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Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe

Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe

Titel: Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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diesem Moment kamen die anderen zum Frühstück herunter, sodass es Kaitlyn erspart blieb, sich eine gezieltere Drohung ausdenken zu müssen. »Blöde Kuh«, murmelte sie und schnappte sich einen Muffin.
    Beim Frühstück ging es so lebhaft her wie schon beim Abendessen am Vortag, und wie am Abend zuvor ließ sich Gabriel nicht blicken. Als Joyce ihnen die Hausregeln erklärte und einige der Versuche beschrieb, die sie durchführen würden, hatte Kaitlyn die Sache mit Marisol schon wieder vergessen.
    »Wir führen heute Vormittag ein paar Tests durch, um den Ist-Zustand festzustellen«, sagte Joyce. »Aber jetzt kann erst mal jeder, der möchte, mit seinen Eltern telefonieren. Kaitlyn, ich glaube, du hast deinen Dad gestern gar nicht angerufen.«
    »Stimmt, das würde ich jetzt gern machen. Danke«, sagte Kait. Sie war sogar froh, vom Frühstückstisch wegzukommen. Wenn sie Robs Haar im morgendlichen Sonnenlicht betrachtete, wurde ihr ganz mulmig zumute. Sie rief ihren Vater von dem Telefon aus an, das am Fuß der Treppe stand.
    »Geht es dir gut, Schatz?«

    »Oh ja!«, sagte Kaitlyn. »Es ist warm hier, Dad. Ich kann ohne Jacke rausgehen. Und die Leute sind nett – fast alle. Die meisten. Ich glaube, es wird toll hier.«
    »Und hast du auch genug Geld?«
    »Ja, klar.« Kaitlyn wusste, dass ihr Vater vor ihrer Abreise alles zusammengekratzt hatte, was er besaß. »Ich komme schon zurecht, Dad. Ehrlich.«
    »Das ist großartig, Schatz. Ich vermisse dich.«
    Kaitlyn blinzelte. »Ich vermisse dich auch. Ich muss jetzt Schluss machen. Ich liebe dich.« Direkt vor ihr hörte sie Stimmen. Sie ging hinter die Treppe und sah in der kleinen Diele unter dem Treppenabsatz eine Tür offen stehen. Joyce und die anderen waren schon in dem Raum dahinter.
    »Komm nur rein«, sagte Joyce. »Das ist das vordere Labor, es war früher ein Wohnzimmer. Wir machen jetzt erst einmal den großen Rundgang.«
    Das Labor sah völlig anders aus, als Kait es erwartet hätte. Sie hatte sich weiße Wände vorgestellt, Edelstahlgeräte, einen Fliesenboden, gedämpfte Atmosphäre. In diesem Labor gab es zwar Geräte, doch da standen auch ein hübscher Wandschirm aus Rattangeflecht und Holz, mehrere bequeme Sessel und Sofas, zwei Bücherregale und eine Stereoanlage, aus der leise New-Age-Musik kam.
    »Man hat in Princeton schon vor geraumer Zeit nachgewiesen, dass eine heimelige Atmosphäre bessere
Ergebnisse bewirkt«, sagte Joyce. »Das ist wie beim Vorführeffekt, wisst ihr: Die übersinnlichen Kräfte nehmen ab, wenn sich die Probanden beobachtet oder unwohl fühlen.«
    Das hintere Labor, das vorher eine Garage gewesen war, war ähnlich eingerichtet, abgesehen von einem abgetrennten Stahlraum, der aussah wie ein Banktresor.
    »Der ist für Versuche in vollständiger Isolation«, sagte Joyce. »Der Raum ist schalldicht, und man kann nur über eine Sprechanlage kommunizieren. Außerdem ist er ein faradayscher Käfig, der alle elektrischen und elektromagnetischen Wellen abblockt. Wenn man da jemanden reinsetzt, kann man sicher sein, dass er oder sie über keinen der normalen Sinne Informationen erhält.«
    »Ganz bestimmt«, murmelte Kaitlyn. Ihr lief es kalt den Rücken herunter. Ihr gefiel der Stahlraum nicht. »Ich … Sie werden mich da aber nicht reinsperren, oder?«
    Joyce sah sie an und lachte. Ihre Augen blitzten in ihrem gebräunten Gesicht wie blaugrüne Juwelen. »Nein, da kommst du erst rein, wenn du so weit bist. Marisol«, sagte sie zu der Studentin, die hinter Kaitlyn stand, »würdest du bitte Gabriel holen? Ich glaube, wir testen ihn zuerst im Isolationsraum.«
    Marisol verließ das Labor.

    »Gut, alle miteinander, dann kann es ja losgehen«, sagte Joyce. »Das ist unser erster Tag, deshalb sind die Versuche heute noch ganz locker. Aber ich möchte trotzdem, dass ihr euch konzentriert. Ihr seid nicht ständig im Einsatz, aber wenn ich euch brauche, müsst ihr alles geben.«
    Sie führte sie wieder ins vordere Labor und setzte Anna und Lewis in Kabinen zu beiden Seiten des Zimmers, in denen sich merkwürdige Geräte befanden. Kaitlyn konnte die Anweisungen, die Anna und Lewis erhielten, nicht hören, doch schon nach wenigen Minuten schienen die beiden zu arbeiten und alles andere im Raum nicht mehr wahrzunehmen.
    »Gabriel sagt, er kommt gleich«, verkündete Marisol, die in der Tür stand. »Und die Testpersonen sind auch hier. So früh an einem Sonntagmorgen konnte ich nur zwei finden.«
    Die beiden Freiwilligen waren Fawn, ein

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