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Virus (German Edition)

Virus (German Edition)

Titel: Virus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Isringhaus
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leichte
Gehirnerschütterung, aber alles wird gut.”
    Sie führte ein Glas an seine
Lippen und träufelte langsam etwas Wasser in seine Kehle. Pures Gold.
    „Wie viel Uhr ist es?” fragte er.
    „Halb zehn”, erwiderte Debbie.
„Du warst fast elf Stunden lang weg.”
    „Hat man Bobby geschnappt?” fragte
Holger, das Wasserglas plötzlich beiseite schiebend.
    Debbie antwortete nicht sogleich,
sondern guckte Holger nachdenklich an.
    „Bobby ist tot”, erwiderte sie
schließlich.
    Und dann begann sie, ihm die
Geschehnisse des Vorabends zu schildern. Dunkel und vernebelt kehrten durch
Debbies Erzählung Erinnerungen zurück. Bobby war in ihr Zimmer eingedrungen.
Schemenhaft sah Holger vor seinem inneren Auge, wie er versuchte, Bobby zu
attackieren. Dann folgte nur noch Schwärze.
    Ungläubig hörte er, wie der
Killer Debbie als menschlichen Schutzschild benutzt hatte, wie er einem
Polizisten ins Bein geschossen hatte, wie plötzlich ein weiterer Schuss
gefallen und Bobby zu Boden gesunken war. Wie Herforth Debbie in den Arm
genommen hatte, immer wieder beteuernd, alles sei gut, und wie schließlich
Wegmann mit einem Lächeln auf dem Gesicht sich selbst getötet hatte.
    „Sieht so aus, als hätte ich den
besten Teil verpasst”, sagte Holger. Tausend Gedanken jagten gleichzeitig durch
seinen schmerzenden Kopf. Einerseits verspürte er eine unbeschreibliche
Erleichterung darüber, dass Bobby keine Gefahr mehr darstellte. Andererseits
konnte er ein ungutes Gefühl nicht ganz verdrängen, dass die Sache damit noch
nicht ausgestanden war. Dazwischen funkte immer wieder die schreckliche Wahrheit,
dass er Debbie nicht hatte beschützen können, dass er sie, wenn Wegmann nicht
aus dem Nichts aufgetaucht wäre, ebenso verloren hätte wie Natalia.
    „Es war mutig von dir, Bobby
anzugreifen”, sagte Debbie, als könne sie Gedanken lesen.
    „Dumm wäre vielleicht das bessere
Wort.” Holger wusste, wie stümperhaft sein Angriff ausgesehen haben musste.
Aber was konnte man von ihm schon erwarten? Sein Leben lang war er mehr ein
Mann des Worts denn des Schwerts gewesen.
    „Herforth sagt, Bobby sei früher
ein Navy Seal gewesen. Nicht einmal ich habe das gewusst.”
    Sie kann Gedanken lesen! dachte Holger. Debbies Versuch,
seinen Angriff weniger anfängerhaft wirken zu lassen, war einfach zu
durchschaubar.
    „Alleine, um zu mir vorzudringen,
hat er drei Polizisten getötet und ein CIA-Agent schwebt mit einem Lungenschuss
in Lebensgefahr”, fuhr Debbie fort.
    Es half nichts. Holger würde sich
einfach damit abfinden müssen, nicht der ideale Beschützer zu sein.
    „Ohne deine genialen Ideen hätten
wir den Fall nie gelöst”, versuchte Debbie weiter, ihn aufzubauen. „Du hast
Bobby entlarvt. Durch dich befinde ich mich jetzt nicht mehr in der Gefahr, in
seiner Mordserie mitspielen zu dürfen. Du hast mich mit deiner Intelligenz mehr
beschützt, als irgendeine Waffe dieser Welt es tun könnte.”
    Holger wusste durchaus, dass
Debbie das nur sagte, um ihn aufzubauen, um ihm sein schlechtes Gefühl, kein
guter Beschützer zu sein, zu nehmen, doch obwohl er sie durchschaute, begann
er, sich besser zu fühlen. Und vielleicht hatte sie ja sogar ein wenig Recht.
Er hatte seinen Teil beigetragen. Doch konnten sie wirklich sicher sein, dass
Debbie sich nicht mehr in Gefahr befand?
    Ein plötzliches Stechen
durchzuckte seinen Kopf und legte sich über den konstanten Grundschmerz, als
ihm gewahr wurde, dass es möglicherweise noch nicht vorbei war. Doch wie sollte
er es ihr sagen? Sie wirkte so frei und erleichtert. Wie kaltherzig musste man
sein, ihr diese Erleichterung zu rauben und sie in erneute Todesangst zu
verwandeln? Es half alles nichts. Wenn er falsch lag, umso besser. Wenn er
richtig lag, dann schwebte sie in schrecklicher Gefahr. Sein Beschützerjob war
noch nicht erledigt.
    „Leider ist die Gefahr für dein
Leben mit Bobbys Tod nicht im Geringsten gebannt”, sagte er. Es war, als
schiebe sich eine dunkle Wolke vor Debbies Gesicht. Das Strahlen wich von einem
Augenblick auf den anderen aus ihren Augen, ihre Mundwinkel sanken synchron mit
ihren Schultern herab, und jegliche Farbe wich aus ihrem Gesicht.
    Hätte er es ihr taktvoller
beibringen können? Zum Teufel. Es gab keine taktvolle Art, dies zu sagen, und
wenn Holger richtig lag, drängte die Zeit.
    „Was meinst du damit?” fragte sie
mit einem leichten Zittern in der Stimme. „Beide Mörder sind ausgeschaltet.”
    „Ich spiele auf die Anschläge auf
Meng

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