Virulent
geradeaus, Gefreiter«, sagte Doc Harper. »Scheint alles in Ordnung zu sein. Was macht Ihr Kopf?«
»Er tut ein bisschen weh«, sagte Dustin.
Harper nickte und wandte sich dem anderen Auge zu.
»Beschreiben Sie den Schmerz auf einer Skala von eins bis zehn«, sagte Doc Harper.
»Hmm, vielleicht drei.«
»Hört sich nicht nach einem größeren Problem an«, sagte Doc Harper. »Nun, jetzt, da Sie wieder wach sind, will der Colonel Sie so schnell wie möglich sehen. Ich werde ihm mitteilen lassen, dass Sie sich mit ihm unterhalten können. Brad, gib mir ein paar Schachteln Tylenol. Vier sollten genügen. «
Brad kniete nieder, um eine der Schubladen im Schränkchen neben Dustins Feldbett zu öffnen.
Dustin packte Doc Harper beim Nacken und verpasste ihm einen Kopfstoß. Noch bevor Harper vom Hocker rutschte, packte Dustin sein M4 mit beiden Händen.
Gerade als Brad den Kopf zur Seite drehte, um zu sehen, was vor sich ging, krachte der Schaft direkt in seinen Mund. Blutend sackte er auf seine linke Hinterbacke, seine Augen starrten glasig vor sich hin. Dustin schlug ihn noch einmal. Brad fiel auf den Rücken, einen seiner Arme schief gegen die offene Schublade mit den Medikamenten gelehnt.
Dustin sah hinab auf die beiden Männer. Doc Harper blinzelte wie verrückt. Tränen rannen aus seinen Augen und Blut schoss aus seinem gebrochenen Nasenrücken. Er versuchte rückwärts wegzukriechen, doch anscheinend gelang es ihm nicht, genügend Kraft in seinen Beinen aufzubringen. Die Absätze seiner Schuhe kratzten schwach über den Boden.
Dustin zog zwei Kabelfesseln aus seiner Hosentasche.
»Tut das weh, Doc?«, fragte Dustin. »Ich werde ein Küsschen draufgeben, und dann wird alles besser.«
Chelsea ließ ihren Geist weiter und weiter ausströmen. Das war so cool. Besser als alle ihre besten Spielzeuge zusammen. Sie konnte fühlen, wie Dustin diese Männer schlug, als wäre sie dort gewesen, als hätte sie sie selbst geschlagen.
Es gefiel ihr. Es machte wirklich Spaß.
Jedes Mal, wenn sie ihren Geist ausströmen ließ, wurde das Gefühl stärker, wurden die Verbindungen stärker. Jeder Wirt, jedes Püppchen, jeder Verwandelte und Bekehrte – sie alle fühlten sich ein wenig anders an. Etwa so, wie Vanilleeis einen ganz bestimmten Geschmack hat und Schokoladeneis einen anderen. Genau das war es: Jeder hatte einen eigenen Geschmack.
Dustin war weit weg, doch es gelang ihr trotzdem, eine Verbindung zu ihm aufzubauen. Auch mit Bernadette Smith konnte sie Verbindung aufnehmen, und zwar mit jedem der drei Püppchen in Bernadettes Körper.
Die drei schmeckten nach Wut. Nach Wut und Angst.
Es hatte zwar funktioniert, Bernadette zum Highway zu schicken, doch Chelsea hatte gedacht, die Soldaten würden die Frau erschießen. Chelsea hatte sogar dafür gesorgt, dass Bernadette ihre Töchter getötet und das Messer mitgebracht
hatte. Doch die Teufel hatten Bernadette gefangen genommen, und das war schlecht.
Bernadettes Püppchen wuchsen so schnell! Vielleicht würden sie schon bald schlüpfen, um zu spielen und zu bauen. Chelsea spürte, wie Nadeln in sie gestochen wurden – so viele Nadeln. Genau wie bei jenem Arzt, der immer Nadeln in sie gestochen hatte. Stechen, stochern, testen. Allerdings spürten die Püppchen den Schmerz nicht so wie sie. Die Nadeln ärgerten sie nur.
Warum also waren sie dann wütend und verängstigt? Keines der anderen Püppchen hatte diesen Geschmack. Chelsea konzentrierte sich auf diese drei Püppchen, hörte sich ihre Gedanken an und fand die Antwort.
Der Hurensohn.
Der Schwarze Mann.
Sie starrten dem Schwarzen Mann direkt ins Gesicht! Kein Wunder, dass sie wütend waren, kein Wunder, dass sie Angst hatten. Chelsea spürte diese Angst und diese Wut wie einen Stich. Chauncey hatte ihr gesagt, sie solle mit dem Schwarzen Mann keine Verbindung aufnehmen, doch das war lange her. Jetzt war sie stärker. Die Püppchen waren dem Schwarzen Mann so nahe, nur etwa ein, zwei Meter von ihm entfernt. Sie konnte durch die Püppchen Verbindung zu ihm aufnehmen und mit ihm sprechen.
Der Schwarze Mann machte Chelsea Angst. Das war nicht fair.
Jetzt war er an der Reihe, Angst zu bekommen.
74
Sich seiner Vergangenheit stellen
Perry Dawsey hatte noch nie unter Klaustrophobie gelitten. Aber er hatte ja auch noch nie in einem Schutzanzug gesteckt, der für jemanden von seiner Körpergröße überhaupt nicht gedacht war; und er hatte sich noch nie in den Auflieger eines Sattelschleppers gezwängt,
Weitere Kostenlose Bücher