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Vision - das Zeichen der Liebenden

Vision - das Zeichen der Liebenden

Titel: Vision - das Zeichen der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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von seiner Sorge, Alex könne zu stolz sein, erzählte, lachte Argo schallend. »Manchmal glaube ich, Corvino ist ein Perfektionist«, vertraute er Alex mit gedämpfter Stimme an. »Und das kann eine ebenso große Sünde sein wie der Stolz, vielleicht sogar eine noch größere. Bei allem, was wir tun, dürfen wir vor allem eins nie vergessen: dass wir Menschen sind. Es ist wunderbar, über sich selbst zu stehen, solange das nicht bedeutet, dass man sich in ein Stück Holz verwandelt.«
    »Ihr seid schon Jahrhunderte zusammen, wäre es da eigentlich nicht logisch, dass jeder auch die Fähigkeiten der anderen beherrscht?«, sprach Alex vorsichtig den Gedanken aus, der ihn schon eine ganze Weile beschäftigte. »Ihr hattet doch alle Zeit der Welt, euch gegenseitig zu trainieren.«
    »Und du meinst, das hätten wir nicht getan? Wir haben alles voneinander gelernt, was möglich war. Wir alle sind ausgezeichnete Bogenschützen und erfahren in der Kampfkunst, wir können unsere Impulse zügeln und mit unserer Stimme auf die Natur einwirken. Und alle vier haben wir Visionen, nur sind meine eben nach wie vor klarer und komplexer als die der anderen. Jeder von uns hat ein angeborenes Talent, das er als Erstes trainiert hat. Diesen doppelten Vorsprung können die anderen nie einholen.«
    »Bist du nie in Versuchung geraten, deine Visionen für irgendetwas zu benutzen, so wie meine Vorfahren?«, fragte Alex, entschlossen, Argos ungewöhnliche Gesprächigkeit auszunutzen.
    »Um die Zukunft zu beeinflussen, meinst du?« Argos Augen blitzten auf, ihr grüner Schimmer schien sich auf seinen Wangen und seiner Stirn zu spiegeln. »Das hieße, die Regeln zu brechen. Wir wollen die Realität nicht ändern, sondern sie so annehmen, wie sie ist. Deshalb ist die Kunst, die ich dir beizubringen versuche, schwieriger als die der Kurilen: sehen, ohne auf das Gesehene einzuwirken; verschiedene Momente der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft wahrnehmen, ohne dadurch den Lauf der Dinge zu beeinflussen. Das ist durchaus möglich. Und im Unterricht ist es dir ja schon oft gelungen, aber nur mit Visionen, die nichts mit dir persönlich zu tun hatten. Im nächsten Schritt solltest du dich bei den Visionen an Themen heranwagen, die dich wirklich interessieren. Und an Personen, die dir etwas bedeuten.«
    Alex musste schlucken. Er hatte so hart trainiert, um nicht mehr an die Menschen zu denken, die er liebte, und jetzt verlangte Argo genau das von ihm! Er hatte keine Ahnung, ob er dieser Aufgabe gewachsen war, doch gleichzeitig brannte er darauf, es zu versuchen. »Vielleicht könnten wir es gleich ausprobieren«, schlug er ein wenig unsicher vor. »In deiner Nähe fällt es mir immer leichter, mich zu konzentrieren.«
    »In Ordnung. Ich werde versuchen, meine mentale Energie mit deiner zu verbinden. So wird es dir ein wenig leichter fallen, die Vision herbeizurufen.«
    Argo machte Alex ein Zeichen, sich auf der Matte niederzulassen, die sie normalerweise für ihre Übungen benutzten und die von der großen Fensterfront durch einen schweren grauen Vorhang abgeschirmt war. Beide nahmen im Lotussitz Platz, die Füße fest auf die Oberschenkel gepresst, und so verharrten sie mehrere Minuten schweigend, den Blick auf die weiße Wand gerichtet.
    Zuerst war die Vision nicht mehr als ein verschwommener Fleck, dann wurden die Umrisse schärfer und Alex konnte die Gesichter von zwei Personen erkennen: Erik und Jana. Der Anblick der beiden Menschen, die ihm so viel bedeuteten, tat weh. Das Seltsame an dem Bild war, dass beide gemeinsam auftauchten. Sie saßen dicht beieinander an einem Fenster, das auf die Sportplätze der Schule hinausging, einem Bogenfenster, das Alex noch nie gesehen hatte, und sahen sich mit einer Vertrautheit an, die neu war. Janas Miene wirkte so gelassen und gleichmütig wie immer, aber ihre Augen waren feucht, als hätte sie geweint.
    Plötzlich hob Erik die Hand und strich ihr über die Wange. Es war eine natürliche, spontane Geste, aber sie war bei Weitem nicht so harmlos, wie sie auf den ersten Blick erschien. Alex sah, wie Jana erschauderte, wie ihre Augen sich weiteten, als sie die von Erik trafen. Eine heiße Welle des Zorns stieg in ihm auf und umnebelte sein Bewusstsein. Augenblicklich verschwand die Vision.
    Er brauchte einen Moment, bis er wieder zu sich kam und Argo neben sich bemerkte, der noch genauso dasaß wie zuvor. Er hatte ihm den Kopf zugedreht und sah ihn erwartungsvoll an.
    Vergeblich versuchte Alex, das

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