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Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat

Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat

Titel: Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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abzeichneten. Fünf Schneemobile glitten links von Virgil vorbei, als dieser sich der Auffahrt der Floods näherte, und verschwanden in die Nacht.
    Der Hof wurde von drei Lichtern erhellt – eines über dem Seiteneingang des Hauses, eines an einem Pfosten an der Ecke des Gebäudes und ein weiteres an einem Mast neben der Scheune. Diese sowie eine Garage und ein Maschinenschuppen standen rechts von der Auffahrt, links schimmerte silbern ein Propantank. Nirgends Autos, alles verschlossen und dunkel.
    Virgil konnte in der Auffahrt keine Spuren zur vorderen Veranda erkennen; offenbar befand sich der Haupteingang an der Seite. Als Virgil aus dem Truck stieg, spürte er die kalte Nachtluft auf seinem Gesicht, hob den Blick kurz zu den Sternen und drückte einen Moment später auf die Klingel.
    Drinnen hörte er Schritte. Kurz darauf öffnete sich die Tür, und zwei Mädchen im Teenageralter musterten ihn im trüben Licht der schwachen Glühbirne an der Decke.
    Er stellte sich vor: »Ich bin Virgil Flowers.«
    Eins der Mädchen sagte: »Wir haben Sie schon erwartet.«
    Das andere ergänzte: »Kommen Sie rein. Putzen Sie sich die Schuhe ab.«
    »Ich könnte die Stiefel ausziehen.«
    »Nicht nötig. Das macht hier niemand.«
    Die Mädchen waren etwa zwölf und vierzehn, fast identisch gekleidet in dunkelblaue Pullover, weiße Blusen, schwarze Strumpfhosen und schwarze Schnürschuhe. Ihre Gesichter waren winterblass, und sie hatten dunkle Ringe unter den Augen.
    »Wie heißt ihr denn?«, erkundigte sich Virgil.
    »Ich bin Edna«, antwortete die Ältere.
    »Helen«, sagte die Jüngere.
    Er folgte ihnen vier Stufen hinauf in die Küche und dann ins Wohnzimmer.
    »Mutter, Mr. Flowers ist da«, rief eins der Mädchen.
    Alma Flood saß in einem Wohnzimmer voller Bücherregale, eine Leselampe neben sich, eine Bibel auf der Armlehne des Sofas, ein älterer, kräftiger Farmer mit wettergegerbtem Gesicht, weißem Bart, roter Nase und kleinen schwarzen Augen ihr gegenüber in einem Sessel. Ein Bücherschrank mit Glasfront, der unter der Treppe bis in den ersten Stock reichte, war gefüllt mit alten Romanen. Virgil fühlte sich an ein Antiquariat oder ein altmodisches Feriendomizil in den North Woods erinnert.
    Alma Flood war grobknochig, wie es auch die Mädchen später werden würden, und hatte die Haare zu einem Knoten gefasst. Sie trug ein dunkelbraunes Kleid und sah dem älteren Mann ähnlich, weswegen Virgil ihn für ihren Vater hielt.
    »Mr. Flowers«, begrüßte sie ihn. »Sie bringen Neuigkeiten?«
    »Möglicherweise«, antwortete Virgil mit einem Lächeln.
    Der Mann deutete auf den zweiten Sessel, und Virgil setzte sich. Der Raum war geschmackvoll eingerichtet, aber Virgil konnte nirgends einen Fernseher entdecken.
    »Sie wissen, dass die Polizei Bob Tripp wegen dem Mord an Mr. Flood festgenommen hat«, begann Virgil. »Und im Gefängnis wurde Bob dann umgebracht …«
    »Ich dachte, er hätte Selbstmord begangen«, sagte der ältere Mann.
    »Entschuldigung, wer sind Sie?«, erkundigte sich Virgil.
    »Emmett Einstadt. Almas Vater.«
    »Okay … Die Obduktion von Tripp hat ergeben, dass er ermordet wurde.«
    »Unsinn«, blaffte Einstadt. »Es war doch nur Jim Crocker da. Das hat Sheriff Lee Coakley uns selber gesagt.«
    Virgil nickte. »Es gibt Hinweise darauf, dass Tripp von Crocker umgebracht wurde.«
    »Unmöglich. Jim Crocker ist ein rechtschaffener Mann«, widersprach Alma Flood.
    »War. Als wir heute Nachmittag mit Deputy Crocker sprechen wollten, haben wir ihn tot in seinem Haus gefunden. Er wurde ebenfalls ermordet.«
    Alma hob die Hände vors Gesicht. »Jim Crocker ist tot?«
    »Ja, jemand hat ihn erschossen«, antwortete Virgil. »Manches deutet auf eine Frau hin.«
     
    Virgil konnte gut mit Tieren umgehen – Hunden, Pferden, Hühnern –, aber Katzen waren etwas Besonderes. Sie liebten ihn.
    In seiner Familie hatte es immer Katzen gegeben, die Virgils Vater von dem roten Tiger Luther bis zu dem schwarzen Savonarola gern nach religiösen Größen benannte. Die Katze, die jetzt ins Wohnzimmer der Floods kam, schnupperte an Virgil, und er streckte die Hand nach ihr aus.
    Alma Flood und Einstadt drückten ihre Bestürzung über den Mord an Crocker aus: »Ist das zu fassen? Wie konnte das passieren?«
    Edna Flood warnte Virgil: »Nicht streicheln, die Katze beißt.«
    Virgil zog die Hand zurück, gab ihnen eine kurze Zusammenfassung dessen, was sie bei Crocker vorgefunden hatten, und fragte: »Haben Sie eine Ahnung,

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