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Viscount und Verfuehrer

Titel: Viscount und Verfuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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Kleiderschrank. „Möchten Sie heute die schwarze Weste, die schwarze Weste oder vielleicht doch lieber die schwarze Weste tragen?“
    „Mir gefällt Schwarz eben.“
    „Wie es aussieht, sind Sie völlig vernarrt in diese Farbe, Mylord. Sie sind Ihr förmlich verfallen. Körperlich und geistig ..."
    „Nun geben Sie mir endlich meine Weste!“
    „Jawohl, Mylord.“ Reeves zog eine Weste aus dem Schrank und betrachtete sie einen langen Augenblick. „Ich frage mich, ob ich Ihnen wohl Unrecht getan habe, Mylord. Statt einer beklagenswerten und unerklärlichen Leidenschaft für Schwarz zu frönen, haben Sie vielleicht einen großen Verlust erlitten, vielleicht eines Lieblingspferdes oder eines erstklassigen Jagdhundes, und haben nun das Bedürfnis, die nächsten vierzehn Jahre Trauer für das Tier zu tragen.“
    „Reeves ...“
    „Vielleicht vertragen Sie auch die bunten Färbungen nicht?“
    Christian musste grinsen. „Schwarz habe ich schon immer gemocht. Es bedeutet Macht.“
    Reeves hielt eine schwarze Weste hoch und verglich sie mit einer weiteren. „Sie wirkt wirklich ziemlich mächtig. Wie alle Trauerkleidung.“
    „Ich wollte mit einem Knall in London ankommen. Ich wollte auffallen, das ist wichtig.“
    „Ah. Verstehe.“ Reeves legte eine der schwarzen Westen aufs Bett. „Sie wollen unter lauter bunten Juwelen ein Klumpen Kohle sein. Eine dicke schwarze Taube unter all den farbenprächtigen Pfauen. Ein ...“
    „Verdammt und zugenäht, waren Sie zu meinem Vater auch so frech?“
    „Leider noch schlimmer, Mylord. Damals war ich ja noch jünger und hatte deswegen ein enormes Durchhaltevermögen.“
    „Gut. Der alte Hund hat es nicht anders verdient.“
    „Viele waren der Ansicht, dass es der Earl so schwer wie möglich haben sollte.“ Der Butler reichte Christian ein frisches Hemd und legte eine gestärkte Krawatte aufs Bett. Nachdem Christian das Hemd übergezogen hatte, nahm er die Krawatte, legte sie sorgfältig um und schlang sie zu einem kunstvollen Knoten.
    Er begutachtete sich im Spiegel und senkte ein wenig das Kinn, um den Sitz der Falten zu vervollkommnen.
    In respektvollem Schweigen wartete Reeves ab und reichte Christian dann die Weste. „Ob schwarz oder nicht, Ihre Westen sind alle hervorragend gearbeitet. Dieser Brokatstoff ist wunderbar. “
    Christian schlüpfte in die Weste, ließ die Finger beiläufig über den seidigen Stoff gleiten. „Lange Zeit hatte ich fast nichts. Ein wenig Luxus scheint mir da nicht unangemessen.“
    „Nein, Mylord. Jetzt ist tatsächlich die Zeit gekommen, sich zu verwöhnen.“ Reeves öffnete die Schachtel mit den Anstecknadeln und hielt sie Christian hin.
    Der wählte eine Krawattennadel mit einem großen Rubin und schob sie sorgfältig in das soeben fertiggestellte Kunstwerk an seinem Hals.
    „Ich glaube, diesen speziellen Stil habe ich noch nie gese-hen“, stellte Reeves fest, sobald die Nadel an Ort und Stelle steckte.
    „Ich habe ihn selbst erfunden“, erklärte Christian und bewunderte sich im Spiegel. „Ich nenne ihn ,,Vergeltung“.“
    „Sie werden eine neue Mode kreieren, Mylord.“ Reeves lächelte verhalten. „Merkwürdig, wie sehr Sie sich von Ihrem Zwillingsbruder unterscheiden, nicht nur äußerlich, auch in Ihrer Art.“
    „Tristan macht sich nichts aus Mode. Er zieht es vor, sich zu kleiden, als wäre er noch an Bord eines Schiffs.“
    „Er ist auch durchaus bereit, den Tod Ihrer Mutter ruhen zu lassen.“
    „Er konzentriert sich mehr auf die Zukunft“, erklärte Christian achselzuckend. „So war er schon immer.“ Außerdem hatte Tristan ihre Mutter nie so verstanden wie er selbst. Christian besaß nicht nur die hellgrünen Augen und die golden schimmernde Haut, sondern auch ihre Wertschätzung der schönen Dinge des Lebens.
    Wie hatte sie die Seidenlaken und die schwere spitzenbesetzte Decke auf ihrem Bett geliebt, und er sah immer noch vor sich, wie sie die Finger voll Freude über ein glatt poliertes Möbelstück gleiten ließ. Sie hatte ihr Leben in vollen Zügen genossen, jeden Moment, jede Erfahrung. Das wollte er auch. Vielleicht wäre es ihm möglich, wenn seine Situation einmal geklärt war ...
    Er runzelte die Stirn. Seltsam, bisher hatte er nie darüber nachgedacht, was er tun wollte, wenn er den Mörder seiner Mutter zur Strecke gebracht hatte. Vielleicht weil es immer ein so weit gestecktes Ziel gewesen war. Und nun ... hatte er es in greifbarer Nähe vor sich. Entschlossen straffte er die Schultern.
    Reeves

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