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Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann

Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann

Titel: Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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zustürmen. In ihrer Kehle stieg bereits ein Kampfruf auf, in Erinnerung an ferne irische Vorfahren.
    Jetzt …
    Sie machte Licht – und erstarrte.
    Angriff und Kampfruf blieben aus. Gewiss, der Kristall war da, riesengroß, deformiert und grotesk, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Doch es war noch jemand im Raum. Vor dem Kristall am Boden sah Kaitlyn zwei Gestalten.
    Sie riss die Augen auf. Ihre Lippen öffneten sich, nicht zu einem Kampfruf, sondern zu einem Schrei des Entsetzens. Einem Schrei abgrundtiefer Angst.

KAPITEL DREIZEHN
    Zunächst spürte Kaitlyn nichts als Ekel und Entsetzen. Es war ein ähnlicher Widerwille, wie er sie zu Hause in Ohio überkommen hatte, wenn bei der Gartenarbeit weiche, glitschige Maden oder Insekten mit hartem Panzer zum Vorschein gekommen waren.
    Der Ekel, der sie in diesem Moment überkam, war ähnlich, nur viele Hunderttausendmal schlimmer.
    Sie vermutete, dass es sich bei den beiden Gestalten am Boden um Menschen handelte – oder sich zumindest einmal gehandelt hatte. Doch sie waren dermaßen deformiert und abartig, dass ihr schlecht wurde, wie damals, als sie zum ersten Mal einen Hirschkäfer gesehen hatte, dieses große, unnatürliche, fast krebsähnliche Insekt.
    Dann wurde Kaitlyn klar, dass die beiden vor ihr als Wachhunde fungierten. Mr Zetes’ neue Wachhunde, die den Kristall beschützten.
    Sasha und Parté King.
    Sie erkannte sie aus Bris Erzählungen wieder – auch wenn es eine Menge Fantasie erforderte. Sashas Haut war kalkweiß, unnatürlich weiß, als hätte sie noch nie Sonne gesehen, fast durchscheinend, mit blauen Adern
durchzogen. Die Augen waren rot wie die einer Albinomaus oder auch die blinden Augen eines Höhlenfisches.
    Er hatte blonde Haare, wie Bri es erzählt hatte, doch das Haar war nicht nur ungepflegt, sondern es war völlig verdreckt mit allem möglichen Abfall. Müll war auch über den ganzen Boden verstreut.
    Sasha sah aus wie eine Made – weiß, schlaff und reglos.
    Daneben kauerte Parté King – was auch immer dieser merkwürdige Name zu bedeuten hatte. Bri hatte ihn als dünn geschildert, doch mittlerweile war er klapperdürr wie ein Skelett, ausgemergelt, als habe sein letztes Stündlein bereits geschlagen. Die Haut spannte sich über den Knochen wie das Außenskelett eines Käfers. Er glupschte Kaitlyn mit braunen Augen an, die tief und riesengroß im kahlen Schädel saßen.
    Parté King erinnerte Kait an eine Grille, die rasselt, wenn man sie schüttelt.
    Beide waren am Leben, sahen jedoch nicht aus, als würden sie es noch lange machen. Entsetzt machte sich Kaitlyn klar, dass sie hier unten lebten, allein und wahnsinnig, an den Boden gekettet. Sie bissen den Leuten in die Waden und grinsten dabei von einem Ohr zum anderen.
    Sie glaubte sich übergeben zu müssen.
    »Muh-muh-muh«, machte Sasha strahlend. Seine Zähne waren nass, der Geifer rann ihm über das Kinn. Er wälzte sich auf Kaitlyn zu wie ein Wurm.

    Ich muss weg hier, dachte Kaitlyn nüchtern. Doch der Gedanke schien sich zu verflüchtigen, ehe er ihre Beine erreichte. Bewegungsunfähig stand sie da und beobachtete die dicke weiße Made, die sich Zentimeter für Zentimeter auf sie zu bewegte. Sie sah aus wie ein Mensch, der sich in etwas anderes verwandelt. Eine menschliche Larve.
    Die beiden würden sie nicht zum Kristall durchlassen. Sie spürte die Willenskraft der beiden wie einen Vorhang, der quer durch den Raum verlief, so stark, dass er sie fast umwarf und all ihre Sinne in Beschlag nahm. Was ihren Geist da berührte, ließ sie an Eiter, Käfer, Verwesung denken.
    Aus Parté Kings Kehle drang ein klickendes Geräusch. Er richtete sich auf. Die beiden trugen Segeltuchjacken, deren Ärmel am Rücken mit mehreren Riemen zusammengebunden waren.
    Zwangsjacken.
    Unten herum waren Müllbeutel an ihnen befestigt. Kaitlyn begriff erst nicht, wozu sie da waren, dann wurde ihr klar: Das waren Windeln.
    Lauf weg, du dummes Mädchen. Bitte, lauf doch endlich weg.
    Parté King fiel rückwärts um. Seine dürren Beinchen strampelten langsam in der Luft.
    »Ch-ch-ch-ch-ch.« Er grinste noch immer.
    Das also geschah mit Mr Zetes’ ehemaligen Probanden.
So könntest du auch enden. Ein bisschen zu viel Zeit mit dem Kristall verbracht, und schon …
    Hey, aber die übersinnlichen Kräfte der beiden sind immer noch fantastisch!
    Bitte, renn.
    Endlich schien etwas in ihr dem verängstigten Jammern und Flehen nachzugeben. Sie drehte sich um, machte einen zögerlichen Schritt auf die offene

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