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Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat

Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat

Titel: Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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gleich nach.«
    »Ja, Opa«, sagte eine Schwester. Die andere schwieg.
    Sie gingen zur Treppe.
    Einstadt wandte sich seiner Tochter zu: »Sieh zu, dass du Rooney morgen freundlich empfängst. Ich will keine Scherereien. Und dass er bei uns ist, geht niemanden was an.«
    Er folgte den Mädchen nach oben. Einstadt hatte zwei Tage keinen Sex gehabt, und das letzte Mal auf dem Küchentisch war Alma knochentrocken gewesen.
    Aber die Mädchen …
    Er eilte nach oben.

SECHS
    Die Floods waren seltsam, dachte Virgil beim Wegfahren. Zurückhaltend. Die Töchter wirkten niedergeschlagen, wie nicht anders zu erwarten nach dem Tod des Vaters, hatten diesen jedoch wie Alma Flood und Emmett Einstadt von sich aus mit keinem Wort erwähnt. Keiner hatte die Hände gerungen oder Tränen vergossen. Sie sprachen von ihm fast wie von einem entfernten Bekannten.
    Einstadt sah aus wie der alttestamentarische Abraham. Und die Kleidung: braun, schwarz und blau – Virgil wusste nicht, ob das etwas mit ihrer Religion zu tun hatte wie bei den Amish oder einfach nur ihrem Geschmack entsprach.
    Bei Homestead fuhr Virgil vom Highway ab und sah auf die Uhr: fast sieben, nicht genug Zeit für ein richtiges Essen vor seinem Besuch bei den Tripps. In einem Laden kaufte er eine Flasche Orangensaft, eine Packung pinkfarbene Sno Balls und zwei Jagdzeitschriften als Motellektüre.
    Einen Block vom Haus der Tripps entfernt hielt er an, aß die Sno Balls, trank den Saft und beobachtete einen Mann mit zwei Labrador-Mischlingen. Die Hunde waren auf der Suche nach einem Schneehaufen, auf dem sie sich bequem erleichtern konnten; das Ergebnis ihrer Bemühungen würde im Schnee versinken, einfrieren und im März, wenn es taute, wieder auftauchen. An besonders beliebten Stellen kamen im Frühjahr ganze Haufen getauter Hundescheiße zum Vorschein.
    Wieder sah Virgil auf die Uhr, steckte die Saftflasche und die Sno-Ball-Verpackung in die Abfalltüte, die an der Rückenlehne des Beifahrersitzes hing, und ging den Block hinunter.
     
    Die Tripps hatten sich fürs Bestattungsinstitut fein gemacht. George Tripp trug seinen Sonntagsanzug aus schwarzer Wolle, ein weißes Hemd und eine Krawatte mit blauen und schwarzen Streifen, Irma ein schwarzes Kleid und flache schwarze Schuhe. Sie wirkten sehr traurig.
    George Tripp, der wieder am Fenster auf Virgil wartete, öffnete die Tür, als er ihn den Weg heraufkommen sah.
    »Treten Sie ein«, sagte er.
    Irma Tripp kam ins Wohnzimmer, einen langen Mantel über dem Arm. »Wir haben sein Zimmer seit seinem Tod nur ein Mal betreten, um sein Bett zu machen. Es schmerzt zu sehr.«
    »Haben Sie schon was herausgefunden?«, erkundigte sich George Tripp.
    »Ja, dass Ihr Sohn Kelly Baker kannte«, antwortete Virgil. »Das steht fest. Sie haben vorletzten Sommer viel Zeit miteinander verbracht; vermutlich hörte das im Herbst auf. Wir glauben nicht, dass sie ein Paar waren, aber sicher wissen wir das natürlich nicht.«
    »Crocker hat sie beide umgebracht«, sagte George Tripp. »Oder Flood hat das Baker-Mädchen ermordet, vielleicht zusammen mit Crocker. Das glauben Sie doch, oder?«
    »Es wäre eine Möglichkeit. Ich habe mich gerade mit Floods Frau unterhalten. Sie und ihr Vater meinen, Ihr Sohn hätte Kelly Baker umgebracht, dann hätte Flood etwas herausgefunden, und deshalb hätte Bobby ihn ermordet.«
    Die Tripps protestierten.
    Virgil hob beschwichtigend die Hände. »Ich gebe nur deren Meinung wieder. Ich persönlich will mich noch auf keine Theorie festlegen. Sicher ist nur, dass mindestens ein Mörder frei herumläuft.«
    »Sie haben keine Ahnung, wer er sein könnte?«, fragte Irma Tripp.
    »Wir glauben, dass der Täter kein Er ist, sondern eine Frau«, erklärte Virgil. »Eine Frau, die eine intime Beziehung zu Crocker hatte.«
    »Am Ende finden Sie raus, dass Bobby in Ordnung war, Sie werden schon sehen«, sagte George Tripp.
    »Deshalb möchte ich mir sein Zimmer anschauen. Vielleicht fällt mir dort etwas auf. Möglicherweise hat er einen Brief oder eine Nachricht hinterlassen, etwas, das alles erklärt.«
    Bob Tripps Zimmer befand sich am anderen Ende des Hauses. Das Bett hatte Irma nach seinem Tod gemacht, sozusagen als letztes Geschenk an ihn, doch der Rest war unordentlich wie bei jedem Jungen seines Alters. Auf dem Schreibtisch Bücher und Papiere, dazwischen ein MacBook und davor ein altmodischer Bürostuhl aus Holz. Ein Rucksack lag am Fußende des Betts, und eine Sporttrophäe mit einem Tennisspieler darauf stand

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