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Virus (German Edition)

Virus (German Edition)

Titel: Virus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Isringhaus
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entkommen sollte. Mit ein
wenig Glück wusste die Polizei noch nicht einmal, dass er in den eingezäunten
Bereich zurückgekehrt war. Mit ein wenig Glück würde es überhaupt keine direkte
Konfrontation geben.
    Dass er dieses bisschen Glück
nicht hatte, wurde ihm bewusst, als sich die Fahrstuhltüren öffneten, denn in diesem
Moment strömte eine ganze Armee von schwer bewaffneten Polizisten durch die
Drehtüren der schlichten Lobby mit ihrem blauen Teppich. Ohne zu zögern legten
die Beamten auf ihn an. Oder vielmehr auf Debbie, seinen Schild, seine
Lebensversicherung, seine Liebe, seinen Hass.
    Ohne Verhandlungen würde er
dieses Hotel nicht verlassen können, doch auch das sollte kein allzu großes
Problem darstellen. Er hielt definitiv die besseren Karten in der Hand. Seine
Geisel.
    Bobby schob Debbie aus dem
Fahrstuhl und machte dann ein paar Schritte zur Seite, wo er sich gegen die
weiße Wand der Lobby lehnte. Hier war ein guter Ort für seine Verhandlungen.
Die Wand im Rücken brauchte er keine Überraschungen von hinten zu fürchten,
während Debbie ihn nach vorne abschirmte. Zu den Flügeln waren die Polizisten
noch nicht gelangt und er würde zu verhindern wissen, dass sie es taten.
    Unter den Beamten des
Einsatzkommandos tat sich eine Lücke auf und eine Frau Ende dreißig mit streng
zurückgebundenen Haaren und biederer Kleidung trat hervor.
    „Mein Name ist Herforth”, stellte
sie sich auf Englisch vor. „Mister Ecram, das Gebäude ist komplett von der
Polizei umstellt. Sie haben keine Chance, zu entkommen. Ihr Weg endet hier.
Bitte seien Sie vernünftig und vergießen Sie kein weiteres Blut.”
    „Wie viel Blut noch vergossen
wird, hängt ganz von Ihnen ab”, erwiderte Bobby ruhig und richtete seine Waffe
auf das Heer der Polizisten, während er seine rechte Hand weiter drohend um
Debbies Hals gelegt hielt.
    „Wie lauten Ihre Forderungen?”
fragte Herforth. Langsam schien sie sich seines Vorteils bewusst zu werden.
    „Ich möchte eine vollgetankte und
vollgepanzerte Limousine in der Tiefgarage dieses Hotels. Kein Fahrer, keine
Tricks”, antwortete Bobby. „Und dann hätte ich gerne noch eine vollgetankte A340-500,
die am Flughafen Rostock mit einem Piloten und sonst keiner weiteren Besatzung
an Bord auf mich wartet.”
    Der Airbus A340-500 war das
Flugzeug mit der größten Reichweite. Bobby würde sich durch Richtungsänderungen
einige Späße mit den Ermittlern erlauben und jederzeit spontan das Flugziel
ändern können, wenn die Umstände das erforderten.
    „Die Bundesregierung besitzt
keine A340-500”, erwiderte Herforth.
    „Ich bin mir sicher, sie werden
eine organisieren können.” Kurz herrschte Stille, dann jagte Bobby, um seiner
Forderung Nachdruck zu verleihen, einem der Polizisten eine Kugel ins Bein. Wie
ein Blitz aus heiterem Himmel durchbrach der Schuss das angespannte Schweigen
und hinterließ nichts weiter als das klägliche Wimmern des Getroffenen.
    Kollegen zerrten ihn aus der
Schusslinie und trugen ihn aus der Lobby, um sein Bein zu versorgen. Dann
kehrte wieder Stille ein, eine von Spannung und Furcht geladene Totenstille. Wenn
es überhaupt Geräusche gab, so wurden sie von dem dicken Teppich der Lobby
absorbiert. Die Angst der Polizisten war nahezu greifbar, doch noch viel mehr
befriedigte es Bobby, Debbies Angst zu spüren. Er genoss die Stille. Sie sprach
dafür, dass seine Warnung Wirkung gezeigt hatte. Herforth schien sich weitere
Aussagen genau zu überlegen.
    Der nächste Schuss durchbrach die
Stille ebenso plötzlich und unerwartet wie der erste und im gleichen Moment
spürte Bobby, wie sein Kopf explodierte.
    Er war getroffen.
    Seine Rechnung war nicht
aufgegangen.
    Aber wenigstens musste er Debbie
mit in den Tod gerissen haben, denn sein Kopf war nahezu komplett durch ihren
abgedeckt gewesen. Unmöglich konnte ein Projektil aus Richtung der Polizisten
sein Haupt treffen, ohne vorher das ihre zu durchschlagen.
    Die Welt um Bobby herum färbte
sich lila. Ein tiefroter Blutschleier legte sich auf seine Augen und vermengte
sich mit dem Blau des Teppichs und der Beleuchtung.
    Alles geschah nun in Zeitlupe.
Während er fiel, sah er in abgestuften lila Schemen, wie Debbie von ihm
wegrannte, in Richtung der Polizisten. Von ihm weg, wie sie es seit ihrer
ersten Begegnung getan hatte. Sie war nicht getroffen? Wo zum Teufel war der
Schuss hergekommen?
    Auf dem Boden liegend spürte
Bobby, wie Blut aus seinem Kopf sprudelte und eine wärmende Lache um seine
Wange

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