Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat
mehreren Partnern gehabt hatte, und von Bobby Tripp und dem Mord an Jake Flood.
»Ich bin nicht gerade prüde. War schließlich ein paarmal verheiratet, und ich mag Frauen – aber das, was die treiben, ist mir eindeutig zu heftig«, erklärte Virgil.
»Was genau wollen Sie von mir?«, fragte Louise.
»Lucy wird mir nicht helfen, weil sie vor Gericht nicht über ihr Sexleben aussagen will«, antwortete Virgil, ohne zu erwähnen, dass Birdy schreckliche Angst hatte. »Aber Sie sehen aus wie sie und klingen auch so.«
»Früher konnte uns niemand auseinanderhalten.«
»Die haben sie Jahre nicht gesehen. Wenn wir Sie in einem kleinen Ort hundertfünfzig Kilometer von hier als Lockvogel einsetzen und die dazu bringen, Sie zu bedrohen, könnten wir einen Durchsuchungsbefehl für alle erwirken. Und wenn wir es schaffen würden, in ihre Häuser zu gelangen und uns die Kinder ohne die Eltern vorzunehmen, wären wir in der Lage, den Fall abzuschließen.«
»Was ist, wenn sie mich erschießen?«
Virgil grinste. »Dann wäre der Fall auch abgeschlossen.«
Sie hob die Augenbrauen.
»Keine Sorge. Wir würden Sie vierundzwanzig Stunden am Tag bewachen. Deswegen würde ich die Aktion gern in einem kleinen Ort durchziehen. Kennen Sie Hayfield?«
»Nein. Ist das in Minnesota?«
»Ja, nördlich von Austin. Ich hatte mal da zu tun, weil ein Kind vermisst wurde. Die Leute dachten, der Junge wäre entführt worden, aber am Ende hat sich rausgestellt, dass er ertrunken war. Eine Tragödie. Ich kenne von den Ermittlungen eine Menge Leute in der Gegend. Wir könnten Sie dort in einem Haus unterbringen und mit den Nachbarn reden. Wenn ein Unbekannter auftaucht, sagen sie uns sofort Bescheid. Der Ort ist halb so groß wie Sleepy Eye, vielleicht sogar noch kleiner.«
»Wie lange würde die Aktion dauern?«
»Wenn sie nicht innerhalb weniger Tage anbeißen, rührt sich auch nichts mehr. Dann kämen Sie einfach wieder hierher zurück, und die Sache wäre für Sie erledigt.«
»Würde ich Geld dafür kriegen?«
»Nicht allzu viel, aber ein bisschen was würde schon für Sie rausspringen.«
»Im Moment ist nicht viel los im Laden«, sagte sie. »Dave hätte sicher nichts dagegen, wenn ich mir zwei Wochen freinehme.«
»Sie machen also mit?«
»Ist jedenfalls besser als Schrauben sortieren«, erwiderte sie. »Okay, ich bin dabei.«
Nachdem sie sich noch eine Weile über ihren Plan unterhalten hatten, begleitete Virgil sie zum Haushaltswarenladen zurück.
»Ich melde mich bei Ihnen, in den nächsten Tagen. Zuerst muss ich nach Hayfield, ein Haus organisieren und ein paar Leute zusammentrommeln, die mich unterstützen. Dann geht’s los.«
Virgil rief Lee an. »Sie macht mit. Ich hole mir das Okay von meinem Chef und fahre nach Hayfield, um ein geeignetes Haus zu finden. Ich kenne da einen älteren Herrn, der, glaube ich, Lust auf so etwas hätte.«
»Loewe ist definitiv weg«, teilte Lee ihm mit. »Er hat gestern seinen Truck in den Twin Cities verkauft, gegen Bargeld. Und das Konto bei seiner Bank hat er bis auf fünf Dollar abgeräumt. Diese Information ist übrigens vertraulich; ich habe sie von einem Freund.«
»Ich glaube, wir lassen ihn erst mal laufen«, sagte Virgil.
»Okay. Kommst du heute Abend?«
»Ich glaub schon. Hängt davon ab, was in Hayfield los ist. Wir müssen die Aktion schnell durchziehen. Ich habe Angst, dass jemand ihnen von unseren Ermittlungen in Sachen Sex mit Minderjährigen erzählt. Dann gehen die Fotos in Flammen auf.«
»Ja, wir müssen schnell sein«, pflichtete sie ihm bei.
SIEBZEHN
Auf dem Weg nach Hayfield rief Virgil Davenport an, um ihn über sein Vorhaben zu informieren.
»Ich habe kein gutes Gefühl dabei, dass du eine Zivilistin in die Aktion hineinziehen willst«, sagte Davenport. »Was, wenn sie sie ins Jenseits befördern?«
»Sie ist die Einzige, die das kann, weil sie Birdys Zwillingsschwester ist«, entgegnete Virgil. »Ich besorge ihr eine kugelsichere Weste, obwohl ich nicht glaube, dass sie mit Waffen aufmarschieren. Sie werden zuerst wissen wollen, was sie mir erzählt hat. Trotzdem brauche ich Leute. Del, Shrake, Jenkins, dich, egal wer, mindestens zwei.«
»Ich selber kann nicht, aber ich besorge dir zwei. Hast du schon ein Haus im Blick?«
»Ja, das von einem älteren Herrn, einem gewissen Clay Holley. Ihn und seine Nachbarn hab ich bei einem anderen Fall kennengelernt; ich denke, die würden sich darauf einlassen.«
»Wann soll sie den Anruf erledigen?«,
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