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Virus - Rückkehr der Vogelgrippe (German Edition)

Virus - Rückkehr der Vogelgrippe (German Edition)

Titel: Virus - Rückkehr der Vogelgrippe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Bulther
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ließ er ihn los und widmete sich seinem Anzug.
Krentler nahm die weinende Marie in den Arm.
    18
    Nachdem Marie sich beruhigt hatte – Oberst Müller hatte von irgendwoher eine Tafel Schokolade aufgetrieben, die Marie schluchzend verdrückt hatte -, drängte Krentler zum Abflug. Marie musste so schnell wie möglich ordentlich behandelt werden, und zwar in einem ordentlichen Krankenhaus. Medizinisch betrachtet befielen Viren nur den Körper. Aber zu einer Genesung gehörte die richtige Umgebung, gehörte nicht nur körperliche, sondern auch seelische Stärke. Die Maßnahmen, denen Rosen Marie unterworfen hatte, trugen mit Sicherheit nicht zur Gesundung bei.
Das Virus hat sich als fixe Idee in ihren Köpfen festgesetzt, schon vor Maries Erkrankung, dachte Krentler, als sie endlich im Auto saßen und zum Hubschrauberlandeplatz fuhren. Sein Telefon klingelte.
„Krentler.“
Am anderen Ende der Leitung war Marianne. Ihre Stimme klang gepresst.
„Wo bist du?“ fragte sie.
„Noch in Peenemünde. In zwei Minuten sitzen wir im Hubschrauber nach Berlin. Was ist los?“
„Sonja ist krank. Seit heute morgen. Es ging ganz schnell. Erst hat sie nur geschnieft, dann kam das Fieber. Inzwischen hustet sie Blut. Ich habe sie ins Krankenhaus gebracht, zu Ralsmann. Ich habe solche Angst.“
Die letzten Worte hatte sie mit tränenerstickter Stimme gesprochen. Krentler versuchte, sie zu beruhigen. Aber sie begann hemmungslos zu weinen und legte dann nach kurzem Abschied auf. Krentler rief nicht nochmal an.
Der Hubschrauber stand schon klar zum Start. Im Cockpit saß lässig der Pilot und rauchte aus dem Fenster. Als er die Limousine kommen sah, warf er die Zigarette in den Matsch.
Krentler war schon oft geflogen, aber noch nie mit einem Hubschrauber. Als der Pilot den Rotor in Bewegung setzte, wurde ihm mulmig in der Magengegend. Rosen blickte spöttisch zu ihm herüber. Die Kabine begann zu wackeln, während das Geräusch des schneller drehenden Rotors lauter wurde und sich bis zu einem ohrenbetäubenden Lärm steigerte. Der Copilot deutete auf die Ohrenschützer, die an der Kabinenwand hingen. Krentler setzte erst Marie und dann sich selber einen auf. Dann hoben sie ab. Marie griff nach seiner Hand. Krentler blickte instinktiv aus dem Fenster. Es sah aus, als fiele der Boden von ihnen ab und als stürze der Hubschrauber nach oben in die blauen Weiten des Himmels.
    19
    Die ganze Nacht lang hatte Kalle gekämpft. Und mit ihm der Arzt und die Krankenschwester. Es hatte nicht gereicht. Die Flutamilbehandlung war zu spät gekommen. Am Ende wollte die Lunge nicht einmal mehr reinen Sauerstoff annehmen. Um 13.04 Uhr stellte der Arzt offiziell den Tod von Kalle Kortens, obdachlos, geboren am 31. Mai 1971, fest.
Kurz darauf übergab Schwester Monika die säuberlich beschrifteten Blutproben einem Kurier des Robert-Koch-Instituts. Alle durch Grippe verursachten Todesfälle wurden dort überprüft.
    20
    Währenddessen näherte sich der Hubschrauber der Stadt. Zuerst erschien der Fernsehturm am Alexanderplatz aus dem Dunst. Nach und nach schälten sich auch die anderen hohen Gebäude heraus. Krentler hatte sich inzwischen an das Fliegen gewöhnt. Die Ohrenschützer dämpften den Lärm und gaben ein gewisses Gefühl von Sicherheit.
Unter ihnen verdichtete sich die Bebauung. Aus einzelnen Häusern wurden Siedlungen, die durch helle Straßenlinien miteinander verbunden waren. Nach und nach rückten die Siedlungen näher zusammen, um bald darauf zur Stadt zusammen zu wachsen.
Der Pilot verringerte die Flughöhe. Einzelne Häuserblöcke wurden erkennbar. Über die Straßenzüge floss in regelmäßigen Strömen der Verkehr, unterbrochen von Ampeln, die der Bewegung einen Rhythmus gaben. Wie die Herzklappen dem Blutkreislauf, dachte Krentler.
Millionen Menschen befanden sich unter ihnen in der Stadt, saßen in den Autos und in den S-Bahnen, oder in den Wohnungen unter den roten und schwarzen Dächern, die nass in der Sonne glänzten. Statistisch gesehen hatte jeder von ihnen täglich mit zwanzig Menschen näheren Kontakt, die ihrerseits mit zwanzig Menschen Kontakt hatten.
Langsam näherte sich der Hubschrauber dem hohen Gebäude der Charité. Sie gingen tiefer. Krentler schaute noch immer fasziniert aus dem Fenster. Die Stadt erstreckte sich bis zum Horizont, ein Meer aus Stahl, Glas und Beton.
Als der Hubschrauber auf dem Landeplatz aufsetzte, ruckelte es leicht. Erleichtert löste Krentler den Anschnallgurt und nahm den Ohrenschutz ab. Der Lärm

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