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Viscount und Verfuehrer

Titel: Viscount und Verfuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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Beatrice einen Schrei ausgestoßen und war zu Lady Jerseys Füßen in Ohnmacht gefallen.
    Nichts hätte fataler sein können. Beatrices Schrei erregte Aufmerksamkeit, sodass noch mehr Leute in den Raum spähten, wo Beth verzweifelt versuchte, ihre Kleider zu richten, während Westerville das Publikum mit einem weißglühenden Zorn betrachtete, bei dem ihr noch jetzt ein Schauder über den Rücken lief.
    Die ganze Zeit war er entsetzlich schweigsam gewesen, bis auf den Moment, als Harry Lady Jersey in ziemlich steifem Ton um Stillschweigen gebeten hatte. Der Viscount hatte diese Bitte mit einem höhnischen kurzen Lachen unterbrochen, was die Lady ziemlich verärgert hatte. Das war dumm gewesen, denn die Boshaftigkeit, die angesichts dieser Ablehnung in Lady Jerseys Blick glitzerte, war nicht zu übersehen.
    Die nächste Stunde war wie im Traum vergangen. Westerville hatte sich geweigert, Harry Satisfaktion zu gewähren, hatte sich vor Beth verneigt, ihr gesagt, er werde sie bald besuchen, und sich dann entfernt. Langsam hatte sich auch die Menge zerstreut, einschließlich der ekelhaften Lady Jersey. Nachdem sie sich mit recht roten Gesichtern von ihren Gastgebern verabschiedet hatten, waren Beth, Beatrice und Harry schließlich nach Hause zurückgekehrt.
    Dort hatten sie sich in den Salon begeben, und hier waren sie nun, kauten das schreckliche Ereignis immer wieder durch und sehnten sich nach einer Lösung. Es wollte ihnen keine einfallen. Beth musste zu ihrem Großvater fahren und ihm die Wahrheit sagen.
    So schlimm die Nacht auch gewesen war, der Tag danach sollte noch länger werden. Beth wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte, befürchtete aber, jeden Moment beides zu tun.
    Beatrice lag laut stöhnend auf dem Sofa, in einer Hand das Riechfläschchen. „Ich kann es nicht fassen. Ich kann es einfach nicht fassen. “
    Beth rieb sich den Kopf, der angefangen hatte zu schmerzen. Sie konnte es ebenfalls nicht fassen. Schließlich hatte sie doch gewusst, dass sie dem Viscount aus dem Weg hätte gehen sollen. Sie hatte es gewusst, und trotzdem hatte sie es irgendwie versäumt, auch danach zu handeln. Wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben, dass es zwischen ihr und Westerville eine tiefe sinnliche Verbindung gab. Wie sie diese Verbindung beschreiben sollte, wusste sie nicht ... nur dass sie da war.
    Dennoch erklärte das noch lange nicht, was im Billardzimmer passiert war. Müde rieb Beth sich die Schläfen. Vermutlich waren die Ereignisse auf eine Mischung aus Leidenschaft, Anziehungskraft und - merkwürdigerweise - Zorn zurückzuführen. Es war eine berauschende, durch und durch unwiderstehliche Mixtur gewesen.
    Beatrice stöhnte. „Ich kann es nicht fassen. Alles ist vorbei.“
    „Nein“, widersprach Harry und legte an Tempo zu. „Irgendetwas müssen wir doch unternehmen können. Ich kann einfach nicht glauben, dass alles verloren ist.“
    „Es ist aber verloren, Harry“, meinte Beatrice laut schniefend und wedelte mit dem Taschentuch. „Verloren, verloren, alles verloren! Sobald er hört, was passiert ist, wird mein Großonkel über uns hereinbrechen, und ... oh, ich weiß nicht, was er dann tut!“ Tränen traten ihr in die Augen. „Aber er wird so zornig auf mich sein, weil ich nicht richtig auf Beth aufgepasst habe!“
    „Er wird überhaupt nicht zornig auf dich sein“, meinte Beth ruhig. „Und auf dich auch nicht, Harry. Er weiß, dass ich kein grünes Ding mehr bin, das gleich auf den Erstbesten hereinfällt. Was ich getan habe, habe allein ich zu verantworten, niemand sonst wird dafür zur Rechenschaft gezogen.“
    Beatrices Lippen zitterten. „Der Herzog wird mir vorwerfen, dass ... “
    „Wird er nicht! Ich sorge schon dafür, dass er erfährt, dass alles meine Schuld ist.“
    „Nein“, erwiderte Harry grimmig, „es ist Westervilles Schuld, und genau das wird auch dein Großvater sagen.“ „Ich bin kein Kind mehr, das man vom rechten Weg abbringen kann. Ich wusste genau, was ich tat.“ Sie war verloren gewesen in einem Nebel der Leidenschaft, von dem sie nicht gewusst hatte, dass er existierte. Doch sie hatte es gewollt, sie hätte der Sache jederzeit ein Ende bereiten können. Man konnte Westerville viel vorwerfen, aber nicht, dass er sich ihr je gegen ihren Willen aufgedrängt hätte. Seine Nähe war vielleicht ein wenig überwältigend, ein wenig fordernd - genau das war ja auch das Köstliche daran -, aber mehr nicht.
    Sie seufzte. „Ich werde mit Großvater reden, und ..."

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