Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann
anderen an.
Bri trat unruhig von einem Fuß auf den anderen und zupfte sich an ihren blauen Strähnchen. Ihr Gesicht war gerötet, und sie sah aus, als wolle sie etwas sagen. Renny knurrte. Er schien wütend, aber unsicher zu sein.
Nur Schakal Mac und Frost wirkten begeistert und zufrieden. Frosts Augen strahlten mit einem fast romantischen Eifer, und Schakal Mac leckte sich mit der gepiercten Zunge die Lippen.
»Noch jemand?« Mr Zetes klang erschreckend ruhig. Dann drehte er sich zu Joyce um. »Sie haben Glück. Ich weiß, dass Sie es nicht ernst meinen. Sie haben Ihre Bedenken schon in heikleren Situationen als dieser überwunden. Und das werden Sie auch wieder tun, nicht wahr, denn Sie wollen ja nicht mit ihr in den Tank. Oder in den Keller.«
Über Joyce’ Gesicht lief ein Schaudern. Ihre aquamarinblauen Augen starrten ins Leere.
»Und dasselbe gilt für die anderen«, fuhr Mr Zetes fort. »Auch für dich.« Er blickte Lydia an. Er hatte weder seine Hand, noch die Stimme erhoben. Doch Lydia wich vor ihm zurück, und alle anderen schwiegen. Seine bloße Anwesenheit schüchterte sie ein.
»Jeder von euch würde für Jahre im Gefängnis verschwinden, wenn die Polizei herausfände, was ihr in den letzten Wochen getrieben habt«, fuhr er fort. Sein Gesicht war völlig unbewegt, doch aus seinen Augen blitzte es teuflisch. »Mit der Polizei werdet ihr es wohl nie zu tun bekommen, aber mit mir schon, wenn ihr mir in die Quere kommt. Eure alten Kameraden da unten werden mir helfen. Ihr könnt nirgends hin. Es gibt keinen Ort auf dieser Welt, an dem ich euch nicht finden würde. Die Kraft des Kristalls reicht um den gesamten Erdball und würde euch zerquetschten wie Fliegen.«
Atemloses Schweigen. Alle starrten vor sich auf den Boden. Nicht einmal Frost grinste.
»Also«, flüsterte Mr Zetes gefährlich. »Hat noch jemand irgendwelche Einwände?«
Einige schüttelten den Kopf, auch Lydia, die elend die Schultern hängen ließ. Andere blieben nur unbewegt stehen, als hofften sie, dass Mr Zetes sie nicht bemerken würde.
»Gabriel?«, fragte Mr Zetes.
Kaitlyn sah überrascht auf. Sie hatte Gabriel nicht kommen sehen. Schon vorher hatte sie sein Fehlen kaum bemerkt.
Er runzelte die Stirn. Er sah aus wie jemand, der auf einer Party eintrifft und feststellen muss, dass sie eine Stunde früher als geplant ohne ihn begonnen hat. »Was ist denn hier los?«, fragte er. Er wiederholte es im Stillen noch einmal in Kaitlyns Richtung, mit einem fragenden Blick auf ihren schwarz-weißen Badeanzug. Was ist los hier? Was hast du getan?
»Eine Erziehungsmaßnahme«, sagte Mr Zetes. »Ich hoffe, so etwas wird künftig nicht mehr nötig sein.«
Kaitlyn hörte ihm gar nicht mehr zu. Noch während er sprach, antwortete sie Gabriel. Das geht dich nichts an. Ich hasse dich. Sie schleuderte ihm ihre ganze Verachtung entgegen, als wären ihre Worte Dosen und Steine. Und da Rob ihr beigebracht hatte, wie man ihn am besten verletzte, fügte sie hinzu: Du Knastbruder. Du tust am besten, was er sagt, sonst holt er die Polizei.
Bis zu diesem Moment war ihr gar nicht bewusst gewesen, wie sehr sie ihn hasste. All die Verachtung, die sie für Renny, Schakal Mac und Frost nicht spüren konnte, richtete sie auf ihn. All ihre Wut. Hätte sie näher bei ihm gestanden, so hätte sie ihn angespuckt.
Gabriels Gesicht verhärtete sich. Sie spürte, wie er sich zurückzog, spürte das Eis seiner Schutzschilde. Er sagte nichts mehr.
»Gut«, schloss Mr Zetes. »Ihr Jungs bringt sie hinein. Dann gehen wir alle in die Stadt essen. Ich glaube, wir haben mal wieder was zu feiern.«
Kaitlyn hielt still, während Joyce ihr ein Plastikstück in den Mund schob. Es war mit einem Schlauch verbunden wie das Mundstück eines Tauchers.
Joyce streifte Kaitlyn Handschuhe über und zog ihr eine Zwangsjacke an wie die der Gestalten unten im Keller. Kaitlyns Arme wurden nach hinten gebunden und waren zu nichts mehr zu gebrauchen. Mit einem Gürtel wurden ihr Gewichte um die Taille gebunden, anschließend auch an die Fußgelenke.
Hinter sich hörte sie Mr Zetes’ Stimme. »Auf Wiedersehen, meine Liebe. Angenehme Träume.«
Dann steckte Joyce ihr etwas in die Ohren. Es waren Ohrstöpsel. Plötzlich war Kaitlyn taub.
Sie schubsten sie weiter.
Der Isolationstank erinnerte sie auch jetzt an einen Müllcontainer. Ein Müllcontainer mit einer Tür in der abgeschrägten Front. Sie stießen sie durch die offene Tür.
Kaitlyn konnte nichts ausrichten. Sie musste
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