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Virus

Virus

Titel: Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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erregt und niedergedrückt gewesen, trotz der Tröstungs- und Aufheiterungsversuche erst durch Tad und dann durch die Judsons. Am Samstag abend hatte sie sich dann wie vorgesehen mit Ralph getroffen, und er hatte ihr empfohlen, sie solle doch für ein paar Tage um Urlaub bitten. Er hatte ihr sogar vorgeschlagen, mit ihr in die Karibik zu verreisen. Er war der Meinung, ein solcher kurzer Urlaub würde erst einmal zu einer gewissen Glättung der Wogen im Seuchenkontrollzentrum beitragen. Als Marissa darauf beharrte, weiter ihrer Arbeit nachzugehen, hatte Ralph ihr geraten, sich dann doch wenigstens innächster Zeit um andere Dinge als den Ebola-Virus zu kümmern, aber auch dazu hatte Marissa den Kopf geschüttelt. »Dann machen Sie aber zumindest nicht noch mehr Wellen!« hatte Ralph ihr ans Herz gelegt. Seiner Meinung nach war Dubchek im Grunde ein gutmütiger Mensch, der einfach immer noch stark unter dem Verlust der von ihm angebeteten Frau litt. Marissa sollte versuchen, sich mit ihm zu verständigen.
    Bedrückt von der Aussicht auf eine neue Auseinandersetzung mit Dubchek, doch zu Zugeständnissen bereit, um die Sache zu bereinigen, betrat Marissa ihr Büro. Dort aber lag bereits eine weitere interne Aktennotiz auf ihrem Schreibtisch. In der Annahme, sie komme von Dubchek, öffnete sie den Umschlag und stellte fest, daß sie von Dr. Carbonara stammte, dem Chef des EIS-Programms und somit ihrem eigentlichen Vorgesetzten. Mit klopfendem Herzen las sie, daß Dr. Carbonara um sofortige Rücksprache bat. Das klang nicht sonderlich gut.
    Dr. Carbonaras Büro lag im ersten Stock, und Marissa benutzte die Treppe, um dorthin zu gelangen, wobei sie sich die Frage stellte, ob man sie jetzt wohl hinauswerfen würde. Das Büro war groß und behaglich, und eine Wand wurde vollständig eingenommen von einer riesigen Weltkarte, auf der die derzeitigen Einsatzorte von EIS-Beamten mit roten Stecknadeln markiert waren. Dr. Carbonara war ein väterlich, nachsichtig wirkender Mann mit einem ungebärdigen grauen Haarschopf. Während er ein Telefongespräch zu Ende führte, lud er Marissa mit einer Handbewegung ein, Platz zu nehmen. Als er auflegte, schenkte er ihr ein warmherziges Lächeln. Bei diesem Lächeln entkrampfte sich Marissa ein wenig – er benahm sich eigentlich nicht so, als ob er ihr im nächsten Augenblick kündigen wolle. Dann überraschte er sie damit, daß er ihr seine Anteilnahme wegen des Überfalls auf sie und Taffys Tod ausdrückte. Sie hatte nicht angenommen, daß außer Tad, den Judsons und Ralph davon jemand etwas wußte.
    »Ich möchte Ihnen vorschlagen, daß Sie ein bißchen Urlaub nehmen«, fuhr er dann fort. »Nach diesen schlimmen Erlebnissen würde Ihnen ein kurzer Szenenwechsel sicher guttun.«
    »Ich weiß Ihre Anteilnahme und Ihr Angebot wirklich zu schätzen«, antwortete Marissa. »Aber um die Wahrheit zu sagen, würde ich wirklich lieber mit meiner Arbeit fortfahren. Das würde mich sicher am ehesten ablenken, und außerdem fürchte ich, daß es zu weiteren Ausbrüchen der Krankheit kommen wird.«
    Dr. Carbonara nahm seine Pfeife und ließ sich Zeit damit, sie anzustecken. Als sie endlich zu seiner Zufriedenheit zu brennen schien, sagte er: »Leider gibt es da einige Probleme mit dieser Ebola-Geschichte. Wir müssen Sie mit sofortiger Wirkung von der Virologie-Abteilung in die bakteriologische Abteilung versetzen. Ihr Büro können Sie behalten – es liegt ja für Ihren neuen Aufgabenbereich sogar günstiger als für Ihren bisherigen. Ich bin sicher, daß diese neue Aufgabe Sie nicht weniger interessieren wird als Ihre jetzige.« Er zog heftig an seiner Pfeife und blies wirbelnde Wölkchen grauen Rauchs zur Decke.
    Marissa war am Boden zerstört. In ihren Augen war diese Versetzung nicht weniger schlimm als eine Entlassung.
    »Ich könnte Ihnen ja jetzt alles mögliche erzählen«, fuhr Dr. Carbonara fort. »Aber ich will nicht um die Dinge herumreden. Die Wahrheit ist, daß Dr. Morrison, der Leiter des CDC, persönlich verlangt hat, daß Sie versetzt werden – weg von der Virologie, weg von der Ebola-Geschichte.«
    »Das nehme ich Ihnen nicht ab!« fauchte Marissa. »Das war Dr. Dubchek!«
    »Nein, es war nicht Dr. Dubchek!« gab Dr. Carbonara mit Nachdruck zurück. Dann setzte er hinzu: »… wenn er sich auch nicht dagegen ausgesprochen hat.«
    Marissa lachte sarkastisch auf.
    »Marissa, es ist mir durchaus bewußt, daß es offenbar gewisse persönliche Differenzen zwischen Ihnen und Dr.

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