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Viscount und Verfuehrer

Titel: Viscount und Verfuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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erfahren.“ Mit diesen geheimnisvollen Worten verschwand er im Flur.
    Annie lehnte am Fenster, die Wange platt gedrückt, und versuchte, ums Eck zu linsen.
    „Siehst du etwas?“, erkundigte sich Beth zum hundertsten Mal, während sie sich ein Band ins Haar flocht.
    „Nein. Gar nichts.“ Annie seufzte und richtete sich auf. „Man möchte meinen, Ihr Kerl hätte längst mal bei Ihnen vorbeischauen können.“
    „Er kam gestern, als ich im Garten war.“
    „Hui, das haben Sie mir ja gar nicht erzählt!“
    „Ich muss dir auch nicht alles erzählen. Heute kommt er auch.“
    „Es wird allmählich spät, was?“
    „Er ist wohl noch die Londoner Zeiten gewohnt.“ Außerdem hatte sie ihm an diesem Morgen eine Nachricht geschickt, er solle erst nach elf Uhr kommen. Um diese Zeit hielt ihr Großvater immer sein Schläfchen. Auf die Art hätten sie ein wenig Zeit für sich, ehe ihr Großvater sich zu ihnen gesellte.
    „Londoner Stunden“, spöttelte Annie. „London hier und London da. Ich würd Ihnen für die Stadt nicht mal zehn Pennys geben!“
    „Hat es dir dort denn nicht gefallen, Annie?“
    „Überhaupt nicht, Mylady. Ich war noch nie so froh wie an dem Tag, wo ich in mein eigenes Zimmer und in mein eigenes Bett zurückkonnte.“ Annie schüttelte den Kopf. „Dort gibt es mehr Männer, das muss ich zugeben. Aber sie sind nicht von einer Qualität, wie ich sie empfehlen tät.“
    Beth hantierte mit der versilberten Bürste auf der Frisierkommode. „Annie, du hast mir einmal gesagt, man könnte erkennen, ob man verliebt ist, wenn man sich fiebrig fühlt, aber kein Fieber hat. Also ... was wäre, wenn ich mich nicht direkt so fühle, als hätte ich Fieber, bloß eher so ... zittrig. “ „O ja, Mylady. Zittrig ist auch nicht schlecht. Man muss sich anders als sonst fühlen, und manchmal auch irgendwie ängstlich.“
    „Ah.“
    „Aye. Irgendwie prickelig. Und es juckt einen an Stellen, von denen ich jetzt lieber nicht sprechen möchte.“
    Beth blinzelte. „Es juckt?“
    „Manche würden vielleicht sagen, man spürt eine stille Sehnsucht. Aber ich, ich sag, es juckt.“
    Das war sehr interessant - und informativer, als Beth sich gewünscht hatte. „Verstehe. Na gut. Ich werde es mir merken.“ Sie dachte ein paar Minuten nach. Christian würde bald da sein. Und er sorgte tatsächlich dafür, dass es sie ein wenig „juckte“, wenn sie Annie richtig verstand.
    Sie sah zu ihrer Zofe auf. „Ich möchte dich bitten, etwas für mich zu tun.“
    „Aye?“
    „Wenn Seine Lordschaft kommt, könntest du die Lakaien aus der Halle locken?“
    Annie strahlte. „Ein Stelldichein, was? Na, nachdem Sie mit dem Kerl ja verlobt sind, wüsst ich nicht, was dagegen spräche. Ein bisschen Vergnügen hat noch keinem geschadet.“
    Beth wollte ihre Zofe schon korrigieren, überlegte es sich dann aber anders. „Also, ja. Danke, Annie.“
    „Ach, gern geschehen.“ Annie presste erneut die Wange an die Scheibe. „Ich glaube ... aye, da kommt er ja!“ Breit grinsend richtete sie sich auf. „Ach, er schaut wirklich erstklassig aus, wie ’n Prinz.“
    „Ich gehe gleich nach unten.“
    „Warten Sie doch, Mylady! Sie woll’n ja nicht übereifrig wirken. “
    „Aber ... “
    „Glauben Sie mir. Es tut denen gut, wenn man sie ein bisschen zappeln lässt. Dann sind sie ganz verrückt drauf, einen zu sehen.“
    „Verrückt wohl, aber das halte ich für keine gute Idee. Außerdem will ich hinuntergehen, bevor Großvater erfährt, dass er da ist.“
    „Ihr Großvater hält sein Nickerchen. Bis der wieder auf ist, vergeht bestimmt eine halbe Stunde. “
    „Genau das meine ich. Nur eine halbe Stunde. Vergiss nicht, die Lakaien rauszulocken. Zumindest für ein paar Minuten.“ Damit verließ sie das Zimmer. Sie kam nach unten, gerade als Jameson die Tür öffnete und Christian in die Halle bat.
    Er sah sie im selben Augenblick, und eine verlegene Stille trat ein. Beth fragte sich, ob sein Anblick immer diese Wirkung auf sie haben würde, ob ihr immer die Knie weich würden und es ihr das Herz im Leibe umdrehte. Sie sammelte sich und brachte einen halbwegs anständigen Knicks zustande, ehe sie sich zum Butler wandte, der inzwischen Westervilles Hut und Handschuhe entgegengenommen hatte.
    „Jameson, ich nehme Seine Lordschaft in den Vorderen Salon mit. Sie brauchen Großvater noch nicht davon in Kenntnis zu setzen, dass Lord Westerville hier ist.“
    Christian hob die Brauen, und in seinen grünen Augen stand eine

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