Viscount und Verfuehrer
und warf sich auf ihn, so hart sie konnte.
Diesmal tat Christian mehr als nur keuchen. Er stieß einen Schrei aus und presste sie an sich. Sie spürte, wie er sich in ihr aufbäumte und sich zuckend in ihr verströmte.
Zitternd und eng aneinandergedrückt, blieben sie stehen, wo sie waren. Nur langsam beruhigte sich sein Atem wieder. Christian beugte sich vor und drückte sie ein letztes Mal mit dem Rücken gegen die Tür. Er hielt sie immer noch mit beiden Händen fest, aber nun lag seine Stirn an der ihren, und sie spürte seinen Herzschlag.
Lange Zeit schmiegten sie sich so aneinander, zu erschöpft, um sich zu bewegen. Christian hatte die Ellbogen an der Tür aufgestützt, sein Kopf war Beth zugeneigt, und dort, wo sie sich berührten, war seine Haut feucht.
Widerstrebend löste sie die Knöchel, die sie an seiner Taille verhakt hatte, und ließ die Beine zu Boden gleiten. Sie wären unter ihr eingeknickt, wenn er sie nicht festgehalten hätte. Leise lachend fing er sie auf.
Er drückte sie an sich, küsste sie auf den Hals, die Wangen, das Haar, während er sie zum Sofa hinübertrug. Dort setzte er sich und ließ sie auf seinen Schoß gleiten, wobei er mit der einen Hand ihre Röcke ordnete und sie mit der anderen festhielt.
Christian drückte einen Kuss auf ihre Stirn. Etwas Schöneres hatte er noch nicht gesehen. Ihr Gesicht war ihm zugewandt, und sie hatte die Augen geschlossen, so dass ihre Wimpern seidige Halbkreise bildeten.
Ihr Teint war erhitzt vor Leidenschaft, und ein dünner Schweißfilm lag auf ihrer Haut. Er beugte sich vor und streifte ihre Wange mit den Lippen, wobei er den leichten Salzgeschmack begrüßte.
Sie war so sinnlich, so lebendig. Sie roch nach Leben und nach Lust, nach Gelächter und Verheißung. Er seufzte tief und strich ihr über das seidige Haar.
Beth schlug die Augen auf und lächelte. Es war ein träges Lächeln, das Lächeln einer Frau, die ganz und gar befriedigt worden war. Sie schlang ihm die Arme fester um den Hals und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Danke“, flüsterte sie. „Diese Erinnerung wird mir bleiben, wenn wir miteinander fertig sind.“
Das Herz erstarrte ihm in der Brust. Wenn wir miteinander fertig sind. Die Worte rissen ihn mit einem schmerzhaften Ruck zurück in die Realität.
Er wurde sich des Gewichts der Miniatur bewusst, die immer noch schwer und kalt in seiner Tasche lag. Fröstelnd schloss er die Augen. Eigentlich sollte er nun darum bitten, den Herzog zu sehen. Jetzt, wo Christian das Porträt hatte, war er bereit, dem Feind entgegenzutreten. Auch wenn es nicht das Collier war, hatte es doch einen sehr wichtigen Zweck erfüllt - es hatte Beth davon überzeugt, dass an seinem Verdacht etwas dran war. Der Duke mochte ihn anlügen, aber es würde Massingale sicher schwerfallen, seiner geliebten Enkelin etwas vorzumachen.
Christian rieb die Wange an Beths Haar. Still saßen sie da und hielten sich fest, als hätten sie Angst loszulassen. Die Wahrheit war: Er hatte tatsächlich Angst. Er mochte Beth gern, und die Vorstellung, sie zu verlieren, wieder allein zu sein - er barg das Gesicht an ihrer Halsgrube und schloss die Augen. Seine Gefühle drohten ihn beinahe zu überwältigen.
Er wollte sie noch nicht verlieren. Morgen würden sie der Wahrheit ins Gesicht sehen. Wenn er nicht mehr so durcheinander vor Leidenschaft war, würde er das tun können, was zu tun er sich schon so lange geschworen hatte.
Morgen würde er wiederkommen und gemeinsam mit Beth mit dem Herzog sprechen. Bewaffnet mit der Miniatur, würde er den alten Mann dazu zwingen, die Wahrheit zu sagen. Und dann ... Christian drückte Beth einen Kuss auf die Stirn und zog sie noch enger an sich. Fürs Erste wollte - nein, konnte -er nicht über diesen Augenblick hinausdenken.
Wieso war das alles so kompliziert geworden? Ihm war so elend wie nie zuvor. Wieso?
Doch im Grunde seines Herzens wusste er die Wahrheit. Irgendwie war es Beth gelungen, an den Mauern vorbeizuschlüpfen, die er so sorgfältig rings um sein Herz errichtet hatte.
Zum Teufel mit Reeves, dass er schon wieder recht behielt.
16. KAPITEL
Egal welche Stellung man im Leben bekleidet, es gibt immer Dinge, die einen überraschen. Es liegt an einem selbst, ob man darauf mit Empörung oder Entzücken reagiert.
Leitfaden für den vollkommenen Butler und Kammerherrn von Richard Robert Reeves
„Christian?“
Er seufzte tief auf. Beth konnte den Luftzug am Ohr spüren. Er legte die Wange an ihr
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