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Viscount und Verfuehrer

Titel: Viscount und Verfuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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nicht heute?“
    Seine Arme schlossen sich fester um sie. „Ich muss noch ein paar Dinge erledigen, bevor ich dazu bereit bin. Ich komme gleich morgen früh wieder, und dann fragen wir ihn.“ Sie lächelte und nickte, obwohl sie in Wirklichkeit alles andere als glücklich darüber war. Schließlich waren sie dabei, ihren Großvater eines schrecklichen Verbrechens anzuklagen. Doch es führte kein Weg daran vorbei. „Also schön. Wir setzen uns morgen früh mit ihm zusammen.“ „Hervorragend. Nachdem das geklärt ist, kann ich dich ja vielleicht verleiten, heute noch ein wenig Zeit mit mir zu verbringen.“
    „Oh! Hast du noch eine Spur, der wir folgen müssen?“ „Nein. Das hat nichts mit meiner Mutter zu tun. Ich dachte, es wäre schön, wenn wir zusammen ausreiten könnten. Nur du und ich.“
    Beth hob die Brauen. „Nur wir zwei? Aber ... warum?“
    Zu ihrer Überraschung röteten sich seine Wangen ein wenig. „Kann ich meine Verlobte nicht fragen, ob sie mit mir ausreiten möchte, ohne aufgezogen zu werden? Als hätte ich um halb zwölf Uhr früh einen Grog bestellt?“
    Beth lachte. „Natürlich kannst du das. Ich war nur ... mir war nicht ganz klar, wie du das meinst.“ Seltsam erfreut, sah sie auf ihr zerdrücktes Kleid. „Ich muss mich umziehen.“
    Er küsste sie auf die Nase. „Natürlich. Ich auch. Soll ich um sechs Uhr wiederkommen?“
    „Das wäre schön.“
    Christian nickte und freute sich an ihrem Lächeln, trotz des Aufruhrs, in dem sich seine Gefühle befanden. Sein ganzes Leben lang hatte er auf diese Konfrontation hingearbeitet, hatte davon geträumt, dem Verleumder seiner Mutter entgegenzutreten. Aber nicht jetzt. Gegen seinen Willen überkam ihn Unsicherheit. Nicht was den Herzog anging. Christian war sich sicher, dass er den richtigen Mann verdächtigte. Aber verdammt, warum hatten sie das Saphircollier nicht finden können? Den einzigen unumstößlichen Beweis, den es gab.
    Doch selbst das hätte ihn geschmerzt. Er zog Beth ein letztes Mal an sich und rieb die Wange an ihrem Haar. In einem Moment würde er sie freigeben. Er würde nach Hause zurückkehren und den Abend abwarten. Und morgen würde er ihren Großvater zwingen, sein Verbrechen zuzugeben. Danach ... Er biss die Zähne zusammen. Schließlich schob er Beth sanft zur Seite, was ihn jede Unze Kraft kostete, die er besaß, schloss die Hose und richtete seine Kleider.
    Sie machte keinerlei Anstalten, es ihm gleichzutun, sondern sah ihm zu; ihr Blick folgte all seinen Bewegungen. Ihr Kleid und ihre Haare waren ganz reizend zerzaust.
    „Ich muss gehen.“ Er rang sich ein kurzes Lächeln ab, obwohl ihm das Herz wehtat, als hätte ihm jemand ein Messer hineingerammt.
    „Ich weiß.“ Sie nahm ein Kissen und drückte es an sich. „Ich sehe dich dann um sechs.“
    Er zwinkerte ihr zu und war schon auf halbem Weg zur Tür, als ihre Stimme ihn noch einmal zurückhielt.
    „Christian?“
    Er hielt inne, die Hände nun zu Fäusten geballt.
    „Was wirst du tun, wenn du entdeckst, dass es tatsächlich Großvater war?“
    Christian konnte sie nicht ansehen. Stattdessen öffnete er die Hand und starrte auf die Miniatur. Sie war warm von Beths Händen, und an seinen Fingerspitzen spürte er immer noch ihr seidiges Haar. Doch so sehr er Beth liebte, er war seiner Mutter etwas schuldig. „Das kann ich dir nicht beantworten. “
    „Verstehe.“ Ihre Stimme war rau. „Und ... was ist dann mit uns?“
    Die Frage durchbohrte ihn förmlich. Er biss die Zähne zusammen.
    Langsam ballte er die Hände wieder zu Fäusten und richtete sich auf. „Ich sehe dich dann heute Abend.“
    Mit diesen Worten verließ er das Zimmer und ging davon. Beth blieb auf dem Sofa sitzen, umklammerte das Kissen fester und starrte blicklos auf die Tür. In ihren Augen standen Tränen.
    Beth schnitt eine Rose und legte sie in den Korb, den sie über dem Arm trug. Im Lauf des Nachmittags hatte sich der Himmel zugezogen, und der Wind hatte aufgefrischt und zerrte nun heftig an ihren Röcken und dem Korb. Der Wind fuhr ihr ins Haar, und die Locken, die Annie so sorgsam aufgesteckt hatte, drohten sich zu lösen. Beth hob das Gesicht in den Wind.
    Sie wünschte, Christian würde sich beeilen; sie wollte ein weiteres Mal mit ihm über die Miniatur reden, wollte noch ein paar andere Stellen im Haus vorschlagen, an denen sie nach Beweisen suchen konnten. Vielleicht fand sie doch noch irgendetwas, was die Begegnung zwischen Christian und ihrem Großvater abwenden würde.

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