Virtuelle Küsse (German Edition)
im
Mund zu haben.
"Weißt Du dass Campari aus Läuseblut gemacht wird?" Ich kotzte den Schluck Campari fast
über den Tisch. "Wie bitte?" "Es ist wahr." Dominic sah mich ruhig an. "Die rote Farbe, das
ist Läuseblut." "Du entschuldigst mich bitte..." Ich stand auf und suchte den Weg zu den
Toiletten. Im Waschraum spülte ich mir den Mund mit Wasser aus. Das ganze Date fing an
mir aus den Händen zu gleiten. Egal was Dominic sagte, ich war so perplex, das ich nichts
dagegen zu setzen hatte. Er ist vollkommen durchgeknallt, dachte ich und prüfte mein Makeup. Ich würde das jetzt mit Bravour durchstehen und mir morgen in aller Ruhe meine
Gedanken darüber machen, mit was für Hammerthemen Dominic mich hier konfrontierte.
Dominic beobachtete mich beim Laufen als ich zu ihm zurück an den Tisch kam. Ich setzte
mich ganz dicht neben ihn, so dass meine Schultern seine berührten. Sofort spürte ich seine
Wärme und Ausstrahlung, die von mir Besitz ergriffen. Dominic war wie Gift, was den
Körper befällt, das Gehirn vernebelt, den Verstand ausschaltet, dass man keinen klaren
Gedanken mehr fassen konnte, außer den, ihn zu haben. Ich wünschte mir ihn zu küssen. Ich
wünschte mir, sein Designerhemd vor seiner Brust aufzureißen dass die Knöpfe in alle
Richtungen flogen. Ich wünschte mir, nackt neben ihm zu liegen, auf ihm, unter ihm, bei ihm.
Ich war vollkommen von diesem Gefühl besessen. Dominic sah mich an und er wusste es.
Ich wünschte mir eine Zigarette zu rauchen.
Dominic rauchte wohl nicht, sonst hätte er es längst getan. Also hatte ich beschlossen, mich
auch zurückzuhalten, aber jetzt hatte ich richtig Sehnsucht nach einer Zigarette. Ich
unterdrückte den Wunsch. Ich wollte, dass Dominic nur das Beste von mir dachte, was immer
das auch sein mochte.
"Was würdest Du gerne machen, was Du noch nie getan hast?" nahm ich das Gespräch wieder
auf. "Ich würde gerne mit meinem Wohnmobil ein halbes Jahr oder länger durchs Land
fahren, meine Arbeitssachen hintendrin, anhalten, wo es mir gefällt, an Flüssen schlafen,
durch Wälder streifen und so viel wie möglich sehen. Wie ein Zigeuner, das bin ich nämlich.
Keine Konventionen, frei, nur der nächste Horizont zählt..."
Wie passt in dieses Leben eine Frau? flitzte mir der Gedanke durch den Kopf.
"Du hast einen Camper? Ja, das wäre toll", stimmte ich ihm zu. "Die Idee hatte ich auch schon
mal. Ich reise auch wahnsinnig gerne. Als ich drei Wochen in Andalusien war und mit dem
Auto von einem Ort zum nächsten gefahren bin, hätte ich das ewig so weiter machen können,
so zuhause habe ich mich dann dort gefühlt. Warst Du schon mal in Andalusien?
Ich würde so gerne nach Ägypten, nach Luxor. Das ist noch ein großer Traum von mir. Dort
die Pyramiden sehen."
Dankbar für das neue unverfängliche Thema plauderte ich locker drauflos. Mit allem was
Dominic sagte wurde er nur noch anziehender für mich. Als mein Blick später zufällig die
Uhr über dem Tresen streifte war es morgens um halb drei. Die Zeit war wie nichts verflogen.
Mein Kopf ruhte fast an Dominics Schulter. Ich fühlte mich wohl. Ich war müde. In fünf
Stunden würde ich bei der Arbeit sein müssen, und wir brauchten noch etwa zwanzig Minuten
für die Heimfahrt. Dominic war wohl ein Nachtmensch. Wieder hatte ich eine neue Facette
von ihm entdeckt.
"Sollen wir zahlen? Es ist schon spät. Ich kann Dich einladen." sagte ich verträumt. "Ja, wir
gehen und ich zahle" konterte Dominic. "Du kannst mich das nächste Mal einladen."
Das nächste Mal? Mit einem Schlag war ich wieder hellwach. Wir würden uns wiedersehen,
es würde ein nächstes Mal geben? Ich strahlte ihn an. "Du hast schöne Augen" sagte Dominic,
der mich beobachtete. Sein warmer Blick fuhr mir vom Herzen direkt zwischen die Beine.
Sexy Schnecke, schöne Augen. Was würde als nächstes kommen? Ich zitterte auf einmal so
sehr dass ich kaum aufstehen konnte. Auch das bemerkte er. Wir gingen an die Bar und
Dominic zahlte. Draußen war es kühl, ich fröstelte. Der Sommer war so gut wie vorbei,
zumindest nachts. Am Auto hielt Dominic mir wieder die Tür auf. Er machte es automatisch,
ohne zu überlegen. Gute Manieren lagen ihm wohl im Blut. Ich bemerkte es wohlwollend.
Auf der Heimfahrt sprachen wir wenig. Dominic hatte das Radio angeschaltet, ich
beobachtete ihn beim Fahren und ich hätte gerne gewusst was er dachte. Seine Haare fielen
über seine Schultern und ich musste mich wieder zusammenreißen um nicht die Hand
auszustrecken
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