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Vision - das Zeichen der Liebenden

Vision - das Zeichen der Liebenden

Titel: Vision - das Zeichen der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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Leute, die sich um dich kümmern würden. Wenn du mit mir kommst, bringe ich dich zu ihnen.«
    Alex machte zwei Schritte auf die Tür zu. Das Tattoo brannte inzwischen so stark, dass er die Zähne aufeinanderpressen musste, um den Schmerz unter Kontrolle zu halten. Er drehte sich zu Garo um, der noch immer unbeweglich dastand. »Wer sind diese Leute, die mich beschützen wollen?«
    Garo machte eine vage Handbewegung. »Ach… Freunde eben. Leute, auf die man sich verlassen kann«, sagte er ausweichend.
    »Danke für das Angebot.« Alex lächelte. »Und keine Sorge – wenn ich aus dem Labyrinth komme, erzähle ich niemandem von unserem Gespräch. Ober wird nichts davon erfahren, versprochen.«
    Ungläubig starrte Garo Alex an. »Glaubst du wirklich, du kommst da lebend raus? Du musst verrückt sein…«
    Alex zuckte gleichgültig die Achseln. »Mir wird nichts anderes übrig bleiben«, erklärte er. »Ich kann es mir einfach nicht leisten zu sterben.«
    — * —
    Hinter der Glastür lag ein lang gestrecktes Büro, das mit Stellwänden in viele kleinere Bereiche unterteilt war. Es erinnerte Alex an eine dieser Zeitungsredaktionen in alten amerikanischen Filmen, nur war dieses hier viel größer als in den Filmen und menschenleer. Alles war bedeckt von einer dicken Staubschicht. Auf den Schreibtischen standen riesige Telefonapparate mit Wählscheiben und schwere schwarze Schreibmaschinen, die uralt aussahen. Es gab Fernschreiber, aus denen lange, mit Wörtern bedruckte Papierschlangen quollen, mit Zetteln gespickte Pinnwände, Regale voller Ordner und überall lagen Mappen, Tacker, Füllfederhalter und Notizblöcke herum. Durch die Fenster fiel Abendlicht herein und warf lange Schatten.
    Dieses Licht war seltsam. Je weiter Alex durch den endlosen Flur ging, desto zarter und bläulicher wurde es, während die Schatten immer stärker hervortraten. Bereits nach wenigen Minuten hatte sich das Büro radikal verändert. Ein großer Teil der abgetrennten Kabinen war im Dämmerlicht nur noch als pechschwarze Flecken zu sehen, die wie lange Finger immer weiter um sich griffen.
    Mit jedem Schritt wurde der Schmerz in seiner Schulter schlimmer. Es war, als würden die Schatten sich an ihn klammern, und da er sich mittendrin befand, zerrten sie ihn in alle Richtungen, als wollten sie ihn zerreißen.
    Trotzdem ging er weiter. Jedes Mal wenn wieder ein Stück Labyrinth vor seinen Augen ins Dunkel abglitt, musste Alex seine ganze Willenskraft aufbieten, um sich nicht kopfüber in das dunkle Loch zu stürzen. Vor Anstrengung wurden seine Bewegungen immer steifer und fahriger.
    Krampfhaft versuchte er, sich auf das zu konzentrieren, was vor ihm lag: Wenn er den Ausgang finden wollte, würde er die Magie der Kurilen anwenden müssen. Doch der Wald von Schatten, durch den er ging, lenkte ihn ab, machte jeden Versuch vorauszuschauen, zunichte. Ein paarmal schloss er die Augen, um sich von dem seltsamen Dämmerlicht frei zu machen. Aber es nützte nichts. Die lichtlosen Gruben um ihn herum zwängten sich sogar durch seine geschlossenen Lider. Sie verdrängten jeden anderen Gedanken.
    Er ging weiter. Das verlassene Büro schien kein Ende nehmen zu wollen. Inzwischen war das Licht so schwach geworden, dass er kaum mehr die Umrisse der Schreibmaschinen und der Stellwände erkennen konnte. Auch die Geräusche waren verebbt, nicht einmal seine eigenen Schritte hörte er mehr, als würde die Dunkelheit nicht nur das Licht, sondern auch alle Geräusche schlucken.
    Planlos ließ er sich immer weiter in die Tiefen des Raums ziehen, bis er jedes Zeitgefühl verloren hatte. Wie viele Stunden bewegte er sich jetzt schon durch dieses Labyrinth, das immer schwärzer und schwärzer wurde? Ging er mittlerweile vielleicht längst schon im Kreis?
    Irgendwann war da nichts mehr als der unerträgliche Schmerz in seiner Schulter, der ihn erbarmungslos vorantrieb. Seine Beine bewegten sich schneller, er begann zu laufen, als könnte er so dem Schmerz entkommen, doch bald musste er einsehen, dass es nichts nützte: Im Gegenteil, je schneller er rannte, desto größer wurden die Schmerzen. Aber es schien, als hätte er jede Kontrolle über seinen Körper verloren: Es gelang ihm nicht, stehen zu bleiben und durchzuatmen.
    Schon begannen seine Beine, von der unmenschlichen Belastung zu zittern, er wusste, dass sie höllisch brennen mussten, doch der Schmerz in der Schulter überdeckte alle anderen Empfindungen. Irgendwann fiel ihm dann auf, dass er leichter

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