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Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe

Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe

Titel: Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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Lewis und gesellte sich zu Kaitlyn. »Sie fließt in verschiedenen Kanälen durch den Körper. Man kann sich das vorstellen wie bei Blut … oder vielleicht Strom. Jeder hat sie, aber übersinnlich veranlagte Menschen haben mehr davon.«
    »Also ist es das Chi, was Rob da kanalisiert?«, sagte Kaitlyn.
    »Man kann es so bezeichnen«, sagte Rob. »In dem anderen Zentrum hat man mir auch noch andere Namen dafür genannt: In Indien nennt man es zum Beispiel prana, und die alten Ägypter bezeichneten es als sekhem. Das ist alles dasselbe. Alle Lebewesen haben es.«
    »Also, in dem Artikel hier steht, dass Kristalle das Chi speichern«, sagte Kaitlyn.

    Rob runzelte die Stirn. »Kristalle sind aber doch völlig leblos …«
    »Ich weiß, aber hier heißt es, dass theoretisch alle kristallinen Strukturen das Chi speichern könnten. Man kann sich das vorstellen wie eine Batterie«, sagte Kaitlyn. Sie starrte die Zeitschrift nachdenklich an. Es erinnerte sie vage an etwas, etwas Wichtiges, aber es fiel ihr einfach nicht ein, was es genau war.
    Der Artikel sah aus, als sei er häufig gelesen worden …
    »Sie ist aufgestanden«, sagte Rob. Kaitlyn hörte es auch – im Badezimmer lief das Wasser.
    Anna sah auf die Uhr. Es ist halb vier. Wir können ihr ja sagen, dass wir von der Schule hergelaufen sind.
    Kaitlyn nickte. Die anderen waren offenbar einverstanden. Kait straffte ihre Schultern, hob den Kopf und marschierte los, um sich Joyce zu stellen.
     
    Die folgende Woche war hektisch. Tagsüber gingen sie zur Schule, nachmittags fanden die Tests mit Joyce statt. Die Freizeit, die ihnen blieb, verbrachten sie damit, herauszufinden, wie sie das Netz durchtrennen konnten und was Mr. Zetes vorhatte. Leider machten sie in beiden Punkten keine größeren Fortschritte.
    Das geheime Kellerbüro betraten sie nicht noch einmal. Zwar lauerten Kait und Rob auf eine Gelegenheit,
doch Joyce verließ das Institut nicht und schlief bei offenen Türen.
    Kaitlyn befand sich in einem Zustand ständiger Anspannung. Sie musste Joyce gegenüber ständig auf der Hut sein und durfte nicht über die Themen reden, die für den Augenblick die wichtigsten ihres Lebens waren. Doch irgendwie gelang es ihr, gelang es ihnen allen.
    Marisol wachte nicht aus dem Koma auf. Nur Angehörige durften sie besuchen, doch Joyce rief jeden Tag im Krankenhaus an. Immer erhielt sie dieselbe Auskunft: Ihr Zustand war unverändert.
    Mr. Zetes besuchte das Institut mehrmals, jedes Mal unangekündigt. Sie verbargen ihre Geheimnisse auch vor ihm, oder zumindest war sich Kaitlyn dessen ziemlich sicher. Manchmal, wenn Mr. Zetes Gabriel wieder einmal durchdringend ansah, kam sie ins Zweifeln.
    Was Gabriel anging, so machte sich Kaitlyn Sorgen um ihn. Er wirkte verstört, kam nicht gut mit der neuen Situation zurecht.Die neue Vertrautheit mit den anderen, so seltsam und beängstigend sie auch sein mochte, fand Kaitlyn trotzdem aufregend. Nie im Leben war sie anderen Menschen so nah gewesen. Lewis’ ungestümer Eifer, Annas sachliche Ernsthaftigkeit taten ihr gut. Und die Nähe zu Rob vermittelte ihr eine fast schmerzvolle Freude.

    Doch für Gabriel war das alles eine Tortur. Er verbrachte jede freie Minute mit dem Lesen von Zeitschriften und Büchern und versuchte herauszufinden, wie sich das Netz zerschlagen ließ. Joyce machte er vor, dass er Recherchen über seine Gabe betrieb. Sie war begeistert. Er durfte ihre Bibliothek benutzen und sich per Fernleihe Bücher und Zeitschriften ausleihen.
    Doch er fand nichts, was ihm weiterhalf. Und mit jedem Tag zog er sich weiter von den anderen zurück. Er perfektionierte die Abschirmung so gut, dass Kaitlyn seine Anwesenheit kaum noch spürte.
    Wir wollen dich ja in Ruhe lassen, erklärte sie ihm. Und das stimmte auch, sie gaben sich alle wirklich Mühe, weil sie sich Sorgen machten. Und trotzdem schien ihre Gegenwart Gabriel so zu beengen, dass er den Eindruck machte, als würde er bald explodieren.
     
    Eine Woche nachdem die Verbindung zwischen ihnen hergestellt worden war, testete Joyce Kaitlyn wieder mit dem EEG.
    Darauf hatte Kait gewartet. Ich glaube, heute wird sie es tun, sagte sie zu Rob. Sie waren mittlerweile recht gut darin, Botschaften an jemand Bestimmten im Netz zu schicken.
    Ich kann jederzeit hereinkommen, wenn du willst, sagte er. Aber was soll ich tun – soll ich sie beobachten?

    Nein, erwiderte Kaitlyn, während sie Joyce’ Anweisung, sich zu setzen und die Augen zu schließen, Folge leistete. Wenn es etwas

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