sie zu und schaute in die Tüte mit dem Hühnchen, dessen Duft sofort den Raum erfüllte. »Zerteil es. Ich mach inzwischen das Bier auf«, wies sie Virgil an.
    Sie aßen an dem kleinen Tisch. Er fragte sie, wie ihr Tag gewesen sei, und sie erzählte ihm von der Quilt-Gruppe, die kein anderes Thema als den Mord an Erica McDill gekannt hatte. Noch während die Gruppe da gewesen war, hatte Zoe angerufen, um ihr von Jan Washington zu berichten. Da waren die Frauen völlig aus dem Häuschen geraten.
    »Darauf konnten sie sich überhaupt keinen Reim machen. Wir sind alle der Meinung, dass ein Verrückter sein Unwesen treibt. Wahrscheinlich wirst du jetzt mehr Druck kriegen. Die Leute hier erwarten, dass der Killer so bald wie möglich dingfest gemacht wird. Sie wollen nicht hören, wie schwierig alles ist. Wenn du’s allein nicht schaffst, solltest du Verstärkung anfordern.«
    Virgil fragte sie nach Barbara Carson, die Constance Lifry vor ihrem Tod angerufen hatte.
    »Barbara«, sagte Signy. »Ja, die kenne ich. Sie hat

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