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Virus - Rückkehr der Vogelgrippe (German Edition)

Virus - Rückkehr der Vogelgrippe (German Edition)

Titel: Virus - Rückkehr der Vogelgrippe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Bulther
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wikte die Szene unheimlich und irreal, wie ein Horrorfilm, den jemand für einen kurzen Moment stumm geschaltet hatte.
Ein Klopfen riss Krentler zurück in die Gegenwart. Der diensthabende Pfleger betrat den kleinen Raum und nickte Krentler freundlich zu. Als er auf den Bildschirm sah zuckte er zusammen und schlug reflexartig auf den Alarmknopf, der seitlich am Tisch angebracht war. Ein Klingeln ertönte. Der Pfleger zog sich einen Mundschutz und Handschuhe über, bevor er die Tür zu Maries Zimmer öffnete. Kratzende und keuchende Hustengeräusche drangen herein. Krentler zog ebenfalls Mundschutz und Handschuhe an und folgte dem Pfleger, der bereits am Bett stand und Marie Kopf und Rücken stützte, während sie hustete. Krentler blieb einige Meter vom Bett entfernt stehen. Das Bild der hustenden und schreienden Frau aus Guangdong blitzte auf. Ein Arzt betrat gehetzt das Zimmer, in der Hand eine aufgezogene Spritze, die er Marie injizierte. Dann legte er Marie das Luftpolster des Blutdruckmeßgerätes um den Oberarm und hielt ihr die Sauerstoffmaske aufs Gesicht. Krentler verließ das Zimmer.
Bevor er den Fahrstuhl betreten durfte, um auf der Kinderstation nach Sonja zu suchen, musste er sich einer aufwändigen Dekontaminationsprozedur unterziehen. Durch eine Luftschleuse betrat er einen kleinen, gekachelten Raum. An jeder Seite waren drei Duschköfpe montiert. Neben der Eingangstür war eine Öffnung in die Mauer eingelassen, durch die er seine Kleidung stecken musste. Sie wurde trocken desinfiziert, während er heiß duschte. Krentler wusste, dass solche Maßnahmen wenig sinnvoll waren, wenn keine Schutzanzüge verwendet wurden. Aber das hier war auch noch nicht der Ernstfall, und Ralsmann hatte ihm erklärt, dass man das Personal mit der Prozedur vertraut machen wolle. Als Krentler die zweite Luftschleuse verließ, bemerkte er mit Verwunderung, dass unter dem Dekontaminationspersonal auch Soldaten in Uniform waren. Er würde Ralsmann später danach fragen.
Als Krentler auf der Kinderstation eine Krankenschwester nach seiner Tochter fragte, brachte sie ihn durch ein Labyrinth verwinkelter Gänge zu einem Krankenzimmer und öffnete leise die Tür. Sonja lag in einem Bett an der Wand und schlief. Die Decke über ihrem Brustkorb hob und senkte sich leicht. Ihr Gesicht war blass, unter den Augen zeigten sich dunkle Ringe. Dennoch wirkte es im tiefen Schlaf entspannt. Als Krentler zu ihr gehen wollte, hielt ihn die Schwester am Arm zurück und schüttelte den Kopf. Fast hätte er sich losgemacht, um seine Tochter zu umarmen, aber die Vernunft war stärker. Was sie jetzt brauchte, waren Schlaf und Erholung.
Als Krentler aus dem Aufzug trat, klingelte sein Telefon. Der Minister berief eine Sondersitzung des Krisenstabs ein. Draußen vor der Tür wartete bereits der blaue Mercedes. Schickelbach lehnte am Kotflügel und rauchte.
    22
    Rosen und Reinhardt nahmen an der Sitzung nicht teil. Rosen war in Peenemünde beschäftigt und Reinhardt hatte sich bereits nach Mannheim begeben, wo, wie der Minister seinem Stab angewidert mitteilte, inmitten der Müllhaufen, die sich während der letzten Wochen des Streiks angehäuft hatten, eine tote Ratte gefunden worden war.
„Die Tierseuchenbekämpfung hat eine Probe der Ratte in einem ersten Test positiv auf H5N1/Asia getestet. Sicher sein kann man sich erst nach weiteren Untersuchungen, da sich das Virus für diese Überwindung der Artenschranke verändert haben müsste. Aber die Indizien reichen aus. Wir haben angeordnet, den Müll so schnell wie möglich zu räumen. Reinhardt greift der örtlichen Müllabfuhr mit seinen Jungs ein bisschen unter die Arme.“
Lohmann meldete sich.
„Wenn die Ratte tatsächlich infiziert worden ist, weist das entweder auf eine erstaunlich hohe Anpassungsfähigkeit des Virus hin oder auf einen schier unvorstellbaren Zufall. Ich tendiere zu Ersterem. Unsere Mathematiker rechnen noch, aber es ist davon auszugehen, dass die abzuleitenden Szenarios dem bisherigen worst case näher sind als den bisherigen Durchschnittswerten.“
Der Minister wandte sich an Krentler.
„Können wir außer der Müllbeseitigung noch etwas tun, um die Kontaktmöglichkeiten des Virus mit dem Menschen zu verringern?“ fragte er.
Krentler schüttelte den Kopf. „Nein, ich glaube nicht.“ Er zögerte. „Ich hätte da noch eine andere Frage.“
Der Minister wandte sich ihm zu. „Ja?“
„Was erforschen sie in Peenemünde?“
Sandhofer zupfte unwirsch an seiner

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