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Virulent

Virulent

Titel: Virulent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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wie ein echter Anführer.
    Die unerschütterliche Vanessa Colburn schwitzte überhaupt nicht. Sie bediente die Telefone und gab Gutierrez mit leiser Stimme Ratschläge, aber nur, wenn er sie darum bat. Während Murrays Welt der Geheimnisse um ihn herum in sich zusammenstürzte, fing er an sich zu fragen, ob sie vielleicht doch nicht der politische Vampir war, für den er sie gehalten hatte. Zum ersten Mal fragte sich Murray, ob seine Art, die Dinge anzupacken, falsch war, und ob Vanessa Recht damit hatte, dass er verschwinden sollte.
    General Cooper hatte an jedem Ohr einen Telefonhörer. Er
nickte kurz, legte beide Hörer auf seine Schultern und rief in den Raum.
    »Auf der I-75 wurde ein Militärkonvoi beobachtet, der in Richtung Süden fährt«, sagte er. »Sieben Fahrzeuge, einschließlich zweier Truppentransporter. Etwa sechzig Mann. Ich hätte eine Kommandoeinheit Apaches auf dem Weg zu einer guten Schussposition.«
    »Auf einem Highway?«, sagte Gutierrez. »Wie viele zivile Opfer wird es geben?«
    »Einige«, sagte Genral Cooper. »Aber verdammt viel weniger, als wenn die beiden Züge die Straße verlassen und querfeldein fahren.«
    »Machen Sie’s«, sagte Gutierrez.
    Kein Zögern. Vielleicht würde sich noch zeigen, dass dieser Mann in Ordnung war. Murray hoffte es jedenfalls, denn es war höchste Zeit, den Stab an die nächste Generation weiterzugeben. Er wusste nicht, wie viel er von all diesen Dingen noch ertragen konnte. Es war eine Sache, in den Kalten Krieg zu ziehen oder die Iraner in die Schranken zu weisen, aber Odgens Männer zerlegten Detroit in seine Einzelteile.
    Detroit.
    Die Eight Mile Road führte über jeden größeren Highway im Norden der Stadt. Sämtliche Kreuzungen waren von Autowracks völlig verstopft. Es waren hunderte Fahrzeuge. Einige von ihnen brannten, und überall lagen die Leichen von Menschen, die erschossen worden waren, als sie versucht hatten, zu Fuß weiterzufliehen. Odgens Männer hatten auch die Hauptrouten im Westen getroffen: die Autobahnkreuze an der I-96 und der I-94 sowie die Kreuzung von I-96 und I-75. Nur über diese Straßen konnte man in die Stadt gelangen oder sie wieder verlassen, und sie alle waren mit den Fahrzeugen der
Bürger verstopft, die in Panik aus brennenden Gebäuden und vor den Schüssen automatischer Waffen flohen, die alle paar Minuten wahllos einschlugen. Die Staus im gesamten Stadtgebiet hatten dafür gesorgt, dass die Polizei von Detroit auf die verschiedensten Orte verteilt und inzwischen völlig desorganisiert war. Wo isolierte Polizeieinheiten auf Odgens Angreifer stießen, mähten diese die Polizisten entweder nieder oder jagten die Einsatzfahrzeuge mit ihren Raketenwerfern in die Luft.
    Und Odgen hatte sich nicht nur auf die Straßen beschränkt.
    Flammen schlugen aus den obersten zehn Stockwerken im mittleren Turm des Renaissance Center. Der Westwind wehte die dichte schwarze Rauchfahne über die Stadt in Richtung Ann Arbor. Das Fisher Building und das Penobscot Building standen ebenfalls in Flammen; in drei der höchsten Wolkenkratzer der City waren die Brände außer Kontrolle. Feuerwehrleute kämpften hier ebenso gegen die Glut an wie an einem halben Dutzend anderer Brandherde, die durch den Absturz des Northwest-Flugs 2961 entstanden waren.
    Zwei brennende Wracks blockierten die Start- und Landebahnen des Detroit Metro Airport. Der wichtigste Tower war zerstört. Wahllose Schüsse. Hunderte Tote. Die Airport Security hatte die Angreifer noch nicht gefunden, was bedeutete, dass sie immer noch auf dem Gelände waren. Einige Zeugen sprachen von fünf Schützen, andere von zehn oder sogar von zwanzig.
    Der kleinere Flugplatz von Detroit City? Überall dasselbe – blockierte Start- und Landebahnen, brennende Wracks, der Tower zerstört. Vollständig außer Betrieb.
    Der Beginn des Angriffs lag noch nicht einmal vierzig Minuten zurück, und schon hatte Odgen die Flugplätze zerstört, die
Straßen abgeriegelt und dafür gesorgt, dass jeder Cop, jeder Feuerwehrmann und jeder Notarzt im Einsatz war und sich um nichts anderes kümmern konnte.
    »Sehen Sie sich das an«, sagte Gutierrez. »Sehen Sie sich an, was hier passiert. Wie viele Männer hat Odgen in Detroit?«
    »Vielleicht sechzig«, sagte Murray. »Wir sind nicht sicher.«
    »Sechzig Mann«, sagte Gutierrez. »Er hat mit zwei Zügen eine Großstadt lahmgelegt. Was wird mit Amerika geschehen, wenn sich sechshundert Menschen anstecken? Oder sechstausend? Wir müssen das eindämmen.

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