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Vision - das Zeichen der Liebenden

Vision - das Zeichen der Liebenden

Titel: Vision - das Zeichen der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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zittern, als wäre sie flüssig geworden. Immer stärker schimmerte sie, bis sie zuletzt gleichmäßig silbern glänzte. Fasziniert starrte Alex auf die funkelnde Flüssigkeit, die nicht auslief, als würde sie von einer unsichtbaren Glasscheibe gehalten. Der Spiegel war zu einem winzigen See aus Quecksilber geworden.
    Mit feierlicher Geste tauchte Erik ein Glas nach dem anderen hinein und schöpfte ein wenig geschmolzenes Silber. Das erste Glas überreichte er Garo, der es sofort an die Lippen setzte. Kaum hatte er ausgetrunken, da setzte schon die Wirkung ein, er wurde durchscheinend und blass, bis er nicht mehr war als ein unförmiger Schatten.
    »Jetzt du, Alex«, flüsterte Erik, kaum die Lippen voneinander lösend. »Der Weg ist frei.«
    Alex trank. Die Flüssigkeit schmeckte so neutral wie Wasser, war aber viel zähflüssiger. Er hielt sie einen Moment lang am Gaumen zurück, spürte ihr bleiernes Gewicht auf der Zunge, dann schluckte er sie hinunter.
    Die anderen tranken nun ebenfalls, doch Alex nahm sie kaum mehr wahr. Sein Kopf fühlte sich mit einem Mal seltsam leicht an, zugleich breitete sich eine unerklärliche Euphorie in seinem Körper aus.
    »Und nun schaut in den Spiegel«, hörte er Erik wie aus weiter Ferne sagen.
    Alex beobachtete verwirrt, wie die bebende Silberfläche immer dunkler wurde, bis alle Spiegelbilder nur noch verschwommene Schemen waren. Als Erik mit dem Zeigefinger noch einmal in die Flüssigkeit tippte, erstarrte sie. Zarte blaue Funken sprühten an der Stelle, an der Erik sie berührt hatte, im nächsten Moment klaffte dort ein Riss, der größer und größer wurde und sich innerhalb von Sekunden verzweigte – ein Spinnennetz, das sich rasch über den ganzen Spiegel ausbreitete, bis es ihn in tausend gleißende Stücke zerbersten ließ. Einige dieser Bruchstücke verbrannten sofort, andere schwebten noch lange durch die Dunkelheit, bevor sie erloschen, und ein paar stiegen zur Decke auf und bissen sich darin als winzige Silberringe fest.
    Als sich die Dunkelheit allmählich lichtete, stellte Alex fest, dass er sich nicht länger in der düsteren Krypta befand, sondern in einem riesigen hellen Sitzungssaal mit einem langen Mahagonitisch in der Mitte. Die Fronten des Raums bestanden ganz aus Glas, dahinter waren die beeindruckenden Wolkenkratzer von Manhattan zu erkennen, manche von ihnen zum Greifen nah. Offensichtlich hatten sie ihr Ziel erreicht.
    Am Kopfende des langen Tisches saß Ober, Eriks Vater. Alex hatte ihn schon öfter gesehen und dennoch kam es ihm nun vor, als begegnete er ihm zum ersten Mal so, wie er wirklich war. Trotz der Entfernung war Alex beeindruckt von der Ähnlichkeit zwischen dem Anführer der Drakul und seinem Sohn: das gleiche schöne, kluge Gesicht, die gleichen tiefblauen Augen. Ein paar Lachfältchen hatten sich in Obers Mundwinkel eingegraben, aber das machte ihn nur noch attraktiver. Sein kahl geschorener Schädel verlieh ihm etwas Aggressives und zugleich Elegantes. Er trug einen modisch geschnittenen schwarzen Anzug mit rundem Kragen, der vage an eine Militäruniform erinnerte. Kurz sah er Alex an und nickte ihm freundlich zu, sagte jedoch kein Wort.
    Rechts und links von Ober gab es jeweils drei Plätze, wobei nur der letzte auf der linken Seite leer war. Kälte und unverhohlenes Misstrauen schlugen Alex aus den Augen derjenigen entgegen, die die anderen Stühle am Tisch besetzten. Er ließ den Blick über ihre fünf schönen, ehrwürdigen Gesichter wandern.
    Ein stechender Schmerz in der Schulter gab ihm zu verstehen, dass Jana gerade durch den Spiegel gegangen und neben ihn getreten war. Kurz darauf gesellten sich Erik und dann auch Pertinax und seine Töchter dazu. Sie standen vor dem Versammlungstisch aufgereiht und ließen die Musterung derer, die vor ihnen saßen, über sich ergehen. Garo dagegen hielt sich abseits. Reglos stand er an eine der Glasfronten gelehnt da und beobachtete die Szene.
    »Willkommen in der Festung, dem Machtzentrum der Drakul«, begrüßte Ober die Neuankömmlinge, ohne aufzustehen. »Alex, du bist der Einzige, der nicht alle Anführer kennt. Das hier ist Lenya, die Anführerin des Klans der Albos, deren Magie den Schleier der Lüge lüftet. Glaukos, der Herr der Varulf, die wilde Tiere zähmen. Neben ihm sitzt Eilat, das Oberhaupt der Iriden, die die Menschen durch Trugbilder in die Irre führen. Rechts von mir Duns, der Älteste von uns, der den Klan der Pindar anführt. Hüte dich vor ihren Gesängen, wenn du

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