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Vision - das Zeichen der Liebenden

Vision - das Zeichen der Liebenden

Titel: Vision - das Zeichen der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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und mal wieder grandios scheiterte.
    Am wenigsten kam ohne jeden Zweifel Heru mit Alex’ zerstreuter Art zurecht. Der Bogenschütze legte seine ganze Seele in jede Unterrichtsstunde und verstand einfach nicht, wie Alex gegenüber den wertvollen Techniken, die er ihm beizubringen versuchte, so gleichgültig sein konnte. »Wenn dich das alles so wenig interessiert, warum gehst du dann nicht nach Hause und lässt uns in Ruhe?«, warf er seinem Schüler irgendwann an den Kopf, als er es leid war, beim Bogenschießen immer wieder die Stellung von Alex’ Schulter zu korrigieren. »Wir verschwenden nur unsere Zeit mit dir. Keiner von den anderen war so… Sie waren ehrgeizig, alle miteinander. Damit hatte Corvino ein Problem, aber mir ist ehrlich gesagt ein bisschen Ehrgeiz lieber als deine Abwesenheit und dieses Desinteresse.«
    Mit schuldbewusster Miene ließ Alex Herus Wutausbruch über sich ergehen und nahm sich vor, sich zu bessern. Es dauerte einige Zeit, doch irgendwann gelang es ihm tatsächlich, seine Zweifel abzulegen und sich voll und ganz auf den Unterricht einzulassen. Besonders ab dem Tag, an dem Nieve bei seiner Familie angerufen hatte, machte er schnell Fortschritte.
    Trotz Herus oft aufbrausender Art war sein Unterricht vielleicht der, der Alex am meisten Spaß machte. Er war nicht nur ein beeindruckender Kämpfer, sondern entpuppte sich auch als großartiger Lehrer, unermüdlich und voller Leidenschaft. Bei ihm lernte Alex nicht nur den Umgang mit den verschiedensten Waffen, sondern auch diverse Kampfsportarten. Er war selbst überrascht, wie schnell er dadurch auch seinen Körper immer besser kennen und beherrschen lernte. Solche Dinge hatten ihn bisher nie interessiert, aber nun erkannte er, wie sehr die Beherrschung der Waffen über die reine Muskelkraft hinaus auch seine Selbstsicherheit, seine geistige Flexibilität und seine Achtsamkeit trainierten.
    Am meisten lag ihm die Kampfkunst. Zu seiner eigenen Überraschung machte er in dieser schwierigen Disziplin bereits nach wenigen Wochen riesige Fortschritte. Bald konnte er bei seinen Sprüngen einige Sekunden in der Luft verharren, bevor er ganz gezielt wieder landete. Heru brachte ihm außerdem bei, Drehungen, Fußtritte und Schläge zu einer Art Tanz zu kombinieren, der so präzise wie tödlich war.
    Nach gut anderthalb Monaten forderte Heru ihn eines Nachmittags zu einem Schaukampf heraus, um die anderen Wächter mit dem Können seines Schülers zu beeindrucken. Mit offenem Mund verfolgten Argo, Nieve und Corvino den Kampf, bei dem es Alex am Schluss sogar gelang, Heru niederzuwerfen und ihm die Arme auf den Rücken zu drehen.
    »Ich habe euch ja gesagt, er ist besser, als man meint«, verkündete Heru stolz, als die Vorführung beendet war. »So gut war nicht mal Arion. Zuerst habe ich gedacht, ich würde nie etwas aus ihm herausholen. Er war ja auch die ganze Zeit so zerstreut. Jetzt muss ich zugeben, dass ich mich geirrt habe.«
    Auch Nieve war mit der Entwicklung ihres Schülers sehr zufrieden. Alex sog jedes Detail ihres Unterrichts förmlich in sich auf und konnte ihre Anleitungen innerhalb kürzester Zeit umsetzen. Anfangs hatte auch sie sich Sorgen gemacht, denn es war Alex sehr schwergefallen, so aus sich herauszugehen, dass er die angeborenen Möglichkeiten seiner Stimme erkunden konnte. Doch schon nach den ersten Wochen gelang es ihm, mit seiner Stimme den Klang des Wassers und des Windes, das Knistern des Feuers und das Rascheln des Grases nachzuahmen. Es kam ihm selbst wie ein Wunder vor, dass sein Körper in der Lage war, diese urtümlichen Geräusche so perfekt zu imitieren. Das Geheimnis, hatte Nieve ihm erklärt, bestand darin, ganz genau hinzuhören und dabei an nichts zu denken. »Es ist unglaublich, dass man so etwas lernen kann«, sagte er eines Tages nach dem Unterricht zu Nieve. »Nur ist mir immer noch nicht klar, wozu es eigentlich gut ist.«
    »Es geht nicht darum, dass es zu irgendetwas gut ist. Du kannst diese Naturgeräusche nur nachahmen, wenn du deinen Verstand ausschaltest. Dafür musst du dich für ein paar Minuten der Verlockung der Symbole entziehen. Darauf kommt es an, nicht auf den möglichen Nutzen.«
    »Aber du hast doch schon oft gesagt, dass es Magie ist… Irgendeinen Zweck muss sie doch haben!«
    Nieve sah ihn ruhig an. »Du hast diese Fähigkeit selbst schon einmal eingesetzt. Corvino hat mir erzählt, wie du diesen armen Ghul befreit hast, Garo. Du hast mit deiner Stimme den Wald erschaffen, aus dem er

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