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Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat

Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat

Titel: Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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finden.«
    »Lee Coakley, unser Sheriff hier, meint, er könnte Oralsex gehabt haben«, sagte Virgil.
    »Ja.«
    »Wirklich?«, fragte Virgil, überrascht über diese eindeutige Aussage.
    »Er hatte Lippenstift am Penis. Deshalb gehen wir von heterosexueller Aktivität aus.«
    »Bea … Sie sind ein Schatz.«
    »Das sagen Sie allen«, brummte sie. »Wenn es Oralsex war, besteht die Chance, dass wir DNS-Spuren entdecken. Ich schildere Ihnen jetzt lieber nicht im Detail, wie.«
    »Danke.«
    »Viel mehr wird sich nicht feststellen lassen. Es ist ein altes Haus … Staub aus dem Ofen hat sich auf alles gelegt. Am aussichtsreichsten ist die DNS auf seinem Penis, und seinen Hosenschlitz werden wir uns auch noch genauer ansehen.«
    »Wir suchen nach einer Uniformhose aus grüner Wolle mit Blut daran«, teilte Virgil ihr mit. »Vielleicht nur ganz wenig. Überprüfen Sie jede grüne Wolluniformhose, die Ihnen unterkommt. Das Blut stammt von einem abgerissenen Fingernagel. Davon bräuchten wir auch die DNS.«
    »Wenn welche da ist, finden wir sie«, versprach sie.
    »Bea …«
    »Sagen Sie nicht wieder, dass ich ein Schatz bin. Einmal reicht.«
     
    Auf dem Weg zurück zu Lee Coakleys Büro erhielt Virgil einen Anruf von einer örtlichen Nummer, die er nicht kannte. Als er ranging, meldete sich Bob Tripps Vater.
    »Ich habe mit meiner Frau gesprochen; wir fahren heute Abend um halb acht zum Bestattungsunternehmen. Wenn Sie kurz vor halb hier sind, können Sie sich allein in Bobs Zimmer umsehen. Uns wäre es lieb, wenn wir nicht dabei sein müssten.«
    »Abgemacht«, sagte Virgil. »Danke.«
    Als Virgil Lee Coakleys Büro betrat, hatte sie die Füße wieder auf dem Papierkorb und blickte zum Fenster hinaus. Sie deutete auf einen Besucherstuhl.
    »Sie wirken müde«, stellte Virgil fest.
    »Bin ich auch.«
    »Wenn wir den Fall klären, sind Sie die Heldin der Stadt.«
    »Drei Morde«, stöhnte sie. »Wahrscheinlich sogar vier. Wissen Sie, was ich gemacht habe, bevor ich Sheriff geworden bin? Ich habe nach einem Jungen gefahndet, der Trucks knackte.«
    »Haben Sie ihn gekriegt?«
    »Nein, aber ich weiß, wer es war. Ich habe mich im Diner in die Nische neben dem Vater von dem kleinen Arschloch gesetzt und zu meinem Chef gesagt: ›Wenn ich den Jungen erwische, gibt’s Ärger. Er hat einen Schaden von fünfzigtausend Dollar angerichtet; die Versicherungen sind ihm und seinen Eltern auf den Fersen.‹ Danach war Schluss.«
    »Prima.«
    »Mit so was haben Sie sich bestimmt nie rumgeschlagen«, sagte Lee Coakley. »Bei dem Tempowechsel vom Truck-Knacken zum vierfachen Mord kann einem Hören und Sehen vergehen.«
    »Mir wurde mal ein Fall übertragen, in dem einem Kleinkind die Hose geklaut wurde.« Virgil erzählte ihr davon und dann von den Telefonaten.
    Sie seufzte. »Es ist Abend. Sie fahren zu den Floods raus, und ich koche daheim mal wieder irgendwelchen Mist. Mackaroni mit Käse zum Beispiel. Mir graut schon davor.«
    »Nehmen Sie sich die Zeit, was Gutes zu kochen, und denken Sie dabei über den Fall nach. Rufen Sie mich an, wenn Ihnen was einfällt.«
    »Und Sie melden sich bei mir. Heute Abend. Ich will alles über Flood und das Zimmer von Bob Tripp hören.«
    Sie gingen zum Parkplatz hinaus, wo Lee Coakley stirnrunzelnd bemerkte: »Bei dem Gespräch mit Pat haben Sie gesagt, Sie könnten sich Szenarien vorstellen, in denen Crocker Bobby nicht umgebracht hat. Wie sehen die aus?«
    Virgil zuckte mit den Schultern. »Crocker hat eine Affäre mit einer Kollegin, die Bobby ermordet. Dabei löst sich ein Faden aus ihrer Uniformhose. Sie fürchtet, Crocker könnte sie verraten, also tötet sie auch Crocker.«
    »Virgil, Sie verarschen mich wieder.«
    »Nein«, sagte Virgil. »Ist nur eine von vielen Möglichkeiten. Außerdem …«
    »Was?«
    »Bobby war ein Supersportier. Ich bezweifle, dass Sie stark genug gewesen wären, ihn festzuhalten und zu erwürgen.«
    »Oh, Mann … Hören Sie endlich auf mit dem Quatsch.«
    »Lassen Sie sich’s trotzdem durch den Kopf gehen?«, fragte Virgil.
    »Ja, auch wenn es Unsinn ist«, antwortete sie, und Virgil verabschiedete sich.
     
    Virgil erreichte das Haus der Floods in der Dunkelheit. Es war ein großes, würfelförmiges Gebäude, weiße Schindeln im Erdgeschoss, dunkelbraune im ersten Stock und im Speicher, auf den Highway ausgerichtet, und stand auf einer kleinen Erhebung etwa hundert Meter davon entfernt, mit einem Schutzgürtel aus Tannen im Nordwesten, die sich dunkel vor dem Himmel

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