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Virulent

Virulent

Titel: Virulent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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sich, in dem nur eine kleine Leiche steckte. Gitsh war bei ihr. Clarence hatte einen Schutzanzug angezogen und sich bei jeder Leiche persönlich davon überzeugt, dass die betreffende Person ohne den geringsten Zweifel tot war, bevor er seine übliche Position im Computerraum bezogen hatte.
    Margaret musste sich beeilen. Schon bald würde Bernadette Smith eintreffen und ihre ganze Aufmerksamkeit beanspruchen. Auch die Leiche von Ryan Roznowski war unterwegs; dieser Infizierte hatte die Soldaten an der Straßensperre umgebracht. Er besaß jedoch nur geringe Priorität. Margaret musste vielmehr alles für Bernadette vorbereiten.
    »Gitsh, hol Chelsea aus den Säcken, damit wir uns an die Arbeit machen können. Wir müssen uns beeilen. Marcus, bist du da?«
    »Ja, Ma’am«, erklang Marcus’ Stimme in ihrem Ohrhörer. »Ich bin beim Leichenschrank und kümmere mich darum, dass Bobby Jewells Überreste ordnungsgemäß eingelagert werden.«
    »Okay. Bring das zu Ende und komm so schnell wie möglich wieder hierher. Wir müssen die Sache mit dem Mädchen erledigen, bevor die lebende Wirtsperson eintrifft.«
    Sie hatte die vorläufige Autopsie von Bobby und Candice Jewell bereits abgeschlossen. Candice war durch einen Schuss
in den Hinterkopf gestorben, und zwar lange bevor das Feuer ihre Leiche verbrannt hatte. Bobby hatte mehrere Messerstiche in die Rippen abbekommen. Weil es sich nur um eine vorläufige Begutachtung handelte, konnte Margaret zwar nicht sicher sein, aber es war ziemlich wahrscheinlich, dass auch er bereits tot gewesen war, bevor die Flammen ihn erfasst hatten.
    Gitsh zog die kleine Leiche des Mädchens aus dem Sack und legte sie auf den Tisch. Verbrannte Opfer und verkohltes Fleisch. Welch ein Vergnügen das doch jedes Mal war. Genau genommen verbrennt der menschliche Körper bei einem Hausbrand nicht. Um einen Körper einzuäschern, braucht man über mindestens zwei Stunden hinweg eine Temperatur von mehr als achthundert Grad Celsius. Bei einem Hausbrand jedoch entwickelt sich in der Regel nur eine Hitze von weniger als dreihundert Grad. Zwar kann es in der Tat bei einigen Bränden zu Temperaturen von eintausendeinhundert Grad kommen, doch wenn das der Fall ist, haben die Flammen üblicherweise alles verfügbare Brennmaterial bereits nach etwa einer halben Stunde aufgezehrt. Bobby Jewells Leiche war geschwärzt und verkohlt, aber noch so weit erhalten, dass Margaret ein verbranntes Dreieck auf seiner Wange und eines an seinem Halsansatz finden konnte.
    Sie war lange genug dabei, um sich vorstellen zu können, was sich abgespielt hatte: Bobby Jewell hatte sich mit den Dreiecken infiziert und schließlich seine eigene Familie umgebracht. Dann hatte er das Haus in Brand gesteckt und Selbstmord begangen, indem er sich mehrfach mit einem Messer in die Brust gestochen hatte. Es klang verrückt, aber sie hatte schon Schlimmeres gesehen – wenigstens hatte sich Bobby nicht die Beine mit einem Beil abgehackt. Das Einschussloch im Hinterkopf seiner Frau passte zu dem erwarteten Ablauf
von Mord und Selbstmord. Margaret war sicher, dass auch die Todesursache des Mädchens diese These stützen würde.
    Gitsh faltete den Leichensack zusammen und schob ihn in den Verbrennungsschacht.
    Margaret starrte die Leiche des Mädchens an. Sie war in fötaler Haltung zusammengerollt, Arme und Beine angewinkelt, die Fäuste unter das Kinn gedrückt. Das bedeutete nicht, dass dieser Mensch bei lebendigem Leib verbrannt war und sich unter Schmerzen zusammengekrümmt hatte, denn die durch Feuer verursachte Dehydrierung sorgt dafür, dass sich die Muskeln – und sogar tote Muskeln – zusammenziehen, weshalb es bei Leichen zu dieser Position kommt.
    Aber es war auch nicht die fötale Haltung, die Margarets Aufmerksamkeit auf sich zog. Was ihr auffiel, war die Größe der Leiche.
    Sie sah auf den an der Wand befestigten Flachbildschirm, der Informationen über Chelsea zeigte.
    »Clarence, das ist doch angeblich eine Siebenjährige?«
    »Ich sehe nach«, antwortete Clarence in ihrem Ohrhörer. »Ja. Chelsea Jewell. Sieben Jahre, vier Monate und zehn Tage.«
    »Wie groß soll sie laut ihren medizinischen Unterlagen sein?«
    »Hmmm … ein Meter sieben.«
    »Diese Leiche ist größer«, sagte Margaret. »Und die Hüften passen nicht. Gitsh, roll die Leiche auf den Rücken.«
    Wieder erklang Clarences Stimme in ihrem Ohr. »Du glaubst nicht, dass das Chelsea Jewell ist?«
    Gitsh drehte die Leiche um.
    Margaret sah genau hin. Dann

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