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Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe

Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe

Titel: Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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hatte ihr Sorgen bereitet, wie sie erklären sollte, dass sie und die anderen zusammenwohnten. Sie wollte den kalifornischen Schulfreunden nichts von ihrer paranormalen Veranlagung und dem Institut erzählen. An ihrer neuen Schule wollte sie zur Abwechslung einmal nichts Besonderes sein. Sie wollte dazugehören.
    Doch zum Glück wusste Lewis Abhilfe. Während er Fotos von den Mädchen machte, erklärte er grinsend, ein netter älterer Herr habe ihnen eine Menge
Geld gegeben, damit sie auf diese Schule gehen konnten. Keiner glaubte ihm, aber es entstand eine unwiderstehliche Aura des Rätselhaften, die ihr Ansehen weiter hob.
    Als Kaitlyn am Ende des Schultags den Kunstraum verließ, war sie einfach nur glücklich. Die Kunstlehrerin hatte ihre Bildermappe »beeindruckend« und ihren Stil »flüssig und ansprechend« gefunden. Alles, was ihr jetzt noch zu einer perfekten Welt fehlte, war Rob.
    Gabriel sonderte sich natürlich von den anderen ab und aß allein zu Mittag. Kaitlyn sah ihn an diesem Tag mehrmals, immer allein, immer mit einem spöttischen Zug um den Mund. Sein gutes Aussehen, seine Launenhaftigkeit und die Aura des Gefährlichen hätten ihn für die anderen Schüler unglaublich interessant machen können, dachte Kait, aber er wollte das offenbar nicht.
    Nach der Schule holte Marisol sie mit einem silberblauen Kleinbus ab. Alle bis auf Gabriel, der nicht am vereinbarten Treffpunkt erschien. Kaitlyn dachte an seine Bewährungsauflagen und hoffte, dass er schon auf dem Nachhauseweg war.
    »Und jetzt noch ein paar Tests«, sagte Joyce, als sie im Institut ankamen.
    Kaitlyn war das nur recht. Sie war nach ihrem ersten Tag in der Schule bestens gelaunt. Wenn am Nachmittag
Experimente durchgeführt wurden, so war sie zudem mit Rob zusammen. Sie hatte noch keinen Plan ausgearbeitet, wie sie ihm beibringen konnte, dass sie ein weibliches Geschöpf war, aber sie hatte diesen Punkt ständig im Hinterkopf. Vielleicht ergab sich spontan eine Gelegenheit.
     
    Doch Joyce’ erste Amtshandlung war, Rob nach oben zu schicken, denn er würde erst später drankommen.
    »Der Generator ist fertig, Lewis«, fügte sie hinzu. Sie setzte Lewis in dieselbe Kabine wie am Tag zuvor. Diesmal ging Kait mit.
    »Was ist das?«, fragte sie mit Blick auf das Gerät, das vor Lewis stand. Es sah aus wie ein Computer, doch auf dem Bildschirm war ein Raster abgebildet, über das quer eine krakelige grüne Linie verlief. Es sah aus wie ein Überwachungsmonitor, der im Krankenhaus den Herzschlag eines Patienten abbildet.
    »Das ist ein Zufallsgenerator«, sagte Joyce. »Er spuckt ständig in willkürlicher Reihenfolge Zahlen aus, mal positive, mal negative. Die grüne Linie zeichnet das nach. Lewis’ Aufgabe besteht darin, die grüne Linie nach oben zu verschieben. Er soll also das Gerät dahingehend beeinflussen, dass es mehr positive Zahlen als negative ausgibt.«
    Kait sah Lewis überrascht an. »Das kannst du?«, fragte sie. »Mit dem Geist?«

    »Ja, darum geht es bei der Telekinese. Macht über Materie. Das hier ist viel einfacher, als zum Beispiel beim Würfeln eine bestimmte Zahl hervorzubringen. Aber das kann ich manchmal auch.«
    »Lass dich nur nicht in Las Vegas blicken«, sagte Joyce augenzwinkernd und klopfte ihm mit den Fingerknöcheln auf den Kopf. »Die würden dir glatt die Kniescheiben kaputt schießen.«
    »Gut, jetzt also zu dir«, sagte sie zu Anna. »Du machst dasselbe wie gestern. Ich möchte, dass du der Maus mitteilst, durch welches Loch sie gehen soll.«
    Anna hatte die weiße Maus bereits aus dem Käfig geholt. »Komm, Mickey. Wir schreiben zusammen Geschichte.«
    »Und jetzt bist du dran, Kaitlyn«, sagte Joyce. Sie nickte zum Wandschirm hinüber. Marisol karrte gerade auf einem fahrbaren Wägelchen ein Gerät heran. Kaitlyn beäugte misstrauisch die Regler und Drähte.
    »Du brauchst nicht nervös sein. Das ist nur ein EEG«, sagte Joyce, »ein Elektroenzephalograph. Er misst deine Gehirnströme.«
    »Wow, fantastisch.«
    »Was dir aber sicher nicht gefallen wird, ist das hier.« Sie hielt etwas hoch, das wie eine Zahnpastatube aussah. »Das ist das Elektroden-Gel. Du kriegst es mörderschwer wieder aus dem Haar heraus.«

    Kaitlyn fügte sich in ihr Schicksal und setzte sich in den Sessel.
    Marisols und Kaits Blicke trafen sich für den Bruchteil einer Sekunde. Die vollen Lippen der Studentin formten wie immer einen gelangweilten Schmollmund.
    »Und das hier ist zum Reinigen der Haut«, sagte sie und drückte

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