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Virtuosity - Liebe um jeden Preis

Virtuosity - Liebe um jeden Preis

Titel: Virtuosity - Liebe um jeden Preis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Martinez
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auf das Fenster hinter mir.
    Als ich mich umdrehte, wurde mir schlecht. Die Fenster des Reihenhauses leuchteten wie Glühwürmchen gegen den schwarzen Nachthimmel. Das Fenster in meinem Zimmer, in Dianas und Clarks Zimmer, im Wohnzimmer, im Flur. Jedes einzelne war hell erleuchtet.
    »Oh nein«, flüsterte ich und griff nach der Tür.
    »Warte«, sagte er und legte eine Hand auf meinen Arm. Ehe ich wusste wie mir geschah, hatte er sich schon vorgebeugt und küsste mich. Ich schloss die Augen und spürte seine andere Hand, die meinen Kopf gegen den überraschenden Druck seiner Lippen hielt. Und dann war es vorbei. Er zog sich zurück.
    Mein Herz klopfte wild. Ich wollte meine Augen nicht öffnenmüssen, wollte das Taxi nicht verlassen und mein Leben wieder betreten müssen. Aber Jeremy lag falsch – es gab einen riesigen Unterschied zwischen dem, was man tun möchte und dem, was man tun muss.
    »Gute Nacht«, flüsterte ich. Meine Stimme hatte sich irgendwo in meiner Brust versteckt.
    Ich torkelte benommen aus dem Auto und stolperte dabei beinahe über meine eigenen hochhackigen Schuhe. Ich sah in den Himmel auf. Die Nacht war pechschwarz, die weißen Sterne und das gelbe Licht der erleuchteten Fenster schimmerten wie zerbrochenes Glas, das über mir hing und herunterzufallen drohte, sobald sich das Kaleidoskop erneut drehte.

Kapitel 9
    Manchmal war es ziemlich nervig zu Hause unterrichtet zu werden.
    Gut, das ist jetzt vielleicht etwas übertrieben. Es hatte auch seine guten Seiten. Im Vergleich zu dem, womit Heidi prahlte, wenn sie mir von ihren Jahren auf der Highschool erzählte – wie man einen Spickzettel hinter dem Etikett einer Colaflasche versteckt, wie man jedem Lehrer mindestens eine bessere Note abschwatzt, wie der überraschend wirksame Satz »Ich habe gerade meine Periode bekommen« einem eine Stunde organische Chemie erspart –, hatte ich wahrscheinlich mehr gelernt als die meisten Schüler auf der Highschool. Viel mehr. Ohne Heimunterricht hätte ich weder Heidi kennengelernt noch eine Karriere als Musikerin machen können.
    Aber ab und an fand ich mich in einer Situation wieder, in der ich etwas nicht wusste, das ich hätte wissen müssen. Oder noch schlimmer, nicht wusste, wie ich mich verhalten sollte. Das waren die Momente, in denen ich merkte, dass ich etwas verpasst hatte.
    Als ich zum Beispiel zitternd und durcheinander auf der Veranda stand, zuhörte, wie das Taxi mit Jeremy davonbrauste und mir wünschte, ich wäre immer noch bei ihm – das war so eine Situation. Ich hatte das Falsche gelernt. Statt meine Zeit mit unregelmäßigen Französischverben zu verschwenden oder damit, die Schnelligkeit von irgendwelchen Zügen auszurechnen, die von irgendwelchen Bahnhöfen zu irgendeiner Zeit losgefahren waren, hätte ich lernen müssen, wie man die Jahre als Teenager überlebt: Wie man sich mit einem Jungen unterhält, ohne wie eine Vollidiotin zu wirken, wie man flirtet, wie man seine Eltern anlügt. Wieso hatte ich nichtirgendetwas Charmantes gesagt oder gelächelt oder sonst etwas gemacht, abgesehen davon, wie ein dummer Loser auf den Bürgersteig zu stolpern?
    Es war alles so unendlich peinlich. Nein, es war mehr als nur peinlich – es war beunruhigend. Ich hatte so gut wie gar keinen Kontakt zu Vertretern des anderen Geschlechts, die unter fünfundzwanzig waren. Das war alles andere als normal. Es gab vielleicht eine Handvoll Typen, denen ich im Laufe der Jahre auf Musikfestivals und Wettbewerben über den Weg gelaufen war, aber niemanden, für den ich mich interessiert hatte und ganz sicher niemanden, den ich hätte küssen wollen. Ich wäre lieber gestorben, als Heidi davon zu erzählen, die es liebte, die Details ihrer gestörten Beziehungen mit mir zu teilen, aber wenn man den überdurchschnittlich hohen Anteil von homosexuellen Männern unter Musikern berücksichtigte, hatte ich weniger Erfahrung als eine Nonne in einem geschlossenen Orden.
    Was meine Fähigkeiten anging, mit meinen Eltern umzugehen, war ich genauso unbedarft.
    Diana und Clark warteten auf der anderen Seite der Haustür auf mich und ich hatte keinen Plan, um mich herauszureden, keine Erfahrung damit, Ärger zu haben und keinen Mut. Das musste einfach daran liegen, dass ich zu Hause unterrichtet worden war. Wenn ich zur Schule gegangen wäre, hätte ich zumindest die Schandtaten und Vertuschungsversuche meiner Mitschüler aus zweiter Hand miterleben können.
    Meine Finger umklammerten den Türknauf, ich schloss

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