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Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe

Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe

Titel: Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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Flüssigkeit aus einer Plastikflasche auf einen Wattebausch. Sie tupfte mit der Watte mehrere Stellen an Kaitlyns Kopf, Stirn und Schläfen ab.
    »Den Kopf jetzt nicht bewegen.« Sie gab Gel aus der Tube auf Kaitlyns Schläfe, dann auf eine Elektrode. Kaitlyn beobachtete aus dem Augenwinkel, wie sie ihr das boshaft aussehende kleine runde Ding auf die Haut setzte.
    Es tat nicht weh. Vielleicht kitzelte es ein bisschen. Kait schloss die Augen und entspannte sich, bis Marisol sie vollständig verkabelt hatte.
    »Also, Medusa«, sagte Joyce. »Wie schon gesagt, wird das Gerät deine Gehirnströme messen, während du arbeitest. Die Hirnströme verändern sich, je nachdem, was du gerade tust. Betawellen zeigen an, dass du dich auf etwas konzentrierst, Thetawellen, dass du schläfrig bist. Wir suchen nach den Alphawellen, die meist mit paranormaler Aktivität in Verbindung gebracht werden.«
    Als sie Kaitlyns zweifelnden Gesichtsausdruck sah,
fügte sie hinzu: »Versuch einfach, die Gerätschaften hier zu ignorieren, okay? Du tust genau dasselbe wie gestern.«
    Kaitlyn sah zur Seite, ohne den Kopf zu bewegen. Marisol brachte zwei Fremde ins Labor. Neue Testpersonen. Kaitlyn durchzuckte plötzlich ein schmerzhafter Stich.
    »Joyce, ist einer dieser Freiwilligen … für Gabriel?«
    »Unglücklicherweise weiß ich gar nicht, wo sich Gabriel gerade aufhält«, sagte Joyce grimmig und reichte Kait Bleistift und Klemmbrett. »Und jetzt entspann dich, Mädel. Diesmal gibt es keine Augenbinde und keine Kopfhörer.«
    Kaitlyn schloss wieder die Augen. Sie hörte Bewegungen auf der anderen Seite des Wandschirms. Joyce gab der Testperson ein Foto.
    »Gut«, sagte Joyce. »Die Versuchsperson konzentriert sich, Kait. Du versuchst, ihre Gedanken zu empfangen. «
    Erst in diesem Moment merkte Kait, wie viel Angst sie hatte. Gestern hatte sie nicht gewusst, was sie erwartete. Heute wusste sie es, und das machte sie unsicher. Sie fürchtete, sie könnte versagen, hatte aber nicht weniger Angst davor, dass sie es schaffen würde.
    Diesmal hatte sie nicht das Gefühl, innerlich ins Nichts abzurutschen. Wenn sie aber doch etwas sah,
konnte es durchaus sein, dass sie wieder so ein groteskes Bild malte wie gestern. Was dann?
    Denk nicht darüber nach. Bleib locker. Dafür bist du schließlich hier, vergiss das nicht. Du willst doch schließlich lernen, deine Kräfte zu beherrschen.
    Kaitlyn versuchte, sich zu entspannen, die Welt um sich herum auszublenden. Sie hörte gedämpfte Stimmen.
    »Das sind noch Betawellen, sagte Marisol.
    »Lass ihr Zeit.« Das war Joyce.
    Ganz ruhig, dachte Kaitlyn. Ignoriere sie einfach. Der Stuhl ist bequem. Du hast letzte Nacht nicht sehr viel geschlafen.
    Langsam, ganz langsam, spürte sie, wie sie schläfrig wurde.
    »Thetawellen.«
    Dunkelheit, sie fiel …
    »Alphawellen.«
    »Gut!«
    Kaitlyns Hand verkrampfte sich und begann zu jucken. Doch als sie den Stift mit geschlossenen Augen aufnahm, kam ihr plötzlich wieder das Bild von gestern in den Sinn. Die Angst drehte ihr den Magen um.
    »Wieder Betawellen«, sagte Marisol, als verkünde sie den Tod eines Familienmitglieds.
    Joyce warf einen Blick hinter den Wandschirm. »Kaitlyn, stimmt was nicht?«

    »Ich weiß nicht.« Jetzt hatte Kaitlyn nicht nur Angst, sondern auch noch ein schlechtes Gewissen. »Ich kann mich einfach nicht konzentrieren.«
    »Hmm.« Joyce zögerte kurz und sagte dann: »Gut, warte eine Sekunde.« Sie verschwand.
    Nach kurzer Zeit war sie wieder da. »Schließ die Augen, Kait.«
    Kaitlyn gehorchte automatisch. Sie spürte etwas Kaltes auf der Stirn. Etwas sehr Kaltes.
    »Jetzt versuch es noch mal«, sagte Joyce, und Kait hörte sie gehen.
    Wieder versuchte sich Kait zu entspannen. Diesmal wurde sie sofort von der Dunkelheit eingehüllt. Dann spürte sie einen merkwürdigen Druck im Kopf, fast wie bei einer Explosion. Und dann …
    … Bilder. Bilder stürmten ihr in den Kopf, mit einer Vehemenz, dass Kaitlyn es fast nicht aushielt.
    »Alphawellen wie verrückt«, sagte eine Stimme in der Ferne. Kaitlyn nahm sie kaum wahr.
    So etwas war ihr noch nie widerfahren, doch sie war zu überrascht, um Angst zu haben. Die Bilder rauschten durch ihren Kopf wie in einem Kaleidoskop und waren so schnell wieder verschwunden, dass sie Mühe hatte, sie alle zu erkennen.
    Gabriel. Etwas Lilafarbenes. Joyce oder eine Person, die ihr glich. Etwas, das lila und unförmig war. Jemand stand in einer Tür. Menschen, die sich um etwas versammelt
hatten. Etwas

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