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Virulent

Virulent

Titel: Virulent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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hinwegrollen. Die Dinge würden weitergehen, nur weniger effizient. Und so sehr sie sich selbst auch dafür hasste, sie würde nicht zulassen, dass sie wegen einer sinnlosen Geste das Projekt aufgeben musste.
    »Ich habe verstanden«, sagte sie.
    »Wenn Sie glauben, dass Gutierrez diesen Anruf nur aus einer Laune heraus gemacht hat, oder wenn Sie glauben, dass es für mich und Otto leicht ist, dieser Anweisung zu folgen, dann sind Sie verrückt. Ich hoffe, dass Sie nie so einen Anruf machen müssen, Margaret. Aber sollte es dazu kommen, dann denken Sie an diese eine Frage: Ist ein Leben hunderte von Leben wert? Oder tausende?«
    »Wir wissen aber nicht, ob wir hunderte von Leben retten, wenn wir Bernadette Smith opfern. Oder auch nur ein einziges Leben.«

    »Genau. Wir wissen es nicht. Und eben deshalb dreht man fast durch bei einer solchen Entscheidung.«
    Er stand auf und fing an, den Erste-Hilfe-Koffer wieder zusammenzupacken. Ihre Hand trug bereits einen Verband. Sie hatte überhaupt nichts gespürt. Wären im Leben ein paar Karten anders verteilt worden, hätte aus Dew Phillips ein Weltklassechirurg werden können.
    Er wollte den Raum gerade verlassen, als er sich noch einmal zu ihr umdrehte. »Soll ich jetzt dafür sorgen, dass Doktor Chapman die Verantwortung übernimmt, oder werden Sie Ihre Arbeit erledigen?«
    Sie hasste ihn. Sie hasste ihn mehr, als sie es für möglich gehalten hätte, jemals einen Menschen zu hassen, und fast so sehr, wie sie Clarence Otto hasste.
    »Ich werde sie erledigen«, sagte sie.
    Wieder dieses bittere Lächeln.
    Dew Phillips verließ den Kontrollraum. Margaret war alleine mit ihren Gedanken an den bevorstehenden Alptraum.
    77
All you need is love
    Colonel Charlie Odgen stand im Kommadozelt und betrachtete die Landkarten und Satellitenaufnahmen, die über den Tisch in der Mitte verstreut waren. Corporal Cope saß auf einem Hocker. Er hatte die vorgebeugte Haltung eines Raubvogels und wartete darauf, sich auf den nächsten Befehl Odgens zu stürzen.

    Odgen fragte sich, ob er in dieser Nacht wenigstens die vier Stunden Schlaf bekommen würde, auf die er sich mittlerweile eingestellt hatte. Wahrscheinlich war nicht genügend Zeit dazu. Und wenn er nicht schlafen konnte, würde Corporal Cope auch nicht schlafen können. Armer Kerl. Doch Cope war ein junger Mann; eigentlich brauchte er keinen Schlaf. Schlaf war etwas für Weicheier.
    Odgen sah auf die Uhr. 21:30.
    »Corporal.«
    »Ja, Sir?«
    »Irgendeine Nachricht von Doc Harper über den Gefreiten Climer?«
    »Noch nichts, Sir«, sagte Cope.
    »Wann wurde Climer in die Krankenstation eingeliefert?«
    »Vor etwa zwölf Stunden, Colonel.«
    »Und wie lange dauert es, bis man nach der Behandlung eines Schusses in die verdammte Schulter wieder aufwacht?«
    »Das weiß ich nicht, Sir«, sagte Cope. »Aber wenn Sie wollen, kann ich es online recherchieren.«
    »Das war eine rhetorische Frage, Corporal.«
    »Ja, Sir.«
    Vielleicht brauchte der junge Mann doch ein wenig Schlaf.
    »Corporal, irgendwelche Erfolge bei der Suche nach dem Satelliten?«
    »Nein, Sir«, sagte Cope. »Ich mache denen Druck, genau wie Sie es verlangt haben. Die Auswerter duzen mich inzwischen, Sir, doch wenn ich sie alle fünfzehn Minuten anrufe, dann ist nicht Jeff der Name, der ihnen für mich einfällt, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Die Auswerter waren sauer, weil er Druck machte? Scheiß drauf. Schließlich waren es nicht sie, die an der Front standen.
    Odgen nippte an seinem lauwarmen Kaffee und starrte nachdenklich vor sich hin. Er hatte das Suchgebiet ausgeweitet und alle verfügbaren Männer eingesetzt, doch noch immer hatte er keinen Hinweis auf ein Tor. Wenn früher Personen verschwunden waren, hatte das immer bedeutet, dass in einem Umkreis von einhundert Meilen ein Tor errichtet worden war. Gewiss, ein Radius von einhundert Meilen betraf ein gewaltiges Gebiet, doch sie hatten Dutzende von Luftaufnahmen und eine engmaschige Satellitenüberwachung. Falls es da etwas gab, hätten sie es eigentlich finden müssen.
    Doch was ihm wirklich Sorgen machte, war die Familie Jewell. Odgen zweifelte nicht im Geringsten daran, dass die Jewells wenigstens teilweise verantwortlich für den Tod seiner Männer waren. Bisher hatte die Fahndung allerdings nichts gebracht.
    Wohin waren sie nur verschwunden?
    Der Zelteingang wurde aufgeklappt. Ein Soldat ohne Hemd, in Stiefeln und Uniformhose und einem weißen Verband über seiner linken Schulter kam herein. In

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