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Virulent

Virulent

Titel: Virulent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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befand sich als Einziger in dem Zelt, das als Krankenstation diente.
    Was man ihm in der Ausbildung eingetrichtert hatte, machte sich wieder bemerkbar, er tastete nach seiner Waffe. Sein leeres M4-Gewehr lehnte an einem kleinen Metallschränkchen neben seinem Bett. Die Tatsache, dass Dustin sein M4 in Händen hielt, genügte schon, damit er sich ein wenig entspannen konnte.
    Hinter den weichen Plastikfenstern des Zeltes war es dunkel. Er war am Morgen angegriffen worden, also war er wohl etwa acht Stunden lang bewusstlos gewesen. Seine Schuhe und seine zusammengefaltete Uniform befanden sich auf einem Metallregal neben dem Bett. Etwas an seiner Uniformjacke machte ihm Sorgen. Das Abzeichen auf der Schulter …
    Bilder schossen ihm durch den Kopf. Ein kleines Mädchen. Ein blondes, vollkommenes, engelhaftes kleines Mädchen. Hatte er jemals etwas so Überwältigendes gesehen? Ja, das hatte er. Als er scheinbar völlig bewusstlos gewesen war, hatte er Visionen von etwas Schwarzem, etwas Dreieckigem empfangen.
    Die Kreaturen.
    Schön?
    Ja, mehr als schön. Vollkommen. Absolut göttlich.

    Scham erfüllte ihn. Wieder sah er zu seiner Jacke, betrachtete das Abzeichen, das einen Blitz zeigte, der eine auf dem Rücken liegende Schabe traf. Und schlimmer noch, die drei kleinen schwarzen Dreiecke, die darunter auf den Stoff aufgenäht waren. Einer dieser Aufnäher war einfach nur schwarz. Der zweite war mit einem schimmernden weißen X bestickt.
    Und der letzte trug zwei X.
    Oh süßer Gott, was hatte er getan? Er hatte sie zerstört. Drei von ihnen.
    Bist du wach?
    Er zuckte hoch. Eine Stimme. Die Stimme eines kleinen Mädchens. Aber er hörte sie nicht – sie war in seinem Kopf. Er legte die Hände auf das Gesicht und legte sich wieder ins Bett. Er war ein Sünder. Er hatte die Vollkommenheit zerstört, und jetzt würde er dafür bezahlen müssen.
    Wach auf, Schlafmütze.
    »Ich bin wach«, sagte er. »Einer deiner Männer hat versucht, mich umzubringen, und jetzt verstehe ich auch, warum. Ich bin bereit, den Preis zu bezahlen.«
    Du musst keinen Preis bezahlen, Dummkopf. Du hast es nicht gewusst. Und er hat nicht versucht, dich umzubringen. Er hat sich geopfert, damit du ein Held sein konntest – du hast den Mann umgebracht, der all die anderen Soldaten umgebracht hat. Er hat dich nur angeschossen, damit niemand dich fragt, warum du müde warst und schlafen wolltest. Er ist gestorben, damit du meine hübschen Püppchen sehen kannst. Siehst du sie jetzt? Verstehst du jetzt?
    »Ja«, flüsterte Dustin. »Ich sehe sie. Ich … ich habe sie getötet. «
    Das ist in Ordnung. Du hast nichts gewusst, also war es auch nicht dein Fehler.

    »Ja, ich habe nichts gewusst. Ich habe nicht gewusst, wie schön sie sind.«
    Du kannst es wieder gutmachen.
    »Wie?« Er setzte sich wieder auf. »Wie kann ich das? Ich würde alles tun!«
    Du musst andere dazu bringen, dass auch sie sehen, sagte die Stimme. Du bist der Beschützer. Du musst dafür sorgen, dass sie alle sehen, besonders euer Anführer.
    »Colonel Odgen?«
    Ja. Du musst ihm ein Küsschen geben und dafür sorgen, dass er die hübschen Püppchen sieht.
    Weitere Bilder blitzten in Climers Gehirn auf. Bilder von Chelsea, die ihre schlafende Mutter betrachtete. Bilder von Chelseas Zunge.
    Weißt du, was du tun musst?
    Dustin nickte: »Ja.«
    Dann beeil dich, aber sei vorsichtig. Lass nicht zu, dass sie dich festnehmen. Du bist jetzt ein Beschützer. Du und die anderen müssen zu uns kommen, denn wir wollen die Himmelstore öffnen.
    Der Zelteingang wurde aufgeklappt, und zwei Männer traten ein. Doc Harper und Schwester Brad.
    »Na sieh mal an, wer aufgewacht ist«, sagte Doc Harper. »Führen Sie hier drinnen Selbstgespräche?«
    Die Männer traten an das Feldbett.
    Dustin zuckte mit den Schultern. »Scheint so, Doc.«
    »Naja, überrascht mich nicht«, sagte Doc Harper. Er zog einen Hocker neben Dustins Bett und setzte sich. »Sie machen wahrscheinlich besser Konversation als Brad hier.«
    »Ha-ha-ha«, sagte Brad. »Nur weiter so, und ich lasse Sie nicht mehr beim Schach gewinnen.«

    Doc Harper hob Dustins Handgelenk hoch und sah auf seine Uhr. »Brad, Sie könnten mich nicht einmal dann beim Schach schlagen, wenn ich mit der Königin im Rektum spielen würde.« Doc Harper ließ Dustins Handgelenk los, nahm eine Taschenlampe von der Größe eines Füllfederhalters aus seiner Brusttasche und leuchtete damit mehrfach kurz in eins von Dustins Augen.
    »Schauen Sie einfach

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