Virulent
opfert sie ständig. Amerika hat es immer getan und wird es immer tun. Wir haben genügend meiner Freunde in Vietnam geopfert.«
»Jetzt haben wir eine Freiwilligenarmee, Dew«, sagte Margaret. »Es ist nicht mehr dasselbe. Es gibt keine Wehrpflicht mehr.«
»Ein Zustand, der exakt so lange andauern wird, wie wir
noch genügend Soldaten für die Kämpfe haben, die wir im Augenblick führen.« Dew nahm die blutige Gaze von der Wunde und warf sie in den Mülleimer. Er drückte eine neue Schicht auf die gleiche Stelle, hielt sie mit seinem linken Daumen fest und zog mit seiner rechten Hand ein Nähset aus dem Koffer. Er riss die Verpackung mit den Zähnen auf und legte sie neben die Computertastatur.
»In exakt derselben Sekunde, in der wir uns einer entsprechend großen Bedrohung gegenübersehen, wird die Wehrpflicht wieder eingeführt, und Sie wissen das ganz genau«, sagte er. »Wenige sterben, damit viele leben können. Die Frau da drin – sie muss aus demselben Grund sterben.«
»Das ist mir scheißegal«, sagte Margaret. »Ich bin nicht beim Militär. Ich bin Ärztin. Ich opfere Menschen nicht. Ich setze mich über Sie hinweg.«
Dew nahm die zweite Lage Gaze von der Wunde; sie war nicht mehr so blutig wie die erste. Er drückte ihre Haut zusammen, nahm die Nadel, in die der Faden bereits eingeführt war, und drückte sie durch das Fleisch.
Seine Hände waren rau, aber warm. Sanft. Sie beobachtete seine Technik: glatt, erfahren.
»Sie haben das schon früher gemacht?«
Dew nickte. »Schätzchen, ich habe das gemacht, während Leute versucht haben, mich umzubringen. Ich habe es an mir selbst gemacht, während Leute versucht haben, mich umzubringen. Das hier ist nicht mehr als eine gute alte Kneipenschlägerei. Wo haben Sie gelernt so zuzuschlagen?«
»Durch eine Art Box-Gymnastik«, sagte Margaret. »Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie jemanden ernsthaft geschlagen.«
Dew nickte wieder. »Wenn Sie sich über mich hinwegsetzen,
sind Sie draußen«, sagte er, während er den zweiten Stich machte. »Es ist keine Drohung, wenn ich sage, dass man Sie so lange in Einzelhaft stecken wird, bis diese ganze Angelegenheit vorüber ist. Es ist deshalb keine Drohung, weil ich weiß, dass es Ihnen vollkommen gleichgültig ist, bestraft zu werden oder jemanden wirklich sauer zu machen.«
»Genau.«
Dew machte den dritten Stich. »Und doch wird genau das passieren. Man wird Sie von Ihrer Aufgabe abziehen, und ein anderer wird die Sache übernehmen. Vielleicht Doktor Chapman oder Ihr alter Kumpel Doktor Cheng.«
Dew machte den vierten Stich, und dann sah er ihr in die Augen. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt. Sie spürte, wie seine Hände sich bewegten. Er nähte alleine nach Gefühl.
»Wer immer das auch sein wird, er wird nicht so viel wissen wie Sie, Margaret. Er wird Zeit brauchen, um all das nachzuholen, Zeit, die wir nicht haben. Und er wird wahrscheinlich etwas übersehen, das absolut entscheidend sein könnte.«
Sie sah weg. Er hatte Recht.
»Wir wissen nicht, was durch diese Tore kommt«, sagte Dew. »Aber was immer es auch sein mag, ohne Sie wäre es schon längst da. Dank Ihrer Wetter-Theorie sind wir vielleicht sogar in der Lage, die Infektionsquelle zu finden. Wenn es sich um einen Satelliten handelt, können wir ihn möglicherweise abschießen. Und das nur wegen Ihnen. Margaret, wir schaffen es nicht ohne Sie.«
»Aber Dew, diese Frau … es wird schrecklich werden.«
Er nickte langsam. »Ja, das ist wahr. Aber wir müssen es wissen. Sie spielen jetzt in der obersten Liga, und wenn man
auf diesem Niveau mitspielt, muss man wissen, wann man ein Opfer bringen muss.«
»Für Sie ist es leicht, so etwas zu sagen«, erwiderte Margaret. »Darin sind Sie gut, stimmt’s?«
Dew lächelte. Doch sein Lächeln war voller Bitterkeit.
»Ich bin darin sogar einer der Besten, habe ich gehört. Eine irgendwie zwiespältige Ehre. Sehen Sie, Doc, egal, was Sie tun oder was Sie sagen oder mit wem Sie sprechen, Bernadette Smith wird sterben. Sie können nur eine Beschwerde einlegen, die absolut folgenlos bleibt, abgesehen davon, dass Sie von diesem Projekt abgezogen werden. So können Sie zwar Ihre Integrität bewahren, doch zu welchem Preis für das Land? Oder für die Menschheit? Sagen Sie mir, ob Sie wenigstens diesen Teil des Problems verstehen.«
Sie verstand. Ihr Protest würde einfach ignoriert werden, und sie würde nichts erreichen. Die Murray-Longworth-Maschine würde über sie
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