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Vision - das Zeichen der Liebenden

Vision - das Zeichen der Liebenden

Titel: Vision - das Zeichen der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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war seine einzige Chance. Langsam und möglichst unauffällig wich er zurück, Schritt für Schritt, um keine Aufmerksamkeit zu erregen.
    Da hob Ober den Kopf. Sein Gesicht war aschfahl, seine Augen, in denen Hass und Verzweiflung standen, wanderten durch den Raum.
    Als ihm klar wurde, dass Jana entkommen war, richtete sich seine Aufmerksamkeit auf Alex, der sich immer noch vorsichtig auf die Flügeltür zubewegte. Er hatte sie schon fast erreicht, als Ober den Befehl brüllte. »Garo, ihm nach! Jemand muss für all das büßen.«
    Während des Gemetzels hatte Alex beobachtet, wie mehrere Drakul, die den Raum hatten verlassen wollen, sich vergeblich mit der Tür abgemüht hatten. Doch zu seiner Überraschung schwang sie nun auf, kaum dass er die Klinke berührte. Ohne sich noch einmal umzudrehen, hastete er durch den Vorraum und stürzte die Treppe hinunter. Bald hörte er Garos flinke Schritte hinter sich. Obwohl Alex immer drei Stufen auf einmal nahm, kam der Ghul unweigerlich näher. Sein Verfolger war viel schneller als er, und wenn er ihn nicht abhängen konnte, würde Garo ihn in wenigen Augenblicken eingeholt haben.
    In der nächsten Etage verließ er die Treppe und hastete stattdessen in einen langen Flur mit einer Reihe von Türen auf der rechten Seite. Er rüttelte wahllos an einer der Klinken. Abgeschlossen. Um weitere Türen auszuprobieren, blieb ihm keine Zeit mehr, denn Garo war nicht auf den Täuschungsversuch hereingefallen: Schon hörte er wieder das Keuchen in seinem Rücken, das unerbittlich näher kam.
    Die Erinnerung an ihr Gespräch im Aufzug zum Labyrinth blitzte in seinem Kopf auf, ganz kurz nur, aber lange genug, um sich zu einer verzweifelten Idee zu formen. Kurz entschlossen blieb Alex stehen und drehte sich um. »Warum verfolgst du mich eigentlich?«, brüllte er Garo entgegen. »Ich dachte, du wärst gar nicht mein Feind.«
    Garo verlangsamte sein Tempo, aber er blieb nicht stehen. Als er nah genug herangekommen war, konnte Alex die Gier in den blutunterlaufenen Augen sehen, das noch mit Mühe unterdrückte Verlangen, sich sofort auf sein Opfer zu stürzen und es zu töten. Zwei Schritte von Alex entfernt blieb der Ghul schließlich stehen. »Wir Ghuls müssen die Befehle unserer Herren befolgen«, knurrte er. »Ober hat mir gesagt, ich soll dich fangen, also werde ich dich fangen. Ich habe keine Wahl. Alles in mir drängt danach, dich zu fangen und meinem Herrn auszuhändigen.«
    Trotz dieser Worte rührte Garo sich nicht von der Stelle. In Alex keimte leise Hoffnung auf. »Ich glaube nicht, dass du mich wirklich fangen willst«, sagte er so überzeugend, wie er nur konnte. »Das ist Obers Wille, nicht deiner. Aber du musst ihm nicht gehorchen, wenn du nicht willst. Du gehörst ihm nicht. Kein Mensch kann einem anderen Menschen gehören.«
    Garo öffnete den Mund, er stieß ein grimmiges Lachen aus und kniff die Augen zusammen. »Ober ist kein Mensch und ich auch nicht.«
    »Du bist noch Mensch genug, um vor allem frei sein zu wollen. Das ist ein Grundbedürfnis der Menschen. Und darin bist du wie alle anderen.«
    Wieder lachte Garo, freudlos und kalt. »Glaubst du, nur die Menschen wollen frei sein? Was für ein schändlicher Irrtum. Du hast nicht die geringste Ahnung! Aber in einem Punkt hast du recht: Ich würde Ober den Gehorsam verweigern, wenn ich könnte. Wie gern würde ich das tun!«
    »Aber das kannst du!«, widersprach Alex und machte mutig einen Schritt auf den Ghul zu. »Du musst dich nur dafür entscheiden… Du bist schon viel zu lange ein Sklave der Drakul. Es wird Zeit, dass du deine Ketten zerbrichst! Die Freiheit wartet auf dich, du musst dich nur endlich trauen loszulaufen!«
    Einige Sekunden lang sah Garo ihn schweigend an. Er keuchte jetzt nicht mehr so stark und seine Augen waren nicht mehr so rot geädert wie noch vor wenigen Minuten. »Du verstehst es nicht«, sagte er schließlich traurig. »Selbst wenn ich fliehen könnte: Wozu? Ich kann nirgendwohin, es gibt nichts da draußen, was mich lockt.«
    Alex starrte ihn ungläubig an. »Das nehme ich dir nicht ab. Du musst doch irgendwo eine Familie haben. Oder Freunde. Du kannst doch immer zu deinen Leuten zurück…«
    »Dazu müsste ich mich an sie erinnern!« Garo senkte den Kopf, er fuhr sich übers Gesicht. Es war eine schnelle Geste, als versuche er, einen bösen Gedanken wegzuwischen. »Ich tue es nicht gern«, sagte er, als er wieder aufsah. »Aber ich muss dich mitnehmen.«
    Tiefe Traurigkeit schimmerte in

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