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Virus (German Edition)

Virus (German Edition)

Titel: Virus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Isringhaus
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wenig
verwundert, dass gerade heute, am Tag des Todes, um halb zehn schon fast
niemand mehr in der Dienststelle anzutreffen ist. Um präzise zu sein, scheinen
Sie der Einzige zu sein, der aus Ihrer Abteilung noch zugegen ist.”
    Wegmann war
erleichtert. Das war also alles.
    Er hatte alles in die
Wege geleitet, was es in die Wege zu leiten gab, seinen Job gemacht und sogar
schon ein erstes Ergebnis, das er Bruncke präsentieren konnte. Es gab absolut
keinen Grund, sich Sorgen zu machen.
    „Dass die meisten
Kollegen schon nach Hause gegangen sind, liegt einfach daran, dass wir im
Moment nicht viel tun können”, erwiderte er. „Wir warten auf die Ergebnisse der
Sachverständigen. Erst dann können wir uns ein Bild machen. Und der Stand der
Ermittlungen ist dementsprechend natürlich ebenfalls absolut von den
Erkenntnissen der Sachverständigen abhängig. Alles, was es dort bislang an
Ergebnissen zu berichten gibt, ist, dass der Blitz, der den Professor erschlug,
registriert und identifiziert wurde.”
    „Aha”, brummte
Bruncke bedächtig.
    Aha? Was sollte
das heißen, aha? Wegmann sah ein, dass Bruncke gut war, sehr gut sogar.
Mit diesen winzigen zwei Silben hatte er ihn völlig verunsichert. War es eine
Aufforderung an Wegmann, weiterzureden? Er hatte doch alles gesagt. Oder wollte
Bruncke sich selbst nur etwas Zeit geben, nachzudenken, das Gesagte zu
verarbeiten? Würde Wegmann seine Unsicherheit preisgeben, wenn er jetzt erneut ansetzte?
Sollte er auf eine weitere Frage Brunckes warten?
    Es kam keine.
    Wegmann spürte, wie
sich kleine Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten. Er beobachtete Bruncke.
Dieser hatte die Handflächen wie zum Gebet gegeneinander gelegt und berührte
mit beiden Zeigefingern nachdenklich seine leicht geschürzten Lippen. Spielten
sie hier Poker?
    Schließlich setzte
Wegmann erneut an. „Wir warten noch auf den Bericht der Elektrotechniker, die
ergründen, wie der Blitz durch das Dach schlagen konnte. Je nach Sachlage
werden wir dann Ermittlungen gegen die Baufirma einleiten, um zu ergründen, ob
man ihr nachweisen kann, dass sie beim Blitzableiter gepfuscht hat. Zudem geht
der zuständige Brandursachenermittler noch der Frage nach, warum sich das Feuer
so schnell bis zur Bühnenrückwand ausbreiten konnte. Und dann können wir den
Fall als solchen wohl als abgeschlossen betrachten.”
    Wegmann hoffte
inständig, dass Bruncke das genauso sah. Was wollte er noch hier? Die Sachlage
war doch völlig klar. Doch Bruncke saß noch immer in unveränderter Haltung vor
ihm und schwieg.
    „Haben Sie Leute in
den Krankenhäusern, um die Zeugen zu befragen? Haben Sie Ihren Leuten eine
Nachtschicht verordnet, um dieselben auszuwerten?“ beendete der BKA-Chef
endlich sein Schweigen. Es war Wegmann vorgekommen wie eine halbe Ewigkeit. Er
wischte sich über die Stirn und senkte den Blick.
    „Ich dachte, dass wir
zuverlässigere Angaben erhalten, wenn der erste Schock überstanden ist“,
erwiderte er kleinlaut.
    „Sie dachten, dass
Sie sich Arbeit sparen können“, sagte Bruncke leise und mit einem sardonischen
Lächeln. „Verstehen Sie eigentlich, worum es hier geht? Das hier ist kein
Dorffest, Herr Wegmann, wir befinden uns inmitten des G8-Gipfels.“
    Wegmann antwortete
nicht und ein weiteres überaus ungemütliches Schweigen folgte.
    „Was ist mit der
Schrift?” fragte Bruncke schließlich.
    „Wir gehen davon aus,
dass es keine Schrift gegeben hat”, antwortete Wegmann bemüht sachlich. „Die
Ausbreitung von Feuer ist völlig willkürlich. Ein Brandbeschleuniger wurde
nicht festgestellt und wie hätte jemand auch wissen sollen, dass dieser Blitz
genau dort einschlägt.”
    „Es gibt zahlreiche
übereinstimmende Zeugenaussagen, die von der Schrift berichten”, sagte Bruncke.
Sein Tonfall wurde jetzt etwas schärfer. „Wollen Sie mir etwa erzählen, dass
Sie diese einfach ignorieren?”
    „Natürlich nicht”,
beeilte sich Wegmann, zu antworten. „Allerdings befanden sich diese Zeugen alle
in einer psychologisch labilen Verfassung, sie standen unter Schock. Wenn man
dann dazu addiert, dass es schlicht unmöglich ist, dass dort eine Schrift
stand…”
    „Und wenn man dann
hinzu addiert”, unterbrach Bruncke ihn scharf, „dass die Aussagen zahlreicher
Zeugen übereinstimmen, dann sollten Sie als Kriminalist zu dem Schluss kommen,
dass zumindest eine eingehende Untersuchung angebracht wäre.“ Er blickte
Wegmann eingehend in die Augen, bevor er anfügte: „Eine solche

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