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Virulent

Virulent

Titel: Virulent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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die Probe durch die Wolkenschicht. Sie identifizierte das Zielgebiet und schoss in Richtung Nordwesten. Für den Orbiter und die Probe war ein Ort so gut wie jeder andere. Auf menschlichen Landkarten jedoch hatte dieser Ort einen Namen.
    Er hieß Gaylord.
    In 500 Metern Höhe folgte die Probe ihrer letzten Anweisung. Sie sandte einen Stromstoß durch die Partikel, der die statische Bindung aufhob.
    Die Probe explodierte nicht. Sie löste sich auf. Die feste Maschine verwandelte sich von einer Sekunde zur anderen in eine Wolke aus Samenkörnern. Diese kleinen Körner breiteten sich aus, noch während sie fielen; sie erregten nicht die geringste Aufmerksamkeit. Die Auflösung setzte die Samen frei.
    Mehr als eine Milliarde davon.
    Ein leichter Südwestwind verteilte die Samen wie eine dünne Rauchwolke. Frühe Windböen verbreiteten sie noch mehr, so dass einige von ihnen auf einer einsamen Reise davonsegelten, während andere einander nahe blieben wie halb durchsichtige Kondensstreifen oder ungreifbare Geisterschlangen.
    Die Samen breiteten sich aus.
    Die Samen fielen.
    Die große Mehrheit würde auf der Erde, im Wasser oder im Schnee landen. Sie würden dort so lange bleiben, bis die Elemente
die komplizierte innere Maschine beschädigten und sie zu einem Haufen lebloser Materie wurden. Ein paar hätten vielleicht Glück und würden so lange ausharren, bis sie sich auf einem Wirtsorganismus festsetzen konnten, doch das war wenig wahrscheinlich. Genau aus diesem Grund wurden eine Milliarde Samen auf einmal freigesetzt. Selbst wenn die Chancen wirklich miserabel waren, würden ein paar Samen an einem günstigen Ort landen.
    Eine dieser sich ausbreitenden, ätherischen Gruppen von Samen trieb auf ein Haus am Rand von Gaylord in der Nähe des Highway 32 zu. Dieses Gebäude war das Zuhause der Familie Jewell.
    Die Jewells hatten sich vorerst genügend mit Schneemobilen und mit Basketball beschäftigt, so schien es. Bobby, Candice, Chelsea, Donald und Betty waren eifrig mit dem winterlichen Ritual der Errichtung eines Schneemanns beschäftigt.
    Donald brachte Bobby sogar dazu, dem Schneemann keinen Steifen zu verpassen, obwohl Bobby das schon getan hatte, seit sie Kinder gewesen waren. Immer hatte er einen riesigen Penis angefertigt und den Schneemann »Sir Sichelschwanz« genannt. Witzig? Und wie! Doch jetzt, da Betty sechzehn war, war das wohl kaum passend. Außerdem kam Chelsea jetzt in das Alter, in dem sich Bobby mehr wie ein Erwachsener verhalten sollte und nicht wie ein Kind, das im Körper eines Erwachsenen gefangen war.
    Die kleinen Samenwolken hoben und senkten sich in der leichten Brise. Als sie auf die Erde fielen, landete die Hälfte von ihnen im Schnee und blieb darin stecken, zu einem Ende in Kälte verdammt. Die andere Hälfte wurde von den Winden erfasst, die über dem Schnee aufstiegen, sodass die Samen fast horizontal über den Boden geweht wurden.

    Donald hatte gerade genügend Schnee für den Kopf des Schneemanns zusammengerollt, und Betty half ihm, das Ganze hochzuheben. Das Material war ziemlich dicht gepackt, doch man wusste nie, ob alles halten würde, wenn man es vom Boden hob. Außerdem war Betty »zu cool«, um Handschuhe zu tragen, sodass es ziemlich passend schien, wenn sie ihm helfen musste, einen großen Block Eis und Schnee hochzuhieven. Bobby trug nur ein T-Shirt samt Jeans, was nicht gerade dazu beitrug, Betty von der Notwendigkeit richtiger Winterkleidung zu überzeugen. Wahrscheinlich würden sich beide erkälten, und Donald würde derjenige sein, der zuletzt lachte. Das einzige Problem dabei war, dass Chelsea wie ihre Cousine sein wollte und deshalb ebenfalls ihre Handschuhe zur Seite geworfen hatte. Sollte Chelsea sich erkälten, wäre Donald ziemlich sauer auf Betty.
    Erfolgreich platzierten sie den Kopf an der richtigen Stelle, während Chelsea auf und ab tanzte, die Hände um eine große, orangefarbene Karotte geschlossen. In ihrem dicken, babyblauen Schneeanzug sah sie ein wenig mollig aus. Die Karotte war das letzte Detail im jährlichen Meisterwerk von einem Schneemann (der dieses Jahr leider nur im Geiste Sir Sichelschwanz sein würde). Die Ehre der Vollendung gebührte natürlich der Jüngsten.
    Gerade als Bobby sich vorbeugte, um nach Chelsea zu greifen und sie hochzuheben, damit sie die Karottennase des Schneemanns anbringen konnte, überzog die unsichtbare Wolke mikroskopischer Samen die Familie Jewell.
    Candice wurde überhaupt nicht getroffen.
    Bobbys T-Shirt erwies sich

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