Virulent
in dem Geräte und Material für eine solche Enge sorgten, dass Perry sich nur seitwärts durch dieses Etwas schieben konnte, das hier als Korridor galt.
Doch Klaustrophobie bereitete ihm die geringste Sorge. Die nackte Frau in der Isolationszelle mit den durchsichtigen Wänden beanspruchte fast seine gesamte Aufmerksamkeit.
Sie – und das, was sich auf ihr befand. Was sich in ihr befand.
Straffe Lederschlaufen fixierten ihre Hand- und Fußgelenke und ihre Taille. Sie weinte. Perry spüre, wie Scham ihn erfüllte, Scham darüber, wie er Fatty Patty behandelt hatte. Er hatte Patty angeschrieen. Er hatte sie geschlagen. Er hatte sie geschnitten. Hatte zugesehen, wie sie starb, und gehofft, dass er durch das, was sich dabei abspielte, etwas erfahren konnte, das ihm helfen würde, sich selbst zu retten. Damals war er kein Mensch gewesen.
Milner hatte Recht. Perry war ein Monster.
Die Frau in der Kammer zog schwach an den Lederschlaufen.
»Sitzen die Fesseln straff?«, fragte Dew Margaret.
»Verdammt straff«, sagte Margaret. »Ich habe sie ihr selbst angelegt. Noch straffer, und ihre Blutzirkulation würde abgeschnürt. «
Margarets Stimme klang kühler als früher. Kühler und härter, als wäre es wohl doch nicht das Schlimmste auf der Welt, würde man die Blutzirkulation dieser Frau abschnüren. Das war nicht die Stimme, mit der sie gesprochen hatte, als sie Perry half, sich zu erholen. Oder während sie die Schnittwunden vernähte, die er sich beim Kampf mit Dew zugezogen hatte. Damals hatte sie geklungen, als nehme sie Anteil an seinem Schicksal, als wolle sie ihm wirklich helfen. Doch jetzt? Jetzt war ein Hauch von Verachtung in ihrer Stimme. Und vielleicht sogar ein wenig Hass.
»Bitte«, schluchzte die Frau. »Bitte, lassen Sie mich gehen. Ich schwöre, dass ich es niemandem verraten werde.«
»Versuchen Sie sich zu entspannen, Bernadette«, sagte Margaret. »Wir wollen Ihnen helfen.«
»LÜGNERIN!«, kreischte die Frau. »Sie sind von der POLIZEI! Sie wollen mich aufschneiden!«
Weil sie sich sonst nicht rühren konnte, bewegte sie ihren Kopf. Sie riss ihn hin und her, als würden ihr Stromstöße versetzt. Ihr verschwitztes braunes Haar flog in alle Richtungen. Ihr Gesichtsausdruck wechselte von einem Augenblick zum anderen zwischen nacktem Entsetzen und psychotischer Raserei.
Die Dreiecke starrten nach draußen. Mit ihren schwarzen Augen hätten sie in alle Richtungen blicken können, doch Perry wusste, dass sie ihn direkt ansahen.
Hurensohn. Du wirst sterben. Dein Tod wird schlimmer sein als alles andere.
Perry trat einen halben Schritt zurück. Der graue Eindruck verschwand nicht. Was auch immer es war, das ihn behinderte, in direkter Nähe eines Dreiecks kam er nicht zurecht. Das hatte er nicht erwartet. Er hatte gehofft, dass er hereinkommen
und nichts hören würde, so dass er so schnell wie möglich wieder verschwinden könnte.
Perry bemerkte erst, dass er zitterte, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte.
»Nur die Ruhe, Perry«, sagte Dew. »Sie kommen nicht bis zu dir.«
»Ich muss hier raus, Dew. Ich muss hier raus.«
Dews Stimme blieb leise. Leise und ruhig. »Du wirst dich jetzt konzentrieren. Wir müssen mit diesen Dingern reden. Wir müssen den Ort des nächsten Tores erfahren, und du bist der Einzige, der das herausbekommen kann.«
»Aber Dew – «
»Hör mir zu«, sagte Dew. »Manchmal müssen wir Dinge tun, die wir nicht tun wollen. Du kannst Bill nicht wieder zurückholen, doch das ist deine Chance, es wiedergutzumachen. Du musst diese Chance nutzen.«
Dew hatte Recht. Dew hatte gekämpft, hatte Opfer gebracht. Er verlangte von Perry nichts, was er nicht selbst tun würde.
»Können sie mich da drinnen hören?«, fragte Perry.
Margaret nickte. »In der Zelle sind Lautsprecher. Das Mikrofon in deinem Ohrhörer überträgt deine Stimme. Sie können dich sehr gut hören.«
Perry nickte in seinem Helm. Jetzt war er dankbar für diesen Anzug, denn wenn er sich in die Hose machen würde, würde das niemand mitbekommen. Er räusperte sich.
Das Warten hatte ein Ende.
»Ich soll mit euch reden«, sagte er. »Herausfinden, was ihr wollt.«
Wir wollen dich umbringen. Du bist der Zerstörer.
Vollständige Sätze. Sprachrhythmus. Schon bald würden sie aus dem Körper der Frau brechen.
»Wo ist das nächste Tor?«
Nichts.
»Ihr wollt … das Tor öffnen. Ich weiß das. Was wird da durchkommen?«
Ehehenngehell.
Engel. Die durch das Tor kommen.
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