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Vision - das Zeichen der Liebenden

Vision - das Zeichen der Liebenden

Titel: Vision - das Zeichen der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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von Besserung erkennen, sein Gesicht wurde immer schmaler und blasser. Das Schwert lag nach wie vor auf seiner Brust und eine Nährlösung tropfte langsam und gleichmäßig durch eine Kanüle auf dem rechten Handrücken in seinen Blutkreislauf – das war alles, was die Ärzte bisher für ihn hatten tun können. Sie besuchten ihn morgens und abends, schüttelten nach der Untersuchung aber jedes Mal pessimistisch den Kopf und verabschiedeten sich, ohne ein Wort zu sagen. Es war mehr als deutlich, dass sie den merkwürdigen Krankenpflegern misstrauten, die Ober für seinen Sohn ausgewählt hatte.
    Jana hatte ihre eigene Theorie, warum Eriks Zustand sich nicht besserte. »Schuld ist dieses Wesen, das seinen Vater mitgenommen hat«, sagte sie zu David. »Es muss noch ganz in der Nähe sein. Es wartet ab, bis er schwach genug ist, um ihn mitzunehmen. Wenn wir es verscheuchen könnten, würde Erik wieder gesund werden, ganz bestimmt.«
    »Aber wie sollen wir ein Wesen verscheuchen, das wir nicht mal sehen können?«, fragte David skeptisch. »Wir wissen weder, was es ist, noch was es will und worauf es wartet. Das erschwert die Sache ziemlich, findest du nicht?«
    »Es wartet«, überlegte Jana. »Okay. Wir warten auch. Jetzt kommt es ganz darauf an, wer mehr Geduld hat. Früher oder später wird es sich zeigen.«
    David nickte halbherzig. Ihm steckte die panische Angst, die der Dämon in ihm ausgelöst hatte, noch in den Knochen. Er wagte nicht zu fragen, was Jana tun wollte, wenn sie dem Wesen zum zweiten Mal begegneten.
    Die Tage verstrichen, ohne eine Veränderung zu bringen. Draußen auf den Fluren waren oft Geschrei und schnelle Schritte zu hören, ein Zeichen für die Nervosität der Drakul nach dem Tod ihres Anführers. Doch diese Unruhe machte stets vor der Schwelle zu Eriks Zimmer halt. Die Ghuls, die hereinkamen, um die Infusion zu wechseln oder ihnen das Essen zu bringen, begnügten sich damit, stumm ihre Arbeit zu verrichten, ohne je die Fragen der Geschwister zu beantworten.
    Manchmal versank Jana minutenlang in den Anblick von Eriks fahlem Gesicht. Eine seltsame Ruhe ging von ihm aus, es schien, als schlafe er bloß, als könne er jede Sekunde wieder aufwachen. Mit geschlossenen Augen und dem Hauch eines Lächelns auf den Lippen wirkte er trotz seiner schlechten Verfassung unglaublich attraktiv. Widersprüchliche Gefühle stiegen in diesen Momenten in Jana hoch: Gewissensbisse und Groll, Mitleid und Bewunderung.
    »Wenn du dich doch nur in ihn verliebt hättest«, sagte David einmal, als ahnte er, was ihr durch den Kopf ging. »Dann wäre alles viel einfacher gewesen.«
    Jana sah verwundert auf. »Du hättest es gut gefunden, wenn ich mich in den Sohn unseres Feindes verliebt hätte?«, fragte sie ungläubig.
    David zuckte die Achseln. »Der ist immer noch besser als der letzte Wächter«, erwiderte er sarkastisch. »Wer hätte das gedacht an dem Abend, als er bei uns aufgetaucht ist… Ich verstehe immer noch nicht, wie ich ihn tätowieren konnte, wenn er wirklich einer von ihnen ist.«
    »Damals war er das noch nicht«, entgegnete Jana mit dünner Stimme. »Ich habe ihn ja sogar geküsst. Wenn ich einen Wächter geküsst hätte, wäre ich danach nur noch ein Häufchen Asche gewesen.«
    David lachte leise. »Tja, damit ist es jetzt wohl vorbei… Inzwischen hat er sich bestimmt schon verwandelt. Deshalb haben sie ihn schließlich geholt. Was anderes blieb dem armen Kerl ja auch nicht übrig. Ihr hättet es sowieso nicht gemeinsam geschafft.«
    Janas Augen loderten. »Wenn du ihn nicht tätowiert hättest, hätte alles ganz anders laufen können!« Die mühsam zurückgehaltene Verbitterung der letzten Wochen brach aus ihr hervor. »Das war einfach nur kindisch von dir! Wie konntest du mir das antun? Nur um dir zu beweisen, wie gut du bist… Deinetwegen habe ich jetzt keinen Einfluss mehr auf ihn! Es kann gut sein, dass er sich gerade darauf vorbereitet, uns zu vernichten.«
    David grinste noch immer unbeeindruckt. »Red keinen Quatsch, Jana. Glaubst du wirklich, alles wäre ganz anders gekommen, wenn er dich hätte berühren können? Mit dem Tattoo war er doch noch genauso verknallt in dich wie vorher. Das hat eurer Beziehung nur noch einen Extrakick gegeben. Und dir hat es doch auch ganz gut in den Kram gepasst, oder etwa nicht? Meinst du, ich wüsste nicht, was du vorhattest? Du hast versucht, ihn zu manipulieren, um ihn in deinem Machtkampf mit Ober zu benutzen. Er sollte dir zu Füßen liegen, damit du

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