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Virtuelle Küsse (German Edition)

Virtuelle Küsse (German Edition)

Titel: Virtuelle Küsse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissy Morton
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mich ihn anzurufen. Das war für mich
okay. Durch meine Arbeit im Verlag hatte ich keine Angst mit Fremden zu telefonieren. Ich
schrieb die Nummer auf einen Zettel und fuhr den PC gleich wieder herunter, ohne die
Nachricht von Mike gelesen zu haben. Die konnte warten. Mir fiel ein dass es ja Wochenende
war, das hieß dass Maya bei Dominic war. Diese Erkenntnis lähmte mich völlig, und ich saß
zehn Minuten auf meinem Stuhl vor dem Schreibtisch und starrte auf den dunklen Bildschirm
ohne einen zusammenhängenden Gedanken zustande zu bringen. Ich wollte mir nicht
vorstellen wie Dominic Maya küsste, vielleicht in der gleichen Art und Weise wie er mich
geküßt hatte, sensitiv, voller Hingabe und Zärtlichkeit. Stattdessen wollte ich mich ablenken,
und dazu kam mir das Treffen mit Jan gerade recht. Er ist nur ein Mittel zum Zweck, sagte ich
mir im gleichen Moment. Er ist nur dazu da um die Lethargie aus meinem Inneren zu
vertreiben. Geht man so mit Menschen um? Was ist mit dir los, Dani? Du warst doch sonst
nicht so skrupellos. Er ist nur eine neue Bekanntschaft. Im Prinzip kann alles daraus werden
oder nichts, dachte ich weiter. Das mit Dominic wird sich eh nicht wiederholen. Ich bin ihm
keine Rechenschaft schuldig was ich sonst noch tue. Warum also nicht? Mutig geworden
wählte ich Jans Nummer.
    Eine dunkle Stimme meldete sich am anderen Ende der Leitung.
"Hier ist Dani Mercier, hallo" sagte ich und wartete. Er wusste gleich wer ich war. "Dani, das
freut mich dass Du anrufst. Was sagst Du zu einem Treffen heute abend? Das Venezia ist eine
gute Idee. Ich würde da hin kommen. Was hältst Du von achtzehn Uhr?" "Das ist total okay,
Jan. Tut mir leid dass Du jetzt die ganze Strecke fahren musst. Falls wie uns leiden können,
können wir uns ja das nächste Mal in der Mitte treffen." Ich lächelte ins Telefon. "Ich bin mir
ziemlich sicher dass wir uns leiden können, Dani. Und ich bin mir auch ziemlich sicher dass
ich Dich erkenne. Ich freue mich auf Dich. Bis dann." "Bis dann, Jan." Er hatte eine
angenehme Stimme.
    Bis zu meinem Date hatte ich noch zwei Stunden. Währenddessen bezog ich mein großes Bett
mit dunkelroter Satin-Bettwäsche frisch, wobei mir wieder Annies Worte in den Sinn kamen.
>Du würdest Dein Bett vier Wochen nicht frisch machen nach einer Nacht mit Dominic.<
Wenigstens hatte ich eine große zwei mal zwei Meter Bettdecke und nicht zwei kleine, so wie
auf Dominics Bett im lila Haus. Wenn ich einen Partner hätte würde es das bei mir nicht
geben dass wir unter zwei Decken schliefen. Dann würde ich wollen dass ich meinen
Geliebten immer fühlen konnte. Auch beim schlafen.
Dominic. Was machte er jetzt gerade? War er glücklich? Dachte er manchmal an mich, an
unseren Kuß, oder klinkte er das völlig in seinem Kopf aus? Ich war mir fast sicher dass
Dominic sich über mich auch Gedanken machte, aber in welche Richtung liefen die?
Dominic wollte ja zwei Frauen. Er war ja nicht monogam, so wie er mir sagen konnte. Also
war es für ihn bestimmt in Ordnung, wenn er Donnerstags mich küsste und am Wochenende
Maya. Nur war die Frage: Erzählte er Maya auch von uns? Ich wusste über Maya Bescheid,
aber wusste Maya auch Details über mich?
Ich suchte mir eine dunkle Jeans und einen warmen Pullover aus dem Schrank. Machte
Kaffee und aß ein Brot. Nahm eine Dusche. Ganz heiß! Wellness mit meiner LieblingsBodylotion.
Um zwanzig vor sechs verließ ich meine Wohnung. Es war dämmerig. Kleine Flocken fielen.
Der Weg zum Venezia führte mich an Dominics Haus vorbei. Ein fremdes Auto stand bei ihm
in der Einfahrt. Dunkelblau. Was machte es schon! Es war ja nichts. Es war ja nur ein Kuss.
Dominic sah es so, sonst wäre Maya jetzt nicht da. Dann musste ich es wohl auch so sehen.
    Ich fand keinen Parkplatz. So fuhr ich am Venezia vorbei und parkte das Cabrio in einer
kleinen Seitenstraße. Nicht zu glauben was um diese Uhrzeit alles unterwegs war. Mit
Sicherheit würde ich den halben Supermarkt im Venezia treffen. Mir grauste jetzt schon
davor. Ich haßte es in Stelton auszugehen. Ließ man sich irgendwo blicken war man am
nächsten Tag überall im Gespräch. Ich hatte gar nicht daran gedacht als ich das Treffen mit
Jan ausmachte. Jetzt war es zu spät. Egal.
Vor dem Venezia wartete ein Mann. Er trug eine dunkelbraune Denimjacke und kehrte mir
den Rücken zu, betrachtete die venezianische Deko im Fenster- Gondeln und
Porzellanmasken.
Als ich an seine Seite trat wandte er mir den Blick zu und sah mich an. "Bist Du

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