Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Virus (German Edition)

Virus (German Edition)

Titel: Virus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Isringhaus
Vom Netzwerk:
einen Polizeiwagen, der
augenblicklich in Flammen aufging. Passe frohlockte. Wenn der Tank erst
explodierte, dann würden auch die umstehenden Autos Feuer fangen. Es würde ein
Inferno geben. Die Welt würde Notiz von ihnen nehmen.
    Dann spürte er einen scharfen
Schmerz auf seinem Hinterkopf und sank zu Boden. Er war benommen, aber nicht
bewusstlos. Er nahm wahr, wie der Polizist weiter auf ihn einprügelte und
eintrat. Verschwommen sah er, wie überall um ihn herum Polizisten auf am Boden
Liegende eintraten, wie diese verzweifelt versuchten, sich zu wehren, wie seine
Leute auseinander gesprengt wurden und flohen.
    Was sie jetzt brauchten, war eine
Ablenkung. Wann würde der Tank explodieren? Es konnte nicht mehr lange dauern.
Passe ertrug die Schläge und wartete auf den Knall.
    Dann sah er den Schatten, der
angeflogen kam. Eine vermummte Gestalt sprang dem Beamten, der auf ihn
einprügelte, mit beiden Beinen voraus in den Rücken. Der Polizist fiel
vornüber. Die kleine, zierliche Gestalt, riss Passe hoch und zerrte ihn weg.
Sein Kontrahent rappelte sich schnell hoch. Wirklich verletzen konnte man sie
nicht, wenn sie ihre Kampfmontur trugen. Doch die Zeit reichte. Passe hatte es
in das kleine Wäldchen hinter der Wiese geschafft und befand sich auf dem Weg
zurück zum Zeltplatz.
    Er konnte der vermummten Gestalt
kaum folgen. Sie war zwar relativ klein und zierlich, aber auf sie war auch
nicht wie wild eingeprügelt worden. Wer war sein vermummter Retter? Er blickte
die Gestalt näher an, während sie ihn an ihrer Hand durch den Wald zog. Dann
erkannte er die Kleidung.
    „Dora?” stieß er ungläubig und
schwer atmend hervor?
    Sie zog den Schal herunter, der
ihr Gesicht verdeckt hatte. „Mach so etwas nie wieder!” sagte sie.
    –––––
    Martin Henkel war ein erfahrener
Feuerwehrmann. Seit fünfzehn Jahren arbeitete er für die Berufsfeuerwehr und
seit über einem Jahr bekleidete er den Dienstgrad eines Hauptbrandmeisters. Hektik
führte oft zu Unüberlegtheit, und Unüberlegtheit war selten ein guter Ratgeber,
wenn es brannte. Aber es gab auch nicht den geringsten Grund zur Hektik.
    Er hatte in seinem Leben schon
viele brennende Autos gesehen. Bei Unfällen konnte das gefährlich werden, denn
es konnten Kraftstoffleitungen oder Tanks beschädigt sein. Dann sollte man auf
der Hut sein. Nicht so hier. Tanks waren so gebaut, dass ein Feuer sie nicht
zur Explosion bringen konnte.
    Vielleicht sollte das mal
einer den Hollywoodregisseuren sagen! dachte Henkel, als er sich nur mit einem einfachen
Feuerlöscher bewaffnet dem brennenden Auto näherte. Gefahr bestand nur, wenn
die Reifen oder die pneumatischen Dämpfer der Heckklappe platzten, denn dann konnten
Teile umherfliegen. Aber dafür hatte das Auto noch nicht lange genug gebrannt.
Das passierte frühestens nach fünfzehn Minuten.
    Mit wenigen kurzen Stößen aus
seinem Feuerlöscher hatte er den Brand schnell im Griff. Er schlug das
Fahrerfenster ein, entriegelte die Motorhaube, und sprühte durch den Spalt
Löschpulver in den Motorraum. Hätte er die Haube zunächst geöffnet, hätte das
dem Feuer neuen Sauerstoff gegeben. So war er sicher. Schließlich öffnete er
die Motorhaube und setzte ein paar letzte gezielte Stöße aus seinem Löschgerät.

8.
    Debbie musste sich sammeln.
Dieser impertinente Pfarrer hatte ihr den letzten Nerv geraubt. Wie kleideten
sich deutsche Pfarrer heutzutage eigentlich? Sie blickte an sich herab und
stellte fest, dass ihre dunkelblaue Kombination aus Rock und Blazer ebenfalls
nicht mehr zum Ausgehen taugte. Aber dafür gab es immerhin auch Gründe.
    Die einzigen positiven Aspekte an
dem Gespräch waren, dass der aufdringliche Sanitäter sie nun in Ruhe ließ, und
die Erkenntnis, dass man den Tod des Professors als Unfall ansah. Letzteres
bedeutete, dass sie handeln musste. Sie musste dafür sorgen, dass
Mordermittlungen angestrengt wurden. Es konnte eigentlich nicht allzu schwer
sein, die Polizei davon zu überzeugen. Schließlich lag es doch auf der Hand.
Die Schrift, der Ton – jemand hatte hier etwas geplant, manipuliert, inszeniert.
Natürlich konnte sie den Blitz nicht erklären. Vielleicht hatte jemand am
Blitzableiter rumgespielt, sie wusste es nicht. Aber sie wusste, dass dies
nicht einfach ein Unfall gewesen sein konnte.
    In einem Punkt allerdings, wusste
sie, hatte der Pfarrer nicht ganz unrecht gehabt. Sie durfte die Ereignisse
nicht verdrängen, sondern musste sie verarbeiten. Aber nicht jetzt. Man gab ihr
ja

Weitere Kostenlose Bücher