Virulent
krank bin! Habt ihr mir das angetan? Bitte, holt meinen Dad. Holt meine Mom. Bitte!«
»Dein Vater ist tot«, sagte Amos.
Schnell drückte Margaret am Touch-Screen, um die Verbindung auszuschalten.
»Amos, was sollte denn das?«
»Ich sage ihr die Wahrheit.«
Margaret hätte ihm am liebsten auf den Mund gehauen. »Amos, wir müssen dieses Mädchen dazu bringen, dass sie mit uns spricht, anstatt sie noch hysterischer zu machen.«
»Margaret, ich habe eine Tochter im Teenageralter«, sagte er. »Du nicht. Also halt einfach die Klappe.«
Diesen kalten Blick hatte Margaret noch nie zuvor an ihm gesehen. Amos nahm die ganze Angelegenheit persönlich und projizierte Bettys Situation auf sein eigenes Kind. Er griff nach dem Knopf und schaltete die Lautsprecher in der Kammer wieder ein. »Es ist wahr, Betty«, sagte Amos. »Dein Vater ist tot. Es tut mir sehr, sehr leid.«
Margaret fiel auf, dass Betty nicht mehr schrie. Noch immer rannen Tränen über ihr ruiniertes Gesicht, doch zugleich war ihr Blick hart und klar.
»Daddy … tot? Ihr habt ihn umgebracht?«
»Er starb auf dem Parkplatz, bevor irgendjemand auch nur in seine Nähe kam«, sagte Amos. »Bevor irgendjemand ihm helfen konnte.«
Ein einzelnes Schluchzen schüttelte ihren Körper wie ein kräftiges Husten, und dann lag sie regungslos da.
»Aber ich bin doch schon seit Stunden hier«, sagte Betty und unterdrückte ein weiteres Schluchzen. »Verdammt, warum hat mir das niemand gesagt?«
»Weil alle dachten, dass du nicht damit zurechtkommst«, sagte Amos. »Sie haben dich wie ein kleines Kind behandelt. Das tut mir leid, aber jetzt haben Doktor Montoya und ich die Verantwortung. Ich bin Doktor Amos Braun.«
»Was … passiert mit mir?«
»Du bist sehr krank«, sagte Amos. »Auch du hast das, was deinen Vater umgebracht hat – was immer das sein mag. Wir wissen nicht, warum es sich in dir langsamer entwickelt.«
»Warum tut ihr mir das an?«
»Wir versuchen dich zu retten«, sagte Amos. »Wir müssen dir zuerst einige wichtige Fragen stellen. Dein Vater und du, von wo seid ihr gekommen?«
»Lasst mich einfach nur raus«, sagte Betty mit tiefer Stimme.
»Ich gehöre nicht zu denen, die ihr sucht, ich schwöre es. Bringt mich nicht um, bitte, bringt mich nicht um.«
»Betty, wir versuchen nicht, dich umzu – «
»Ich werde dir deine beschissene Kehle aufschlitzen, du zwergschwänziger motherfucker!« Sie zerrte so heftig an ihren Fixierungen, dass die schwere Rolltrage wackelte. »Lasstmichrauslasstmichrauslastmichraus! «
»Amos, wir müssen sie sedieren«, sagte Margaret. »Sie ist paranoid.«
Amos ignorierte Margaret. Sein Gesicht verriet seine Qual. Er hatte das tiefe Bedürfnis, dass Betty sich beruhigen und mit ihnen zusammenarbeiten würde.
Sah er da drin Betty Jewell, oder sah er seine eigene Tochter – verwesend, voller Entsetzen und an eine Autopsietrage gefesselt?
»Von wo seid ihr gekommen?«, fragte er. »Wir müssen wissen, wo ihr gewesen seid.«
Betty starrte die beiden an. Ihre weit aufgerissenen Augen waren von Hass und Entsetzen erfüllt. Sie stieß einen langen, heiseren Schrei aus. Sie hörte erst auf, als sie Luft holen musste, doch danach schrie sie in derselben heiseren Tonlage weiter.
»Bitte«, sagte Amos. »Hör auf damit. Wir versuchen, dir zu helfen.«
»Amos, es reicht«, sagte Margaret. Sie drückte auf einen Knopf der Steuerungseinheit, wodurch fünfzig Milligram Propofol durch eine der Infusionsnadeln an Bettys Füßen flossen. Amos legte seine beiden behandschuhten Hände an das Glas. Er und Margaret beobachteten schweigend, wie Bettys Schreie seltener und schwächer wurden und schließlich ganz aufhörten.
»Sie ist bewusstlos«, sagte Margaret.
»Dann rollen wir sie in Trailer A«, sagte Amos. »Ich will sie sofort operieren.«
49
Ungeordnete Botschaften
Das neuronale Netz zog sich durch Bettys Frontallappen, doch es war noch immer sehr dünn. Zu dünn, um das Signal auszusenden. Es waren noch mehr Verbindungen nötig.
Stundenlang hatten Bettys Crawler gegen die Kettenreaktion angekämpft, die zum Zerfall der Zellen führte, und ihr Gehirn zu erreichen versucht. Die WDE-4-11-Injektion erwies sich als Rettungsanker für die Crawler, denn zusammen mit dem Mittel, das sie selbst gegen die Apoptose freisetzten, wurde die Kettenreaktion gestoppt, bevor sie ein Maß erreichte, das jede weitere Fortbewegung unmöglich gemacht hätte.
Als Margaret und Amos Betty durch den zusammenklappbaren
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