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Virtuosity - Liebe um jeden Preis

Virtuosity - Liebe um jeden Preis

Titel: Virtuosity - Liebe um jeden Preis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Martinez
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ich es ihm gesagt hätte. Er würde glauben, dass er mich eingeschüchtert hatte.
    »Von den zwei Prozent, die wissen, wer wir sind, liebt wahrscheinlich nur die Hälfte die Musik, die wir machen.«
    »Und gehört deine Mom zu dem einen Prozent?«
    »Ja.« Er hielt inne. »Und deine?«
    Die Frage überraschte mich. Darüber hatte ich noch nie nachgedacht. Meine Karriere füllte ihr ganzes Leben aus – wie kam es, dass ich es nicht wusste? »Ich denke schon. Aber sie ist selbst Musikerin. Oder besser gesagt war es.«
    »Weiß ich«, erwiderte er. »Ich habe von ihr gehört.«
    Ich hatte den merkwürdigen Drang, ihm von Diana zu erzählen. Darüber, wie ihre abrupt beendete Karriere als Opernsängerin dazu führte, dass sie unmöglich hohe Ansprüche an mich stellte. Er hätte es verstanden. Aber es ging nicht. Es wäre mir wie ein Verrat vorgekommen. Über die Glenns zu reden war sicherer.
    »Meine Großeltern gehören zu den zwei Prozent, aber nicht zu der Hälfte, die die Musik wirklich zu schätzen weiß«, sagte ich. »Ich glaube, sie tun gerne so. Das macht man so in ihren Kreisen: Man wirft sich Gucci über und beträufelt die armen Künstler mit ein bisschen Geld. Wer weiß, falls ich den Guarneri-Wettbewerb gewinne, richten sie mir vielleicht ein Treuhandkonto ein.«
    Er schnaubte laut auf und beugte sich vor. Die Ellenbogen ruhten auf seinen Knien und die Finger waren ineinander verschlungen. Sein Gesichtsausdruck war unnachgiebig und ich wusste, ich hatte etwas Falsches gesagt. Ich hätte den Guarneri-Wettbewerb nicht erwähnen sollen.
    »Du klingst ziemlich sicher«, stellte er fest.
    »Das bin ich auch.«
    »Hmm.« Er sah mich über seine Schulter hinweg an. Er glaubte mir nicht. Er wusste, dass ich Angst hatte. Ich sah weg.
    »Tut mir leid«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Es fällt mir schwer, den Konkurrenzkampf für einen Augenblick zu vergessen.«
    »Das verstehe ich.«
    Das tat ich wirklich. Es gab Momente an diesem Abend, in denen ich am liebsten alles über Jeremy erfahren hätte und ihm alles von mir erzählen wollte. Und im nächsten Augenblick wünschte ich mir dann, er würde seine Hand aus Versehen in einer Tür einklemmen.
    Wir saßen einfach stumm nebeneinander und hörten den Zi­kaden beim Zirpen zu. Es wurde nur durch ein gelegentliches Autohupen unterbrochen, das vom Lake Shore Drive in den Park wehte.
    »Weißt du, was ich an den Auftritten am besten finde?«, fragte er plötzlich. Sein Ton war wieder entspannt.
    »Den Applaus?«, witzelte ich.
    Er ignorierte meine Antwort. »Ich liebe das Gefühl, wenn es fast vorbei ist. Weißt du, wenn das Stück sich dem Ende zuneigt und du den richtigen Schwung hast und weißt, dass du es nicht vermasseln wirst, aber du stehst immer noch da und fliegst.«
    Ich schloss die Augen und lehnte mich gegen die Rückbank. Ich hatte schon lange nicht mehr das Gefühl gehabt zu fliegen.
    »Ja«, antwortete ich. Tief in meiner Magengrube spürte ich wieder diese Trauer.
    Ich lag falsch. Jeremy verstand mich doch nicht richtig. Wie sollte er auch. Er kam am dichtesten dran, dichter als jeder andere, aber Inderal ruinierte alles. Es trennte meine Art des Genies von seiner.
    »Du bist wunderschön«, sagte er plötzlich.
    Ich öffnete die Augen.
    Jeremys Pony hing ihm über den Augen und das Licht der Straßen­laterne flutete über seine Gesichtszüge, sodass Kinn und Nase spitze Schatten warfen.
    Ich musste antworten. Mir fiel nichts ein.
    »Wie spät ist es?«, fragte ich schließlich.
    Er blinzelte. Ich hatte das Falsche gesagt.
    »Es ist jetzt«, sagte er und lehnte sich zurück, damit er das Handy aus der Hosentasche ziehen konnte, »1:48.«
    »Oh Mist.« Ich blickte zu Boden und suchte meine Schuhe. Ich musste schleunigst nach Hause.
    »Müsstest du eigentlich schon im Bett sein?«
    »So was in der Art«, erwiderte ich und dachte daran, dass ich mit jemandem sprach, der unbeaufsichtigt andere Kontinente bereisen durfte. Er würde mich für ein komplettes Baby halten, wenn er wüsste, dass ich mich aus dem Haus geschlichen hatte. »Ich muss morgen auftreten. Eigentlich sollte ich jetzt schon schlafen.«
    Er nickte, erhob sich und trat aus dem Lichtkegel der Straßenlaterne. »Du gehörst zu den Leuten, die vollkommen ausrasten, wenn ihre Rituale vor dem Auftritt nicht exakt eingehalten werden, stimmt’s?« Sein Gesicht war nicht mehr zu sehen, aber die Verachtung in seiner Stimme war unüberhörbar. »Du machst einen ziemlich verkrampften

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