Virtuelle Küsse (German Edition)
gar nicht dachte.
Abends nahm ich spontan ohne nachzudenken mein Handy und mailte Dominic.
> Hallo Dominic, hast Du Zeit? Ich würde Dich gerne sehen...LG Dani.< Fünfzehn Minuten
später rief Dominic bei mir an. "Dani, die Patronen sind da. Du kannst sie bei mir abholen.
Hast Du schon was gegessen? Ich würde uns eine Kleinigkeit kochen, ist das okay?" Dominic
konnte kochen? Zum wiederholten Male stellte ich fest dass ich überhaupt nichts von ihm
wußte.
Ich hatte keinen Hunger, aber das war egal. Ich würde ihn sehen, nichts anders zählte.
"Ja gerne", log ich. "Wann soll ich bei Dir sein?" "Um acht? Schaffst Du das?" "Das schaffe
ich gut. Bis dann!" "Ja, bis dann."
Noch eine Stunde. Ich zitterte schon jetzt. Was ziehe ich an? Was würde er sagen? Besser,
was würde er tun ? Was sollte ich sagen?
Mein Magen drehte sich um. Ich werde nichts herunterbekommen, das wußte ich schon jetzt.
Ich konnte mich heute abend nochmal für mein Verhalten auf der Party entschuldigen. Wer
weiß ob sich so eine Gelegenheit nochmal bieten würde. Ich würde seine geheiligten
Gemächer zu sehen bekommen. Ich würde vielleicht neue Sachen über ihn erfahren... Wie
würde er sich mir gegenüber verhalten, jetzt, nachdem wir uns geküßt hatten? Tausend Fragen
wirbelten durch meinen Kopf.
Ich duschte mich, schminkte mich wie immer, wählte eine enge Jeans und ein kurzes Top und
eine leichte kurze dunkelblaue Sweatjacke für darüber. Schön, aber nicht zu aufreizend, das
war mein Stil.
Lieblingsparfum hinter die Ohren. Ich mußte mich absolut wohlfühlen, das war wichtig.
An Pumps war nicht zu denken, ich würde bei Dominic vor dem Haus mitsamt meinen teuren
Schuhen im Schneematsch versinken. Also entschied ich mich für halbhohe Booties.
Sollte ich ihm irgendetwas mitbringen? Aber was? Wein vielleicht? Nein, lieber doch nicht,
das konnte ich immer noch machen, wenn wir uns mal besser kennen würden. Wenn...
Im lila Haus war Licht, also war Dominic dort, und ich würde seine persönlichen Wohnräume
nicht sehen. Dann eben nicht. Die Haustür stand offen, trotz der Kälte, und ich empfand es als
Aufforderung einfach einzutreten. Dominic stand in der Küche am Herd und rührte in einer
Pfanne. "Hallo. Ich hoffe Du magst Zuchininudeln. Á lá Dominic. Wirf doch Deine Jacke dort
über den Stuhl, das Essen ist gleich fertig. Was möchtest Du trinken?"
Kein Kuss zur Begrüßung, nicht mal auf die Wange. Okay. Jetzt wusste ich gleich wo ich
stand. "Hallo Dominic. Ich würde gerne Wasser trinken, wenn Du hast. Ich kann auch was
tragen. Wo sind die Teller?" "Schon alles drüben. Komm." Er bog nach links ins
Wohnzimmer ab. Dort war ich auf der Party nicht gewesen.
Wohnzimmer war zuviel gesagt. Eher sollte es sowas mal werden. "Baustelle" war treffender.
Plastikplane lag über dem ganzen Boden, neben dem Tisch brannte ein Gasofen. Es war
warm. Die Wände waren grob vergipst, statt einer Lampe hing nur eine Glühbirne am
Deckenkabel. Im Raum standen nur der Tisch und drei Stühle und ein altes Sofa mit
Karomuster.
Dominc stellte die Pfanne auf den Tisch und füllte die Teller. "Nicht so viel, bitte. Ich esse
abends eher wenig." Und in deiner Gegenwart krieg ich eh nichts runter, dachte ich. "Ich
hoffe es ist nicht versalzen." Dominic lächelte mich an. "Das passiert mir manchmal. Wo
willst Du sitzen?" Ich wählte den Stuhl bei der Heizung, direkt neben Dominic. Nicht
gegenüber. Fataler Fehler, wie sich kurz darauf herausstellte, denn allein Dominics
Anwesenheit trieb mir schon den Schweiß aus allen Poren. Weil die Heizung mir genau auf
den Rücken strahlte wurde es noch schlimmer. Mit meiner Sweatjacke war ich außerdem viel
zu warm angezogen, aber ich wollte sie nicht ausziehen damit Dominic keine falschen
Schlüsse zog. Er trug wieder Jeans und ein schwarzes Hemd- mit kleinem Kragen- und mit
kleinen silbernen Knöpfen, und Pferdeschwanz. Seine Kleidung war weder etwas Besonderes
noch sah sie besonders teuer aus, das war es alles nicht. Es war die Tatsache dass er Er war,
seine bloße Anwesenheit, die mich einen riesen Knoten in meinem Magen spüren ließ. Ich
war froh dass ich saß.
"Guten Appetit" wünschte er mir und fing an zu essen. Ich spießte eine Nudel auf die Gabel.
"Danke. Dir auch. Bist Du hier am renovieren? Du wohnst hier nicht, oder? Es ist nicht
versalzen, es schmeckt toll. Ich kenne wenig Männer, die kochen können. Eigentlich gar
keine. Ben isst immer nur aus der Büchse. Und bei Sven habe ich meistens gekocht. Aber
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