Viscount und Verfuehrer
dieser Glaube abhandengekommen. An seine Stelle war eine Bitterkeit getreten, die nun nicht weichen wollte. „Hat Vater an Mutters Unschuld geglaubt?“
Reeves seufzte. „Ich weiß nicht, was er glaubte, ich weiß nur, was man ihm sagte. Es hieß, sie sei schuldig. Dass er ihr auch nicht hätte helfen können, wenn er rechtzeitig nach London gekommen wäre.“
„Wer hat ihm denn diesen Blödsinn erzählt?“
„Der König.“
Christian klammerte sich am Bettpfosten fest, bis seine Knöchel weiß hervortraten. „Der König?“
„Ihr Vater eilte zu ihm, sobald sein Schiff im Hafen festgemacht hatte. Er nahm sich nicht einmal die Zeit, sich umzukleiden, sondern ritt direkt nach Whitecastle, wo König George zu der Zeit residierte. Obwohl der schon im Bett lag, forderte Ihr Vater eine Audienz.“
„Dann hat er ja wirklich versucht, ihr zu helfen“, hörte Christian sich voll Staunen flüstern.
„Ich glaube, er hat sich nie verziehen, als ihm klar wurde, dass ihre Entfremdung sie in eine so schutzlose Lage brachte.“
„Er hatte allen Grund, sich schuldig zu fühlen.“
„Aber er hat ..." Reeves zögerte und sagte dann eilig: „Mylord, was Ihrer Mutter auch passiert ist, die Beweislage war erdrückend. König George war von ihrer Schuld überzeugt.“
„Die Beweise müssen gefälscht worden sein. Willie wird uns die Informationen bringen, die wir brauchen, dann wissen wir, wonach wir suchen müssen. Ich erwarte ihn heute zurück.“ Christian wandte sich zur Tür. „Und jetzt muss ich mich verabschieden. Lady Elizabeth ist diesen Morgen im Hyde Park, wenn man ihrem Lakaien Glauben schenken darf.“
„Oh, Lakaien lügen nicht“, erklärte Reeves trocken. Christian lächelte. „Nicht wenn sie entsprechend bezahlt werden. Wie sehe ich aus, Reeves? Elegant genug, um der hartnäckigste Verehrer der Dame zu werden, gleich nachdem sie sich für mich entschieden hat?“
„Sie muss sich zuerst für Sie entscheiden?“
„Liebe ist wie ein Schachspiel, Reeves. Nur dass es um Herzensangelegenheiten geht. Ich habe alle verfügbaren Informationen genau studiert und festgestellt, dass Massingales Enkelin seine einzige Schwachstelle ist, die einzige Person, die er an sich heranlässt.“
„Gibt es da nicht auch noch eine Schwiegertochter?“ Christian runzelte die Stirn. „Woher wissen Sie von ihr?“ „Dienstbotenklatsch, Mylord. Nachdem Sie mir freundlicherweise von Ihrem Plan erzählten, habe ich Erkundigungen eingezogen.“
„Seit letzter Nacht?“
„Sie mögen ja bis zehn geschlafen haben, ich aber nicht. Ich bin schon im Morgengrauen aufgestanden und zum Markt gegangen. Ich habe mir die Zeit genommen, das Geflügel an einem Marktstand zu inspizieren, und bin dort mit einer gewissen Mrs. Kimble ins Gespräch gekommen, die zufälligerweise die Haushälterin des Duke of Massingale ist.“ „Reeves! Sie ... was haben Sie herausbekommen?“
„Der Duke vergöttert seine Enkelin. Sie ist auch bei den Dienstboten sehr beliebt. Außerdem habe ich in Erfahrung gebracht, dass er seine Schwiegertochter nicht mag und dass sich sein Gesundheitszustand rapide verschlechtert. Tatsächlich heißt es sogar, er habe nicht mehr allzu lange zu leben. “
Christian hielt inne. Die schlechte Verfassung des Herzogs war ihm absolut neu. Verdammt, konnte es sein, dass er sein Leben lang davon geträumt hatte, sich an dem Mann zu rächen, der seine Mutter ruiniert hatte, nur um im letzten Augenblick vom Tod besiegt zu werden?
Fragend zog er die Brauen hoch. „Sonst noch etwas?“
„Ja. Es hat den Anschein, als gefiele es Lord Massingale nicht, dass seine Schwiegertochter sich für einen Mann interessiert, einen gewissen Lord Bennington, der Lady Charlotte recht nahe steht. Die Haushälterin schien der Ansicht, dass der Mann irgendeine Bedrohung darstellt, aber ich konnte nicht herausfinden, warum sie das glaubt. “
Christian verzog das Gesicht. Welche Ironie, dass er Wochen damit zugebracht hatte, auf Massingales Anwesen vorzudringen, aber trotzdem nicht weiter als bis in die Ställe gekommen war, während Reeves einfach nur zum Markt spazieren und der Haushälterin ein wenig schöntun musste, um in einem kurzen Gespräch ebenso viel Informationen zu erhalten wie Christian in einem anstrengenden Monat. „Ob alt oder krank, der Duke ist immer noch verantwortlich für den Tod meiner Mutter. “
„Ob alt oder krank, er ist vielleicht verantwortlich für den Tod Ihrer Mutter“, korrigierte Reeves sanft. „Sie
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