Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Virtuosity - Liebe um jeden Preis

Virtuosity - Liebe um jeden Preis

Titel: Virtuosity - Liebe um jeden Preis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Martinez
Vom Netzwerk:
Mikrofon. Ein Türsteher, wie er im Buche stand.
    »Du bist wieder da«, rief er. »Alter, du hast gerade den Poetry Slam verpasst.«
    »Oh, das macht nichts«, erwiderte Jeremy. »Wir sind wegen der Musik hier, stimmt’s?«
    Ich nickte und hatte das Gefühl, mehr als nur ein wenig fehl am Platze zu sein. Ein Poetry Slam klang ziemlich aggressiv, fast gewalttätig.
    Mikey musterte mich. »Alter, ich weiß nicht, ob ich die Kleine reinlassen kann«, verkündete er und schüttelte zum Nachdruck den Kopf.
    »Carmen? Ach was, die ist cool. Keiner von uns beiden trinkt Alkohol.«
    »Vielleicht, aber so läuft das hier nicht. Du siehst wenigstens wie einundzwanzig aus. Sie würde ich eher auf vierzehn schätzen. Wenn nicht noch jünger.«
    Also war mein Outfit definitiv nicht sexy genug. Am liebsten hätte ich Mikey gern die Meinung einer fast Achtzehnjährigen um die Ohren gepfeffert, aber seine physische Präsenz (die knastreifen Täto­wierungen auf den Unterarmen, der Hals, der denselben Umfang wie meine Taille zu haben schien) dämpfte meine Wut reichlich.
    »Ich weiß, sie sieht nach Milchschnitte aus, aber stell dir mal vor: Sie hat sich das Manchester-United-Wappen als Tattoo stechen lassen!«
    Mikey blinzelte mich an. »Wo?«
    Jeremy lachte auf. »Das kann ich dir leider nicht verraten. Benutz einfach deine Fantasie.«
    Mikey schüttelte den Kopf. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass das ein Schwerverbrechen ist. Na schön. Geht schon rein. Versprecht mir bloß, dass ihr an mich denkt, wenn ihr das nächste Mal bei einem Fußballspiel seid.«
    »Wird gemacht«, antwortete Jeremy und schubste mich durch die Tür, ehe es sich Mikey anders überlegen konnte.
    »Milchschnitte? Was sollte das denn heißen?«, fragte ich.
    »Ähm, langweilig.«
    Doch mir blieb gar keine Zeit, deswegen beleidigt zu sein. Ich war gerade dabei, von einer Zeitmaschine in eine Mondschein­kneipe der 20er-Jahre katapultiert zu werden. Meine Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit und ich musterte die Leute, die in Gruppen herumstanden. Die Frauen trugen Netzstrümpfe und Kleider aus glänzendem Stoff und die Männer Gangster-Anzüge und passende Hüte – war das alles real? Und dann die Musik! Meine anderen Sinne verstummten, während ich mich auf jedes einzelne Element konzentrierte: die grollende Stimme einer Frau, Finger, die über eine Tastatur flogen, der lockende Rhythmus einer Basstrommel und eines Beckens. Hypnotisierend, aber völlig fremd. Gefühlvoll und stark, schwerelos und leicht, alles gleichzeitig.
    »Das hier ist der älteste Jazzclub im ganzen Land«, sagte Jeremy mir ins Ohr. Ich spürte seinen Atem auf der Haut und wurde von einem Tagtraum in den nächsten transportiert. Ich sah mich um. Der Club war voll, aber nicht zu laut. Unterhaltungen wurden geflüstert, damit alle der Musik lauschen konnten.
    »Das ist alles so unwirklich«, antwortete ich. »Ich habe das Gefühl, in einen Kinofilm geraten zu sein.«
    »Ich weiß. Toll, nicht? Ich bin so froh, dass du noch nie hier warst. Ich mag es gern, dich zu überraschen.«
    Unsere Kellnerin, eine schmächtige Frau mit falschen Wimpern und einer sanften Stimme, führte uns durch den dunklen Raum zu einer der plüschigen Sitzgruppen in der Ecke. Als wir die Länge der Bar passierten, bemerkte ich, dass nicht jeder im Stil der Zwanzigerangezogen war, aber es waren doch noch genügend Leute, um den ganzen Laden merkwürdig authentisch erscheinen zu lassen.
    Ich glitt in die Sitzecke. Jeremy setzte sich mir gegenüber.
    »Also kennst du dich mit Jazz aus«, stellte ich fest und blinzelte ihn bewusst misstrauisch an.
    Er zuckte die Schultern. »Nicht so richtig.«
    »Das glaube ich dir nicht.«
    »Sagen wir mal, ich bin ein relativ neuer Zuhörer.«
    »Nur ein Fan oder spielst du auch?«
    »Ich bin Musiker. Ich kann mir nicht vorstellen, nur Fan zu sein. Glaub es mir, nach diesem Abend wirst du auch Jazz spielen wollen.«
    »Dann schnapp dir doch ein Instrument und nichts wie rauf«, stichelte ich und deutete auf die Bühne. »Lass mal hören, was du draufhast.«
    »Was, und Karriereselbstmord begehen?«, witzelte er. »Was würden meine Klassikfans denken?«
    »Okay, das ist ein Argument.«
    Jeremy sah auf die Bühne, auf der sich eine neue Gruppe auf ihren Auftritt vorbereitete. »Das ist die Klaviercombo, die ich letztens hier gehört habe. Der Typ da ist unglaublich. Ein Genie. Ich wünschte mir fast, ich könnte richtig Klavier spielen.«
    »Es gibt doch genügend

Weitere Kostenlose Bücher