Virus - Rückkehr der Vogelgrippe (German Edition)
hatte dabei nicht aufgehört zu husten. Deshalb und wegen des Gestanks hatte sich Thomas mit der freien Hand ein Taschentuch vor den Mund gehalten. Er setzte Kalle auf einen Stuhl. Das Taschentuch warf er angeekelt weg.
Der Notarzt kam herein und bestürmte ihn mit Fragen, wo und wie und wann und wer und überhaupt, während zwei Pfleger den erschöpften Kalle auf ein fahrbares Bett hievten und mit ihm davon fuhren.
Thomas ließ sich auf einen Stuhl fallen. Der Arzt setzte sich neben ihn und bat die Schwester am Empfang, ein Glas Wasser zu bringen. Thomas erzählte kurz, was passiert war. Die Schwester brachte das Wasser. Der Arzt stand auf.
„Ich muß sie bitten, noch eine Weile hier zu warten und solange Schwester Monika hier“, er deutete auf die Krankenschwester, die dazu schüchtern lächelte, „zu Protokoll zu geben, was sie mir gerade erzählt haben, und ihren Namen und ihre Anschrift dazu. Geht das?“
Thomas nickte kurz. Der Arzt schüttelte ihm die Hand und verließ den Raum.
„Gibt’s hier irgendwo’n Klo?“ fragte Thomas.
„Ja, gleich da hinten, nach der Glastür auf der rechten Seite. Brauchen sie ein Handtuch?“
„Nein, danke.“
Als er zurück kam, war Schwester Monika nicht mehr da. Er zögerte kurz. Dann verließ er das Krankenhaus. Zuhause warteten eine leckere Pizza, ein warmes Bett und ein guter Film vor dem Einschlafen. Und dem Arzt hatte er schließlich alles erzählt. Wozu brauchten sie noch seine Adresse?
16
Der Marinestützpunkt Peenemünde war Sperrgebiet. Beim dritten Kontrollpunkt verlangte ein Wachsoldat mit barscher Stimme von ihnen, aus dem Wagen zu steigen. Erst als Schickelbach ihm einen Ausweis aus seinem Portemonnaie zeigte, stand er stramm und salutierte. Schickelbach winkte ab und fuhr weiter.
Sie hielten vor einer langgezogenen, grauen Baracke. Durch die Häuserflucht konnte man das Meer sehen. Die Mauer neben dem Eingang zierte ein ausgebleichtes rotes Kreuz. Ein bewaffneter Soldat bewachte die Tür. Wieder zeigte Schickelbach seinen Ausweis. Sie betraten das Gebäude.
Der Geruch erinnerte Krentler an alte Schulgebäude, die jahrelang verschmutzt und wieder geputzt wurden, bis sich das Desinfektionsmittel fest mit dem Boden verband.
Das Ende des Ganges, dem sie folgten, war fast nicht zu sehen, was auch an der spärlichen Beleuchtung lag. Links und rechts gingen in regelmäßigem Abstand eiserne Türen ab. Krentler dachte an einen Wohntrakt. Aber einige der Türen hatten keine Klinken. Stattdessen waren Codegeräte montiert worden, deren Ziffern bläulich schimmerten.
Krentler wußte nicht, wie lange sie gelaufen waren, als Schickelbach vor einer der Türen plötzlich anhielt.
„Wir sind da.“
Die Tür unterschied sich in nichts von den anderen klinkenlosen Türen. Schickelbach gab einen mehrstelligen Code ein. Die Tür öffnete sich mit einem Zischen.
In einem kleinen Vorraum saßen zwei Männer vor Computerbildschirmen. Einer von ihnen stand auf, um sie zu begrüßen. Er trug einen weißen Arztkittel, um seinen Hals hing ein Stethoskop. Mit neugierigen Augen fixierte er Krentler.
„Guten Tag, Herr Krentler.“ Er schüttelte ihm die Hand und nickte Schickelbach und Rosen kurz zu. Sie schienen sich bereits zu kennen.
„Ich bin Oberst Müller, Leiter der Krankenabteilung des Stützpunkts. Es freut mich, sie hier begrüßen zu dürfen. Wir sind zwar nicht gerade gut ausgestattet, aber für die Betreuung unserer Grippepatientin reicht es gerade noch aus.“
Er zwinkerte mit dem rechten Auge und lächelte verbindlich. Krentler fühlte sich unwohl. Was auch immer das Militär hier trieb, eine normale Krankenstation war das nicht. Wo waren die Krankenschwestern, wo der Aufenthaltsraum, und wo waren die Toiletten? In jeder Krankenstation gab es ausgeschilderte Toiletten.
Anders als der Flur war der Raum neu eingerichtet worden. Der Computertisch an der Längsseite des Raumes glänzte plastikweiß und brachte so die mattschwarzen Rechner mit den pulsierenden Lämpchen zur Geltung.
Gegenüber vom Tisch hing ein weißer Vorhang über der Wand. Links und rechts davon waren Lautsprecher in die Wand eingelassen. Daneben befand sich eine Stahltür, die mit einem Codegerät gesichert war. Auf der Tür prangte ein leuchtender Schriftzug: Biohazard! Vorsicht! Es roch nach frischem Desinfektionsmittel.
„Wir haben hier ein Labor der Schutzklasse eins,“ erklärte Müller, „und können mit all den schlimmen Dingen arbeiten, die die Natur so bereithält. Das Labor gehört zur
Weitere Kostenlose Bücher