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Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann

Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann

Titel: Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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Seite der Tür jemand war. Doch statt des Knaufes ertasteten ihre Finger etwas, das sich anfühlte wie ein in die Tür eingebauter Taschenrechner.
    Was war das? Sie spürte kleine rechteckige Erhebungen in einem schachbrettartigen Muster. Es fühlte sich wirklich wie ein Taschenrechner an.
    Oh, du Idiot. Du Vollidiot. Du musst bei dem Versuch heute Morgen den Verstand verloren haben. Das ist das Zahlenschloss. Kein einfaches Vorhängeschloss, sondern ein kompliziertes Zahlenschloss, in das man die richtige Ziffernkombination eintippen muss.
    Und wenn das ein so kompliziertes Schloss war, dann musste hinter der Tür …
    … der Kristall sein, das groteske Monstrum mit den ekelerregenden milchigen Auswüchsen. Es hockte nur wenige Meter von Kaitlyn entfernt da drin.
    Kaitlyn überkam das Gefühl, vom Bösen überschwemmt zu werden.
    Und dann – hörte sie Geräusche.
    Hinter der Tür.

    Sie waren mit dem Ding da drin.
    Oh Gott, was war sie dumm. Natürlich, die anderen waren alle da drin. Sie hielten sich nachmittags dort auf, in der Nähe des Kristalls, und in diesem Moment saßen sie um das Ungetüm herum.
    Keine Panik, keine Panik, sagte sie sich, doch da war es schon zu spät. Die Panik hatte Besitz von ihr ergriffen. Kaitlyn hatte Lewis nicht einmal gefragt, wie sie die Geheimtür wieder schließen konnte. Was war sie dumm und unfähig! Die anderen saßen da drin, und sie hatte nicht die Zeit gehabt, ihnen zu entkommen.
    Wieder hörte sie ein Geräusch, ganz nah an der Tür.
    Plötzlich war Kaitlyn in Bewegung, ohne nachzudenken, ohne sich darum zu scheren, wohin sie lief. Mit großen Sprüngen hechtete sie durch den Gang zur rot beleuchteten Treppe. Sie stolperte hinauf, schlug sich das Knie an, stolperte weiter, ohne darauf zu achten, auf allen vieren. Als sie den Kopf der Treppe erreicht hatte, blendete sie das helle Licht der Diele. Nur dieses Licht hinderte sie daran, aus dem Haus zu rennen – oder doch zumindest hinauf in ihr Schlafzimmer und unter das Bett zu kriechen. Wie ein Tier trieb sie der Instinkt, sich zu verstecken.
    »Kaitlyn, was um Himmels willen …?«
    Die Stimme, hoch und leise, klang überrascht. Kaitlyns panischer Blick irrte zu Lydia.
    »Was ist denn passiert? Haben sie dir etwas getan?« Lydia sah an ihr vorbei die Treppe hinunter.

    In Kaitlyns Bewusstsein regte sich etwas. Es gab eine Chance, eine kleine Chance auf Hilfe, auf Rettung. Lydia wusste von der Geheimtür. Und sie schien sich Sorgen um Kaitlyn zu machen.
    »Ach Lydia«, sagte sie, und ihre Stimme krächzte. »Ich … ich …«
    Sie hatte lügen wollen, sagen, dass sie mit den anderen unten gewesen war und es mit der Angst zu tun bekommen hatte. Doch heraus kam etwas anderes. »Ach Lydia, ich weiß, ich hätte da nicht runtergehen sollen. Aber Joyce erlaubt mir überhaupt nichts. Ich wollte doch nur sehen, was da ist. Joyce ist bestimmt stinksauer. Und ich weiß nicht, wie ich die Tür wieder zubekomme.«
    Lydia musterte sie mit ihren grünen Augen.
    »Ich will ja nur dabei sein«, sagte Kaitlyn. Dann platzte es aus ihr heraus: »Es tut mir leid, dass ich vorhin so gemein zu dir war.«
    Es folgte ein kurzes Schweigen. Kaitlyns Herz pochte so stark, dass ihr schwindlig wurde. Lydia starrte die Treppe hinunter, die Unterlippe zwischen den Zähnen.
    Schließlich sah sie Kaitlyn wieder an. »Du willst also dabei sein. Du bist eine von ihnen. Na gut.« Sie berührte die Holzverkleidung rasch an drei verschiedenen Stellen. Das Paneel schloss sich wieder vor dem gähnenden Loch.
    Kaitlyn stand da und wusste nicht, was sie tun sollte. Lydia starrte den Boden an.

    »Nimm dich in Acht, Kaitlyn«, sagte Lydia. Ehe Kaitlyn wieder zu sich gekommen war, war sie schon verschwunden.
    Kaitlyn stand unter der heißen Dusche und versuchte sich aufzuwärmen. Die Beine waren noch wacklig, und am rechten Knie wuchs eine gewaltige Beule.
    Lydia wusste es.
    Für Kaitlyn gab es keinen Zweifel mehr. Ausgerechnet die einzige Person im Haus, die keine übersinnlichen Kräfte hatte, war ihr auf die Schliche gekommen. Kaitlyn hatte sie mit ihren Lügen nicht täuschen können.
    Warum hatte sie Kaitlyn dann geholfen?
    Ach, es war ja auch egal. Hoffentlich erzählte sie es nicht Joyce. Kaitlyn streckte die kalten Hände in den warmen Wasserstrahl.
    Sicher konnte sie sich im Institut nie sein. Wenn sie die Sicherheit suchte, musste sie gehen. Doch das konnte sie nicht. Egal, wie viel Angst sie hatte, sie konnte nicht gehen, nun, da sie schon so weit

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