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Virus - Rückkehr der Vogelgrippe (German Edition)

Virus - Rückkehr der Vogelgrippe (German Edition)

Titel: Virus - Rückkehr der Vogelgrippe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Bulther
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der laufenden Rotoren traf ihn wie ein Keulenschlag. Trotzdem hängte er den Ohrenschutz über den Haken an der Kabinenwand, bedeutete aber Marie, die ihren ebenfalls abnehmen wollte, ihn aufzulassen. Rosen öffnete die Tür. Ein kalter Luftschwall floss in die Kabine. Vom Eingang her kam ein Pfleger gelaufen und half ihnen beim Ausladen der Trage mit Marie. Im Laufschritt verließen sie die Sturmzone rund um den Hubschrauber, der schon wieder abhob, als sie den Eingang zum Krankenhaus erreichten.
Ralsmann erwartete sie bereits. Mit freudenfeuchten Augen begrüßte er Krentler und schüttelte Rosen die Hand.
„Wie geht es denn unserer Patientin?“ fragte er, halb an Krentler, halb an Marie gewandt. Marie brachte ein leises „Gut.“ über die bleichen Lippen und musste husten. Krentler warf Ralsmann einen besorgten Blick zu. Er würde ihm alles erzählen, wenn sie alleine waren. Mit dem Aufzug fuhren sie nach oben.
Marie sollte im obersten Stockwerk untergebracht werden. Dort war sie abgeschirmt von den anderen Patienten, um eine Ansteckung, auch wenn sie unwahrscheinlich war, in jedem Fall zu vermeiden. Außerdem musste verhindert werden, dass jemand von der Quarantäne erfuhr und unangenehme Fragen stellte.
Das Zimmer war mit allem Luxus ausgestattet. Früher hatte man hier hohe Politiker versorgt, später auch andere einflußreiche Leute. Der Krisenstab hatte das gesamte Stockwerk für die Behandlung von Verdachtsfällen sperren lassen. Im Ostflügel hatte man die vorhandenen Labors renoviert und mit den notwendigen Grippeanalyseverfahren ausgestattet, der Westflügel war für die Unterbringung der Kranken vorgesehen.
Dort standen jetzt Krentler, Rosen und Ralsmann um das Bett von Marie. Sie schlief. Die drei Männer blickten sie an, als würden sie in ihren feinen Gesichtszügen, die von den Strapazen gezeichnet waren, etwas suchen. Rosen wandte sich als erster ab. Mit leisen Schritten ging er zur Tür. Die beiden anderen blickten auf und sahen, wie Rosen grußlos verschwand.
Ralsmann bedeutete Krentler, ihm zu folgen. Durch eine andere Tür, die Krentler vorher übersehen hatte, gelangten sie in einen kleineren Nebenraum, der mit einer schmalen Liege, einem kleinen Tisch und einem Waschbecken ausgestattet war. Auf dem Tisch stand ein Monitor, auf dem Marie zu sehen war. Ein große Fenster, das beinahe die ganze Schmalseite des Raums einnahm, bot eine überwältigende Aussicht.
„Wie geht es meiner Tochter?“ fragte Krentler.
„Den Umständen entsprechend.“ antwortete Ralsmann. „Sie hat eine schwere Lungenentzündung und ansonsten die gleichen Symptome wie sie selbst vor einer Woche. Ich habe ihr Antibiotika und Flutamil verabreicht. Und ihrer Frau ein schwaches Beruhigungsmittel.“
„Wo ist Marianne jetzt?“
„Sie ist nach Hause gefahren, nachdem Sonja eine Weile geschlafen hatte. Sonja schläft immer noch. Ich hoffe, sie hat das Schlimmste überstanden. Genau kann ich das erst morgen sagen. Sie können später zu ihr.“
Ralsmann öffnete einen kleinen Schrank über dem Waschbecken und nahm eine Flasche und zwei Gläser heraus, die er auf den Tisch stellte. Behutsam schenkte er ein.
„Ich dachte, auf den Schreck können wir beide einen kleinen Cognac gut vertragen. Und sie können mir dabei erzählen, was hier eigentlich vorgeht.“ Ralsmann zeigte auf den Monitor und reichte Krentler ein Glas. Krentler nickte. Sie stießen an und tranken. Was er in den letzten zehn Stunden erlebt hatte, würde Ralsmann ihm ohnehin nicht glauben.
    21
    Als Krentler geendet hatte, breitete sich Schweigen in dem kleinen Raum aus. Die Männer blickten sich an. Beide spürten eine Verbundenheit, die weiter reichte als Kollegialität. Was auf sie zukam, konnten sie nur ahnen. Aber sie wussten, dass sie gemeinsam um das Leben des Mädchens kämpfen würden. Auf dem Monitor war zu sehen, wie sich Marie in ihren Decken wälzte, geplagt von unruhigen Träumen.
Nachdem Ralsmann zu seiner regulären Visite aufgebrochen war, stand Krentler noch eine Weile am Fenster und blickte über die Stadt, die sich unter ihm bis zum Horizont ausbreitete, ein Meer aus Straßen und Häusern, von kleinen schwarzen Punkten bevölkert, die sich in die verschiedensten Richtungen bewegten, scheinbar ohne System.
Als er die Tür öffnen wollte, um nach Sonja zu suchen, sah Krentler auf dem Monitor, wie Marie hustend im Bett saß. Ihr Oberkörper schüttelte sich in Krämpfen, mit jedem Hustenstoß spritze Blut auf die weiße Decke. Ohne Ton

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